Gesangverein „Einigkeit“ Ausklang mit Stil nach 100 Jahren

„Einigkeit“-Vorsitzender Adolf Prell (hinten links) übergab jeweils 1000 Euro Foto: Christian Schilling

Der Gesangverein „Einigkeit“ Furthammer löst sich zum Jahresende auf. Das Vereinsvermögen spenden die Mitglieder an vier Einrichtungen im Ort.

 
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Selbst namhaften Chören machen Überalterung und vor allem Nachwuchsmangel zu schaffen, gerade aber den Gesangvereinen. Sie verschwinden buchstäblich sang- und klanglos aus den Vereinsregistern – so auch der Gesangverein „Einigkeit“ Furthammer, der sich zum Jahresende auflöst – im 100. Jahr seines Bestehens.

Geld für Kindergärten

Doch die Mitglieder setzten noch einen letzten Paukenschlag. Das Vereinsvermögen von 4000 Euro stifteten die Sängerinnen und Sänger vor Kurzem im neuen Freunde-Kindergarten in Schönbrunn an vier örtliche Gruppen und Vereine zu je 1000 Euro. Bei der letzten Jahreshauptversammlung im September hätten die Mitglieder nicht nur die Auflösung beschlossen, sondern auch, dass das Vereinsvermögen zu gleichen Teilen an den Freunde-Kindergarten, den Posaunenchor Schönbrunn, die Jugendabteilung des BSC 1928 Furthammer sowie an die Jugendfeuerwehr Schönbrunn gehen soll. „Ich hoffe die Spenden finden eine gute Verwendung“, sagte „Einigkeit“-Vorsitzender Adolf Prell bei der Übergabe.

Dabei hat der Verein noch 63 Mitglieder. Davon können andere Gruppierungen nur träumen. Allerdings liegt der Altersdurchschnitt bei 75 Jahren, wie zweiter Vorsitzender Peter Baumgärtel weiß. Die Anzahl von Frauen und Männern hält sich dabei die Waage, 24 Personen frönen allerdings nicht dem Hobby Gesang, sie sind passive Mitglieder und treten eher bei gesellschaftlichen Ereignissen und Versammlungen des am 22. Februar 1922 gegründeten Gesangvereins in Erscheinung.

Lange Tradition

Die beiden Vorsitzenden blicken daher auf eine lange Tradition zurück. Im Dritten Reich war der Verein verboten, nach Kriegsende erfolgte die Wiedergründung, bis ins Jahr 2000 sangen Frauen und Männer aktiv. Als Mitglied der Gruppe Fichtelgebirge im Fränkischen Sängerbund beteiligten sich die Furthammerer mit weiteren fünf Chören aus der Region an den jährlich stattfindenden Gruppenkonzerten. Höhepunkte waren die Ausrichtung dieser Konzerte im Gasthof „Zum Röslatal – im Volksmund nur „Saalfrank“ genannt.

Auf Qualität legte der gemischte Chor dabei freilich großen Wert. Deshalb trafen sich die Aktiven einmal wöchentlich zur Singstunde. „Nach dem Gesangstraining schloss sich immer ein gemütlicher Teil an“, betonen Prell und Baumgärtel unisono. Allerdings sei es nicht langfristig gelungen, den Chor zu verjüngen. „Alte Leute waren wir genug, es war aber schwierig die Jugend zu motivieren“, schmunzelt der Vorsitzende. Deshalb sei der Chor im Jahr 2000 mehr oder weniger verstummt, der aktive Chorgesang wurde beendet, der Verein sollte jedoch auf Drängen der Mitglieder bestehen bleiben und im „Sinne eines kulturellen Vereins weitermachen“.

Fränkische Abende Opfer von Corona

„Wenn wir nicht selbst singen, dann lassen wir halt singen“, so die Überlegungen der Verantwortlichen. Und damit war die Idee geboren, alle Jahre jeweils im Herbst einen „Fränkischen Abend“ in Furthammer auszurichten. Dieser hat sich dann laut zweitem Vorsitzenden Baumgärtel schnell zu einer Kultveranstaltung entwickelt. In der Region beliebte Gruppen wie das Fränkische Bierorchester und die Regnitzlosauer Brauhausmusi gaben sich im altehrwürdigen Saal beim „Saalfrank“ die Klinke in die Hand. „Es herrschte stets gute Stimmung bis weit nach Mitternacht“, erinnern sich die beiden. Teilweise hatten die Veranstalter Probleme, alle Besucher unterzubringen. Dann aber kam die Corona-Pandemie, und auch der „Fränkische Abend“ kam zum Erliegen. Zudem schloss in diesem Jahr der „Saalfrank“ seine Pforten. „Der Weg zur Vereinsauflösung war damit unvermeidlich“, bedauern Prell und Baumgärtel.

Den 100. Geburtstag des Gesangvereins feierten schließlich alle Mitglieder noch mit einem gemeinsamen Abschiedsessen im Luisenburg-Resort. Und ein harter Kern von 15 Personen hat beschlossen, sich als Stammtisch in den umliegenden Wirtshäuser weiterhin zu treffen. Aber eins wird bei diesen Zusammenkünften dann definitiv fehlen: „Wir werden nicht mehr singen“, sagen Prell und Baumgärtel einhellig.

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