Wenige Stunden nach Czaja schloss sich am Dienstag auch Thüringens CDU-Generalsekretär Christian Herrgott dem Austritts-Aufruf an. „Wenn unsere Weltanschauung und unsere Überzeugungen nicht mehr zu Herrn Maaßen passen, sollte er sich eine neue Heimat suchen“, so Herrgott.
Zwei Mitglieder des CDU-Bundesvorstands gehen noch weiter und verlangen von der Partei, Maaßen auszuschließen. Kai Wegner, Berliner CDU-Vorsitzender und Bundesvorstandsmitglied hatte sich am Sonntag so geäußert. CDU-Bundesvize Karin Prien forderte am Dienstag zum zweiten Mal ein Parteiausschlussverfahren. „Sollte Herr Maaßen bei unserer nächsten Bundesvorstandssitzung am 13. Februar noch Mitglied der CDU sein, werde ich einen Antrag an den Bundesvorstand stellen, ihn aus unserer Partei auszuschließen“, sagte Prien, die Bildungsministerin in Schleswig-Holstein ist. Sie hatte schon vor einem Jahr vergeblich für einen Rauswurf plädiert.
Maaßen hält ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn für aussichtslos. Er lasse sich nicht einschüchtern „und auch nicht beeindrucken, weil ich nicht glaube, dass ich in irgendeiner Weise die Voraussetzungen für ein Parteiausschlussverfahren erfüllt habe“, sagte er der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“. „Ich vertrete die Positionen des Grundsatzprogramms der CDU und die Positionen der CDU von Adenauer, Erhard und Helmut Kohl – und nicht die einer öko-woken Parteielite“, sagte er. Er habe die Rückendeckungen vieler Parteifreunde. Wem nicht passe, wofür er stehe, müsse eben aus der CDU austreten.
Die Bundesspitze und die Thüringer Landesspitze haben sich zwar mehrfach von Äußerungen Maaßens distanziert, sich die Forderung nach einem Parteiausschluss aber bislang nicht zu eigen gemacht. Ein Gespräch des Landesvorstands mit Maaßen, bei dem die grundlegenden politischen Differenzen erörtert werden sollten, war von der Thüringer CDU voriges Jahr angekündigt, aber dann nicht geführt worden.
Hans-Georg Maaßen hatte bei der Bundestagswahl 2021 als Direktkandidat der Südthüringer CDU im Wahlkreis 196 gegen den SPD-Herausforderer Frank Ullrich verloren. Nach der Wahlniederlage erklärte ihn die Schmalkalden-Meininger CDU zu ihrem „Bürgerbeauftragten“, als der er bis heute fungiert. Maaßen hat nach eigenen Angaben einen Zweitwohnsitz in Suhl. In den Kreisverbänden der CDU in Südthüringen hat er nach wie vor zahlreiche Anhänger. Aus der Schmalkalden-Meininger CDU äußerte sich am Dienstag zunächst niemand zu den aktuellen Vorwürfen und Forderungen.
Die jüngste Kritikwelle bezeichnete Maaßen am Montag als „seit Tagen andauernde schäbige Schmutzkampagne“, mit der man seine Wahl zum Vorsitzenden der Werteunion verhindern wolle. Zuvor hatte er „von Verhetzungs- und Skandalisierungsprozessen“ gegen ihn gesprochen. „Deswegen führen sie einen Vernichtungskrieg gegen mich.“ Dieses Vorgehen seiner Gegner verglich er mit der Zersetzungstechnik der SED in der DDR. Auch die Werteunion (WU) wies die Kritik an ihrem Mitglied zurück. „Zu keinem Zeitpunkt hat es je eine antisemitische Aussage von Hans-Georg Maaßen gegeben“, teilte die WU mit. Die von der CDU/CSU nicht anerkannte interne Gruppierung hat nach eigenen Angaben 4000 Mitglieder. Maaßen hatte seine Mitgliedschaft zwischenzeitlich ruhen lassen, als der inzwischen aus der CDU ausgeschlossene damalige WU-Vorsitzende Max Otte bei der Bundespräsidentenwahl 2022 den AfD-Kandidaten unterstützte.
Maaßen wiederum fordert von seiner Partei ebenfalls den Rauswurf prominenter CDU-Mitglieder: den von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel samt ihrer Anhänger. „Ein Parteiausschluss von Frau Merkel und ihrer Unterstützer ist notwendig“, sagte er im November in einem Interview. Merkel habe Deutschland und der Partei geschadet, unter ihr sei die CDU „ein Stück weit sozialistisch geworden, eine linke Partei“. Ohne eine „Entmerkelisierung“ sei die CDU „nicht mehr anschlussfähig für das konservativ-bürgerliche Lager“, zu dem der 60-Jährige das Spektrum aus AfD, CDU und FDP zählt.