Ähnlich schildert auch eine Freundin des mutmaßlichen Opfers, die damals mit im Karibik-Urlaub dabei war, die Situation in ihrer Zeugenaussage. In ihrer Erinnerung habe Boateng das Windlicht aber nicht geworfen, sondern in Richtung seiner damaligen Partnerin getreten. Sie berichtet außerdem von Faustschlägen ins Gesicht und davon, dass sie mit Boateng am Folgetag über den Vorfall gesprochen habe. Sie habe ihm gesagt, dass man keine Frauen schlage, er habe entgegnet, dass er das wisse und deswegen in Therapie sei.
Boateng hatte alle Vorwürfe, seinen Partnerinnen gegenüber gewalttätig geworden zu sein, am Freitag vergangener Woche zurückgewiesen, sich nur für einen Schubser entschuldigt und von einem "Alptraum" gesprochen. In dem Zusammenhang sprach er auch erstmals über seine 2021 gestorbene Ex-Partnerin Kasia Lenhardt. Auch jetzt ist sie wieder Thema, weil es auch zwischen ihr und der Mutter von Boatengs Zwillingstöchtern Kontakt gab.
Prozess zieht sich
Es ist bereits das vierte Mal, dass sich ein Gericht mit dem Vorfall befasst. Das Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK in Österreich wechselte, zieht sich also schon lange hin. 2019 wurde Anklage erhoben, 2021 verhängte das Amtsgericht München eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil und der Prozess wurde ein weiteres Mal aufgerollt.
Während die Staatsanwältin das mutmaßliche Opfer sehr detailliert und längst nicht nur zu dem angeklagten Tathergang befragte, sagte die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich am Freitag, sie habe sich damit abgefunden, dass ein sechs Jahre alter Körperverletzungs-Fall hier behandelt werde wie vor einem Schwurgericht.