Elterliche Liebe ist etwas Besonderes
Geschichten zur Liebe zur Natur aktivierten in den Versuchen das Belohnungssystem und visuelle Bereiche des Gehirns, nicht aber soziale Hirnbereiche. Die elterliche Liebe hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Nur bei ihr wurden bestimmte mit Belohnung verbundene Bereiche des sogenannten Striatums stärker aktiviert, wie die Forscher erläutern. Die mitfühlende Liebe zu Fremden wiederum rief insgesamt eine vergleichsweise geringe Gehirnaktivierung hervor.
Auffällig war dem Team um Rinne zufolge, dass die aktivierten Hirnareale sich bei allen Formen zwischenmenschlicher Liebe stark ähnelten, lediglich die Intensität der Aktivierung unterschied sich. Alle hingen mit sozialer Wahrnehmung zusammen.
Die besondere Liebe der Haustierbesitzer
Bei der Liebe zur Natur und zu Haustieren fand sich dieses Aktivierungsmuster nicht - mit einer Ausnahme. Sie betraf eine Szene zu Haustieren, die in einer der genutzten Geschichten so lautete: "Sie räkeln sich zu Hause auf der Couch und Ihre Hauskatze kommt zu Ihnen herüber. Die Katze rollt sich neben Ihnen ein und schnurrt schläfrig. Sie lieben Ihr Haustier."
An der Hirnmessung lasse sich mit gewisser statistischer Relevanz erkennen, ob der jeweilige Teilnehmer selbst ein Haustier habe, so die Forschenden. In diesem Fall funke das Gehirn mit höherer Wahrscheinlichkeit verstärkt auch in sozialen Hirnbereichen, also ähnlich wie bei zwischenmenschlicher Zuneigung.
Deutliche kulturelle Unterschiede möglich
Einschränkend gibt das Team zu bedenken, dass sich die Ergebnisse aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht verallgemeinern lassen. "Die Liebe ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das biologisch begründet und kulturell modifiziert ist", wird erläutert. Weitere kulturübergreifende und demografische Faktoren berücksichtigende Forschung sei erforderlich. Vor allem das Gefühlslevel gegenüber Fremden, Tieren und Natur werde stark von gesellschaftlichen und subjektiv-psychologischen Einflüssen geprägt.
Die neuronalen Mechanismen der Liebe zu ergründen, ermögliche nicht nur philosophische Diskussionen über die Natur der Liebe und menschliche Bindungen, so die Forschenden. Zu erhoffen sei auch ein praktischer Nutzen bei der psychologischen Behandlung von Krankheiten wie Bindungsstörungen, Depressionen oder Beziehungsproblemen.