Geldanlage Telefonaktion: Das sagen die Experten

red
Wer in Aktien investieren möchte, sollte geduldig und nervenstark sein. Denn die Börsen sind schwankungsanfällig. Das hat jüngst der Schock wegen der Credit Suisse gezeigt. Foto: picture alliance/dpa/Boris Roessler

Viele Leserinnen und Leser haben an der Telefonaktion unserer Zeitung zum Thema Finanzen und Fonds teilgenommen. Es zeigt sich, dass die Inflation, aber auch die jüngsten Turbulenzen wegen der Credit Suisse Spuren hinterlassen haben.

 
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Die Telefonaktion unserer Zeitung zum Thema Geldanlage ist auf sehr großen Zuspruch gestoßen. Die Experten Mesut Korkmaz, Thomas Rudel und Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI beantworteten zahlreiche Fragen unserer Leserinnen und Leser. Es ging unter anderem um Fondssparpläne, Immobilienfonds, Inflation und die Negativschlagzeilen wegen der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse. Hier ein Auszug aus den Gesprächen:

Im Januar 2022 habe ich einen globalen Aktienfonds gekauft, der jetzt Verluste hat. Soll ich den Fonds verkaufen?

Nein, eine Anlage in Aktienfonds sollte langfristig ausgerichtet sein. Sie ist nicht für die Anlagedauer von einem Jahr gedacht, sondern mindestens für fünf Jahre, besser noch länger. Denn je länger das Geld angelegt wird, desto besser können sich Wertschwankungen wieder ausgleichen.

Nach dem Straucheln der Credit Suisse mache ich mir Gedanken um meine Fondsanlagen. Sind Fonds gegen eine Pleite der Depotbank oder der Fondsgesellschaft abgesichert?

Investmentfonds sind Sondervermögen. Das angelegte Geld der Fonds wird strikt vom Vermögen der Fondsgesellschaft getrennt. Im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft fällt das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse, sondern es bleibt in voller Höhe erhalten und für den Fondssparer verfügbar. Auch das Fondsdepot bei Ihrer Bank ist Sondervermögen und würde Ihnen auch bei einer Insolvenz der Bank voll erhalten bleiben.

Ich überlege, das Vermögen aus meiner fälligen Lebensversicherung wegen der aktuellen Turbulenzen ins Ausland zu transferieren. Was meinen Sie?

Dabei sollten Sie das Wechselkursrisiko sowie eventuelle Steuern beachten. Eine Alternative wäre, einen Teil des Geldes in konservative Fonds anzulegen. Den anderen Teil könnten Sie auf einem Tagesgeldkonto parken. In Deutschland sind Bankeinlagen bis zu 100 000 Euro pro Einleger pro Bank gesetzlich geschützt.

Welche Anlageklassen machen aktuell noch Sinn und woher bekomme ich seriöse Informationen zu Fonds und deren Preisen?

Ob eine Anlageklasse für Sie sinnvoll ist oder nicht, hängt davon ab, welche Risikobereitschaft und Anlageziele Sie haben. Wichtig ist eine gute Anlagenmischung mit verschiedenen Laufzeiten, die zu Ihnen und Ihrer Lebenssituation passt. Bei einer ausführlichen Beratung werden all diese Punkte erörtert. Im jeweiligen Factsheet finden Sie wichtige Informationen zu einzelnen Fonds.

Ich habe seit Längerem einen Aktien-Fondssparplan. Soll ich diesen angesichts der nervösen und schwankenden Aktienmärkte weiter besparen?

Sofern Sie auf lange Sicht das Geld nicht anderweitig benötigen, lohnt sich das regelmäßige Sparen mit einem globalen Aktien-Fondssparplan. Langfristig haben sich Aktien als die attraktivste Anlageform bewährt, trotz schwankender Börsenkurse und unterschiedlicher Krisen. Bei sinkenden Kursen ist der Kauf günstiger, Sie erwerben mehr Fondsanteile für die Sparraten als bei hohen Kursen. So profitieren Sie bei einem langfristigen Vermögensaufbau von den Wertschwankungen.

Soll ich meinen offenen Immobilienfonds verkaufen?

Nein, offene Immobilienfonds sind ein stabiler Anker im Portfolio und erzielen im Schnitt etwa 2,5 bis drei Prozent jährliche Rendite. Die Erträge dürften steigen, da die Mietverträge der Immobilien in der Regel indexiert sind, das heißt, sie passen sich der Inflation an.

Lange Zeit gab es keine Zinsen bei den Banken. Gibt es jetzt wieder die Möglichkeit, sein Geld festverzinslich anzulegen?

Die gestiegene Inflationsrate liegt derzeit bei über acht Prozent. Um die Inflation zu bremsen, wurden die Leitzinsen erhöht. Sie bekommen bei verschiedenen Banken auch wieder Zinsen auf Spareinlagen, etwa zwei bis drei Prozent jährlich. Allerdings reicht das noch nicht, um die Inflation vollständig auszugleichen. Deswegen empfiehlt es sich, auch in andere Anlageklassen wie Aktien oder Immobilien zu investieren. Diese Sachwerte bieten langfristig einen gewissen Inflationsschutz.

Ich bin Anfang 50 und möchte Geld für die Altersvorsorge etwa 15 Jahre anlegen. Ist hier eine Anlage in Aktien zu empfehlen?

