Gleichstromtrasse Bau des Südostlinks rückt näher

Christopher Michael
So sieht das Innenleben der 525-Kilovolt-Stromleitungen aus. Foto:  

Die Planungen zur Gleichstromtrasse waren seit Beginn umstritten. Nun hat der Netzbetreiber Tennet seinen Vorschlag für den konkreten Verlauf der Höchstspannungs-Leitung auf oberfränkischem Gebiet fertiggestellt. Kommt es zu juristischen Auseinandersetzungen?

 
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Bislang war die Planung für die Gleichstromtrasse Südostlink auf oberfränkischem Gebiet nur als einen Kilometer breiter Trassenkorridor vorgelegen, nun wird der Verlauf konkreter. Am Montag haben Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Tennet Kommunalpolitikern der betroffenen Städte und Gemeinden aus den Landkreisen Hof und Wunsiedel ihren genauen, grundstücksscharfen Trassenvorschlag vorgestellt.

„Ich sehe den aktuellen Vorschlag positiv durchwachsen“, sagt der Hofer Landrat Oliver Bär im Gespräch mit unserer Zeitung. Zum einen sei Tennet in vielen Bereichen der Planung auf die Vorschläge und Argumente der Kommunen eingegangen, etwa im Bereich Gattendorf nahe Hof. Andererseits gebe es weiter Bereiche, „in denen die sinnvollste Trassenvariante noch nicht gefunden worden ist“. Dies sei etwa bei Trogen der Fall.

Bereits im März will Tennet nun seinen Trassenvorschlag bei der Bundesnetzagentur einreichen. „Wir erwarten den Planfeststellungsbeschluss für 2024 und wollen dann auch direkt mit dem Bau beginnen“, sagt Torsten Grampp, Referent für Bürgerbeteiligung für den Abschnitt C1 von Münchenreuth im nördlichen Landkreis Hof nach Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel. Was den weiteren Verlauf der HGÜ-Trasse von Marktredwitz aus in südlicher Richtung durch die Oberpfalz und Niederbayern bis Isar angeht, plant Tennet, bis Ende des Jahres alle Planungsunterlagen fertiggestellt und eingereicht zu haben, wie Grampp auf Rückfrage unserer Zeitung sagte. Dann werden erneut die Träger öffentlicher Belange gehört und Erörterungstermine abgehalten.

Im Zuge dieses Prozesses wollen auch der Landkreis Hof und dessen Kommunen nochmals ihre Anliegen und Änderungswünsche bei der Bundesnetzagentur platzieren. Denn am Ende entscheidet die über den konkreten Trassenverlauf. Sobald deren Planfeststellungsbeschluss vorliegt, können die Bagger rollen. Spätestens 2027 soll dann der erste Strom quer durch die Bundesrepublik durch die beiden zwei Gigawatt starken Leitungsstränge fließen. „Bis zu zehn Millionen Haushalte können dadurch mit Energie versorgt werden“, erklärt Grampp.

Jedoch ist bis dahin auch damit zu rechnen, dass sich Betroffene juristisch gegen das Projekt zur Wehr setzen werden. „Wenn die Planungsunterlagen bei uns im Landratsamt eintreffen, werden wir uns diese noch mal ganz genau ansehen“, sagt Tobias Köhler, Büroleiter des Wunsiedler Landrats Peter Berek, im Telefonat mit unserer Zeitung.

Bereits einmal hat der Landkreis gemeinsam mit der Stadt Marktredwitz sowie dem Bund Naturschutz in Bayern und dem Verband der deutschen Gebirgs- und Wandervereine den Klageweg beschritten. Damals entschied das Bundesverwaltungsgericht die Klage gegen die Bundesfachplanung in einem Eilverfahren abschlägig; mit der Begründung, dass die Klage zu früh gestellt worden sei. Aufschiebende Wirkung hat eine Klage gegen den Südostlink indes nicht.

„Wir sind der Meinung, dass Stromversorgung anders gedacht werden müsste, viel moderner als nur in riesigen Stromautobahnen“, sagt Köhler und verweist auf den sogenannten Wunsiedler Weg. „Damit haben wir ein gutes und etabliertes Paradebeispiel dafür, dass Strom dezentral, regional und erneuerbar erzeugt, und auch verbraucht werden kann.“ Auch mit Blick auf andere zentrale Energieprojekte wie etwa Nord Stream 2 sei offensichtlich geworden, dass diese anfällig für Sabotage seien. „Was wir brauchen, ist ein sicherer Zugriff auf Energie“, sagt Köhler. Der Wunsiedler Weg umfasst mehrere, miteinander kombinierte Konzepte der erneuerbaren Energieerzeugung, etwa durch Solarparks, Windkraftanlagen sowie regenerative Energieträger wie Holz und Biogas.

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