„GESTALT“-Programm Mit Bewegung gegen Demenz

Michael Meier

Die Volkshochschule Fichtelgebirge vermittelt einen neuen Ansatz zur Prävention von Alzheimer und ähnlichen Erkrankungen. Dabei geht es vor allem um Gehen, Spielen und Tanzen.

 
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Aktuell läuft eine Kursserie im Martin-Schalling Haus in Marktredwitz. Kursleiterin Brigitte Sommerer (gelbes Shirt) betreut derzeit 12 Teilnehmer, die sich mit dem Präventionsprogramm fit gegen Demenz machen wollen. Foto: Michael Meier

Wer rastet, der rostet“, weiß der Volksmund schon immer. Bewegung tut gut und hilft den müden Gliedern, wieder in Schwung zu kommen. Dass diese Weisheit jedoch auch für die Vorbeugung von Demenzerkrankungen gilt, ist eine relativ neue Erkenntnis. Nach den neuesten epidemiologischen Schätzungen leben in der Bundesrepublik rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen, und durchschnittlich treten Tag für Tag etwa 900 Neuerkrankungen auf. Im Laufe eines Jahres kann sich das auf mehr als 300 000 Fälle summieren. Vor diesem Hintergrund haben Forscherinnen und Forscher des Departments Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein neuartiges Vorbeugungskonzept gegen Demenz entwickelt. Es trägt den vielsagenden Namen „GESTALT“ und steht dabei für „Gehen, Spielen und Tanzen als lebenslange Tätigkeiten“. Ziel dabei ist, Personen ab 60 Jahren, die bislang nur unzureichend körperlich aktiv sind, nachhaltig in Bewegung zu bringen und einen aktiven Lebensstil zu fördern.

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Fester Teil der Prävention

Die Volkshochschule Fichtelgebirge der Stadt Selb ist mit der Aufgabe betraut, diesen GESTALT-Ansatz als festen Teil effektiver Präventionsstrategien im Landkreis Wunsiedel zu verankern. Konkret bedeutet dies, dass regelmäßig ein niedrigschwelliges Bewegungsprogramm in einem zeitlichen Umfang von 23 Übungseinheiten an verschiedenen Standorten angeboten wird, wobei die Teilnehmer auch aktiv in die Gestaltung desselben eingebunden werden sollen. Das Programm wird dabei kontinuierlich durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg begleitet. Wenn die Frauen und Männer nach dem Kurs dauerhaft Lust an der Bewegung verspüren, sie vermehrt tanzen gehen oder auch Gymnastikübungen oder Spaziergänge in ihren Alltag einbauen, ist das Ziel erreicht.

Hohes Durchschnittsalter im Landkreis

Dass das Programm gerade auch im Landkreis Wunsiedel sinnvoll ist, belegt die Bevölkerungsstatistik: Nach wie vor hat die Landkreisbevölkerung im bayernweiten Vergleich mit das höchste Durchschnittsalter. Während Faktoren wie etwa Alter, Geschlecht, genetische Disposition oder Vorerkrankungen nicht oder nur bedingt zu beeinflussen sind, bietet die Veränderung des Lebensstils vielversprechende Möglichkeiten der Einflussnahme: Rauchverhalten, Ernährung und Bewegung wurden in einschlägigen Studien als wichtige „Stellschrauben“ in Kampf gegen Demenzerkrankungen erkannt, umschreiben die Wissenschaftler den präventiven Ansatz gegen Demenz.

Bereicherung für die Region

„Nach wie vor ist es leider so, dass wir der Krankheit Demenz nicht wirklich etwas entgegenzusetzen haben. Wissenschaftliche Studien belegen aber, dass gesunde Ernährung, geistige Fitness und regelmäßige Bewegung das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, reduzieren können“, betont Projektleiterin Christine Fabisch. „Insofern ist es eine absolute Bereicherung, dass das Programm GESTALT noch in diesem Jahr im Landkreis Wunsiedel angeboten werden kann.“ Aktuell läuft eine Kursserie im Martin-Schalling Haus in Marktredwitz und eine weitere Kursserie in Kooperation mit dem FAM-EJF Familienzentrum in Selb. Außerdem wird am Mittwoch, 14. September, ein GESTALT-Kurs in Wunsiedel in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus angeboten. Hier werden noch Anmeldungen entgegengenommen.

Als eine von zehn Kommunen und Bildungsträgern beteiligt sich die Volkshochschule Fichtelgebirge der Stadt Selb für den Landkreis Wunsiedel an diesem Projekt, das durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Auftrag und mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen gefördert wird. Das Projekt „GESTALT“ wird durch die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlich begleitet.

Weitere Informationen gibt es bei Christine Fabisch unter Telefon 09287 8005125 oder per mail unter c.fabisch@vhs-fichtelgebirge.de.

Was, wenn jemand schon erkrankt ist?

Ansprechpartnerin
Im Landkreis Wunsiedel gibt es mit Michaela Haberkorn eine Mitarbeiterin des Landratsamtes, die als Demenzbeauftragte Betroffene, aber vor allem Angehörige berät. Zusammen mit der Volkshochschule Fichtelgebirge und der Fachstelle für pflegende Angehörige bietet sie eine sogenannte Demenzpartnerschulung an. Das sind 90-minütige Kompaktkurse, in denen das Krankheitsbild und die Kommunikation mit dem oder der Betroffenen besprochen und Hilfsangebote vorgestellt werden. Für Partner oder Familien im Alltag interessant ist auch das „Ede“-Programm, auch Entlastung durch engagierte Helfer. Die Helfer kommen in die Familien und betreuen stundenweise den Erkrankten. Die Tag und Nacht geforderten Angehörigen können diese Zeit für sich oder für Erledigungen nutzen. Michaela Haberkorn ist unter der Telefonnummer 09232/80388 erreichbar.