Fußball Was wird mit dem Toto-Pokal?

Dirk Meier und Thomas Schuberth-Roth
Im Totopokal geht es für den SV Mitterteich wohl nicht weiter. Foto: Michael Ott

Dieser für Fußballvereine sehr lukrative Wettbewerb ist durch Corona schon fast in Vergessenheit geraten. Der BFV will aber daran festhalten – auch wenn die Hürden dafür äußerst hoch sind.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

München/Mitterteich - Der Totopokal des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) lockt mit der Aussicht auf die lukrative Teilnahme an der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde – der Sieger darf sich auf ein Antrittsgeld von 135 000 Euro freuen. 24 Klubs, Bayern-, Landes- und Bezirksligisten, haben sich bayernweit für die zweite Runde qualifiziert, darunter auch der Nordost-Landesligist SV Mitterteich.

Der BFV hat nun die Teilnehmer an der zweiten Totopokal-Hauptrunde in einer Online-Konferenz über den weiteren Fortgang informiert. Die ursprüngliche Planung sah bereits am 1. Mai die nächste K.o.-Runde vor. Die nächsten Spiele sollten dann am 5. , 8. Mai und 11. Mai mit dem Viertelfinale und am 18. Mai mit dem Halbfinale stattfinden. Ein Termin ist fix: Der Finaltag der Amateure, der seit Jahren in der ARD übertragen wird, findet am 29. Mai. Durch die Entscheidung der Politik, den Lockdown bis zum 9. Mai zu verlängern, ist der Terminplan momentan ohnehin fraglich. In einer Pressemitteilung teilte der BFV am Donnerstag mit, er sei mit dem Bayerischen Innenministerium hinsichtlich des weiteren Vorgehens für den Toto-Pokal-Wettbewerb im Austausch.

Bis zum Montag sollen sich die Vereine nun entscheiden, ob sie sich weiter am Wettbewerb beteiligen. Für Roland Eckert, Vorsitzender des SV Mitterteich, steht fest: „Die Mehrzahl kann das nicht. Das ist für viele Klubs einfach nicht zu leisten. Auch für einen Verein mit unserer Struktur ist das unmöglich zu stemmen.“ Kosten und Aufwand stünden in keinem Verhältnis zueinander.

Lockdown umschiffen

Was genau verlangt der BFV? Nach dem Vorbild der Regionalliga Südwest sollen die teilnehmenden Vereine einen semiprofessionellen Status erhalten. So ließe sich wohl auch der verlängerte Lockdown umschiffen. Dazu benötigen sie – erstens – die Zustimmung der zuständigen Behörden in Stadt und Landkreis. Zweitens sind ständige Corona-Testungen im Spielbetrieb notwendig – spätestens zehn Tage vor der ersten Begegnung ist damit zu beginnen. Es handelt sich dabei um POC-Antigen-Schnelltests. Ein externer Dienstleister, hieß es in der Online-Sitzung, stelle diese zur Verfügung mit einem Starterpaket, das 100 Stück zum Preis von 535 Euro beinhaltet. Aktuell kostet ein Test 3,50 Euro und für den Zeitraum des Totopokales würden sich die Kosten für einen Verein auf 1500 Euro belaufen. Hierfür müsse ein Vereinsmitglied für die Testungen geschult werden, alle Spieler, die gemeldet werden, müssten ebenso wie die Trainer, Betreuer und Offiziellen 24 Stunden vor dem Spiel getestet werden. Nur wenn 16 Spieler vor der Partie negativ getestet werden, könne die Pokalpartie auch ausgetragen werden. Drittens: Die Spiele selbst müssen wohl ohne Zuschauer ausgetragen werden. Mit anderen Worten: Die Vereine können die Kosten nicht mit Einnahmen kompensieren.

Ein erstes Meinungsbild in der Online-Sitzung war denn auch deutlich: Zwölf Klubvertreter erklärten einen klaren Verzicht, sieben ließen sich noch eine Hintertür offen, und nur der TSV Abtswind war spontan bereit, die Widrigkeiten des weiteren Weges auf sich zu nehmen.

Der Mitterteicher Vorsitzende Eckert: „Das ist schon alles enttäuschend.“ Schließlich hatte sich der Landesligist aus der Oberpfalz durchaus ein Weiterkommen gegen den zugelosten unterfränkischen Bezirksligisten TSV Lohr ausgerechnet.

„Rauskomplimentiert“

Enttäuschend findet Eckert aber auch das Vorgehen des BFV. Ihm komme es so vor, als sollten „die kleinen Vereine rauskomplimentiert“ werden. Die Zeitspanne sei viel zu kurz, um – erstens – eine eventuelle Erlaubnis als semiprofessionelle Mannschaft zu bekommen und – zweitens – sich entsprechend sportlich vorzubereiten, um die Gesundheit der Spieler nicht zu gefährden.

Wenn nun fast alle der 24 Bayern-, Landes- und Bezirksligisten zurückziehen, bleiben am Ende wohl nur der bereits qualifizierte Drittligist Türkgücü München, Regionalligisten und vielleicht der eine oder andere Bayernligist, die dann um die Qualifikation zum DFB-Pokal spielen. „Dann wird man das wohl auch noch durchziehen können“, sagt Eckert.

Immerhin: Den Klubs, die auf eine weitere Totopokal-Teilnahme verzichten, stellte der BFV in Aussicht, die bisher erspielte Prämie von 1250 Euro aufzustocken. Und für die nächste Pokalsaison – so ein weiteres Zuckerl – sollen sie er kommenden Runde automatisch für die erste Runde im Verbandspokal qualifiziert sein. Für den Mitterteicher ist das ein schwacher Trost. Eckert: „Trotzdem bleibt da ein fader Beigeschmack.“

Letzteres auch deshalb, weil die BFV-Spielordnung im eigens neu geschaffenen Paragrafen 93 zum Verbandspokal in Absatz 4 im Grunde klar festhält: „Der Teilnehmer für die 1. DFB-Hauptrunde wird aus den noch im Wettbewerb spielenden Mannschaften ausgelost.“ Dies kommt allerdings nur zum Tragen, sollte der Totopokal nicht ausgespielt werden.

Bilder