Gerade langfristig rentiert sich eine Aktienanlage. Besser als in die Aktien eines oder einiger weniger Unternehmen zu investieren, ist eine Anlage in Aktienfonds. Denn damit investieren Anleger in eine Vielzahl von Unternehmen, sodass eine breite Risikostreuung gewährleistet ist. Investieren Sie größere Beträge nicht auf einmal, sondern schrittweise, zum Beispiel monatlich mit Teilbeträgen über einen längeren Zeitraum hinweg. Oder mit einem Fondssparplan.

Was muss ich beim Kauf eines ETF beachten?

Bitte beachten Sie, dass ETF nicht gleich ETF ist. Achten Sie auf die Kosten und bei welchem Anbieter Sie kaufen. Erkundigen Sie sich, wie der ETF aufgebaut ist. Diese Informationen finden Sie in den Verkaufsprospekten.

Im Mai wird meine Lebensversicherung über 50 000 Euro ausgezahlt. Das Geld kann mindestens fünf Jahre angelegt werden. Zehn Jahre Anlagedauer wären mir aber zu lang, da ich schon vorher in Rente gehe und dann regelmäßig etwas von dem Geld zum Lebensunterhalt brauche. Was könnte ich machen?

Die erste Möglichkeit: Sie legen das Geld in gemischten Fonds an. Diese haben im Vergleich zu Aktienfonds meist geringere Wertschwankungen. Alternativ könnten Sie eine Hälfte der Summe längerfristig in Aktienfonds mit höheren Ertragsaussichten anlegen und die zweite Hälfte in Tages- oder Festgeld bei niedriger Verzinsung. Aber dafür hätten Sie schnelleren Zugriff auf die zweite Hälfte und könnten damit bei Bedarf Ihre Rente aufstocken.

Ich habe vor etwa einem Jahr fünf Fonds gekauft – globaler Aktienfonds, Aktienfonds mit Nachhaltigkeit, offener Immobilienfonds sowie zwei gemischte Fonds. Das Resultat in 2022 war durchwachsen. Ist das eine sinnvolle Anlage oder soll ich verkaufen? Das Geld benötige ich nicht aktuell.

Wenn das Geld nicht aktuell benötigt wird, sollten sie die Anlage behalten. Sie haben eine gute Vermögensmischung und Risikostreuung. 2022 war ein schlechtes Börsenjahr. Aber die langfristigen Ertragsaussichten sind gut, vor allem im Vergleich zu alternativen Anlageformen wie Tages- und Festgeld. Schon seit Januar 2023 sehen wir teilweise wieder deutlich steigende Kurse.

Ist Gold in Zeiten hoher Inflation eine kluge Investition?

Gold gilt als eine inflationsbeständige Anlage. Trotzdem sollte man nicht mehr als etwa 10 Prozent des Vermögens in Gold investieren. Denn: Gold bringt keine regelmäßigen Erträge. Die Wertentwicklung hängt vom Goldpreis ab. Dieser kann stark schwanken und steht momentan recht hoch. Gold sollte sicher verwahrt werden, das ist mit Kosten verbunden. Eine Alternative wären Aktienfonds, die in Unternehmen aus der Goldförderung investieren, vorteilhaft sind laufende Erträge. Eine andere Möglichkeit sind Rohstofffonds, doch auch hier sollten Sie nicht mehr als 10 Prozent des Gesamtvermögens anlegen.

Von meinen Eltern habe ich 200 000 Euro Festgeld geerbt. Ich bin 45 Jahre alt und benötige das Geld auf absehbare Zeit nicht. Wie lege ich am besten an?

Grundsätzlich sollten Sie Ihre Anlagen breit streuen und nicht alles auf eine Karte setzen. Eine Mischung aus unterschiedlichen Anlageklassen, die zu Ihrem Risikoprofil passen müssen, ist wichtig. Dazu gehören verschiedene Aktienfonds mit unterschiedlichen Schwerpunkten, offene Immobilienfonds und Mischfonds. Denken Sie dabei aber auch an eine schnell verfügbare Liquiditätsreserve. Besprechen Sie das im Detail mit einem Berater Ihres Vertrauens.

Wir haben 40 000 Euro auf einem Tagesgeldkonto gespart. Damit wollen wir nächstes Jahr eine Haus-Renovierung bezahlen. Sollen wir das Geld bis dahin in Fonds anlegen, um höhere Erträge zu erzielen?

In Ihrem Fall ist die Fondsanlage nicht die richtige Lösung. Das Geld wir bereits im nächsten Jahr benötigt. Aus diesem Grund sollten Sie bei einer schwankungsarmen Anlage bleiben.

Ich möchte in Aktienfonds anlegen – muss ich dabei eine Mindesthaltedauer einhalten?

Eine obligatorische Mindestanlagedauer für Aktienfonds gibt es nicht. Sie sollten allerdings beachten, dass Fonds eine langfristige Anlage sind. Sinnvoll sind mindestens fünf Jahre. Nur dann können Fonds ihre Vorteile wie den „Zinseszinseffekt“ voll ausspielen und Wertschwankungen ausgleichen.

Ich denke über eine Anlage in die Nahrungsmittelindustrie nach. Was halten Sie davon und welche Fonds kommen in Frage?

Solch eine Anlage kann sinnvoll sein und es gibt viele Fonds mit spezieller Branchenausrichtung. Die Nahrungsmittelbranche ist weniger abhängig von den Turbulenzen der sonstigen Wirtschaft. Auf der Internetseite des deutschen Fondsverbandes BVI (www.bvi.de) finden Sie weitere Informationen. In der Regel sollten Sie nicht mehr als 10 Prozent in diesen speziellen Bereich investieren.

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