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Gedenken an Hofer Widerstandskämpfer Er hisste die rote Fahne über Hof

red
Ewald Klein . Im Alter von 43 Jahren wurde er von Nazi-Schergen in Dachau erschossen. Foto: /Archiv Oechslein

Der Widerstandskämpfer Ewald Klein wurde vor 80 Jahren in Dachau umgebracht. Die Nazis behaupteten, er sei an Herzschwäche gestorben.

 
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Der Hofer Ewald Klein hörte gerne Händel, war Schlosser von Beruf, zudem Schachspieler und Gewichtheber, Kommunist, Nazi-Gegner und Widerstandskämpfer – er wurde im KZ Dachau erschossen, am 25. Mai 1942. Zum 80. Todestag stellt der Hofer Autor Randolph Oechslein, der sich intensiv mit der Geschichte des Widerstands im „Dritten Reich“ befasst hat, den überzeugten Nazi-Gegner vor.

Geboren wurde Ewald Klein am 24. Februar 1899 in Marxgrün, im Jahre 1900 zog seine Familie nach Hof. Dort besuchte er die Volksschule, und ab 1912 – 13 Jahre alt – machte er eine Lehre als Schlosser bei Schlossermeister Mergner in der Hofer Altstadt. Als Geselle begab er sich auf Wanderschaft und fand Arbeit auf der staatlichen Marinewerft in Kiel.

Im Dezember 1917, mit 18 Jahren, wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, zu einer Nachrichteneinheit in München. 1918 erlebte Klein dort die Ausrufung der bayerischen Räterepublik. Zurück in Hof, legte er 1924 bei der Firma Thierauf die Meisterprüfung ab. 1925 heiratete er Barbara Deeg, verwitwete Friedrich. Ab 1925 arbeitet er als Schlosser unter anderem bei der Firma Summa in Oberkotzau; 1929 wurde er, wie Millionen Deutsche, arbeitslos, bis 1931.

Stadtmeister

Ewald Klein war begeisterter Schachspieler und bekam für seine Erfolge die goldene Bundesnadel des Schachverbandes. Als Gewichtheber errang er in den 1920er-Jahren die Hofer Stadtmeisterschaft und die Maingau-Meisterschaft. „Ewald Klein“, erzählt Oechslein, „war als Tierliebhaber bekannt und sehr hilfsbereit gegenüber seinen Mitmenschen. Bei seinen Vorgesetzten galt er als außergewöhnlich geschickter Schlosser. Er erfand ein Patent zur Diebstahlsicherung von Motorrädern, das von der Firma Maul aufgekauft wurde. Klein war Musikfreund und hörte gerne Verdi, Bach und Händel.“ 1928 trat er der KPD in Hof bei.

Unter Lebensgefahr

Am 1. Mai 1931 erklomm Ewald Klein nachts unter Lebensgefahr mit seinem Kollegen Artur Robisch zwei der höchsten Fabrikschlote Hofs, die der Bleicherei Zschweigert in der Ascherstraße und bei Groß in der Fabrikzeile. Oben brachten sie große rote Fahnen mit Hammer und Sichel an, die lange über Hof wehten; niemand traute sich, die Schlote zu besteigen. Der Hofer Anzeiger berichtete damals unter dem Titel „Rote Fahnen über Hof“.

Am 31. Oktober 1931 wurde Ewald Klein mit weiteren sieben seiner Genossen verhaftet; er wurde beschuldigt, mit Flugblättern Polizeibeamte aufgefordert zu haben, sich bei Einsätzen gegen streikende oder demonstrierende Arbeiter mit diesen zu solidarisieren. Nach rund siebenmonatiger Untersuchungshaft verurteilte ihn das Reichsgericht in Leipzig wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Von Oktober 1932 bis Juli 1933 musste er in Nürnberg die Reststrafe absitzen.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden führende Hofer Kommunisten verhaftet. Klein wurde zunächst als Kraftfahrer eingezogen, einige Tage später aber „aus Sicherheitsgründen“ in Schutzhaft genommen und zusammen mit dem Hofer Widerstandskämpfer Hans Merker ins KZ Buchenwald verschleppt. Vom 10. Dezember 1940 an musste er als Häftling des KZ Neuengamme in einem Klinkerwerk und bei Erdarbeiten des Dove-Kanals Schwerstarbeit verrichten. Im Dezember 1941 brach eine Typhus-Epidemie im Lager aus; kurz vor Weihnachten 1941 wurde Klein wegen Krankheit und Arbeitsunfähigkeit ins KZ Dachau verlegt.

Am 25. Mai 1942 schickte die Lagerleitung ein Telegramm an die Angehörigen: Ewald Klein sei am selben Tag an Herzschwäche verstorben. Die Angehörigen hätten 24 Stunden Zeit, die Leiche zu besichtigen. Die Ehefrau, die Schwester und der Stiefsohn Max stellen dabei Hinweise auf einen gewaltsamen Tod fest. Zwei Mithäftlinge bestätigen nach 1945 als Augenzeugen, dass er am zweiten Pfingstfeiertag auf dem Weg zum Arrest erschossen worden sei. red

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