Glockenkonzert Klangteppich über den Dächern von Marktredwitz

Richard Ryba
Elf Glocken aus drei Kirchtürmen werden am Sonntag in Marktredwitz im Zusammenspiel erklingen – rechts im Bild die evangelische Stadtkirche Sankt Bartholomäus, links unten die katholische Theresienkirche. Foto: /Florian Miedl

Ein seltenes Erlebnis: Am Sonntag wird es ein Glockenkonzert geben. Die Musik kommt von drei Kirchtürmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei junge Feuerwehrleute aus Wölsauerhammer mit ihren Funkgeräten.

 
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Die drei Kirchen in der Innenstadt von Marktredwitz verfügen miteinander über elf Glocken: Fünf sind es in der evangelischen Stadtkirche Sankt Bartholomäus, vier in der katholischen Pfarrkirche Sankt Josef und zwei in der etwas kleineren katholischen Theresienkirche im Markt. Aus diesen elf Glocken möchte Kantor Michael Grünwald am kommenden Sonntag, 3. Juli, ein einziges großes Instrument machen. „Ziel ist es, einen Klangteppich über die Stadt zu legen, der sonst nie zu hören ist, aber die ökumenische Verbundenheit darstellt“, sagt Grünwald, Kantor der evangelischen Kirchengemeinde in Marktredwitz. Um 14 Uhr soll das rund einstündige ökumenische Glockenkonzert beginnen.

Elf Glocken in der Innenstadt

Alle elf Glocken in der Innenstadt haben unterschiedliche Schlagtöne. Die Kunst ist es nun, aus diesen Tönen Motive unterschiedlicher Art zu komponieren und über der Stadt erklingen zu lassen. Das heißt: Der Kantor stellt einen Läutplan auf – und daraus ergibt sich ein Zeitplan, wann und wo welche Glocke zu läuten ist – und wie lange. „Das heißt, dass in jeder Kirche eine Person mit Zeitplan und Funkgerät zur Stelle ist, auf den Funkspruch reagiert und die passende Glocke einschaltet“, erläutert Grünwald. Denn von Hand werden die Glocken schon lange nicht mehr geläutet, das geht per elektronischem Signal und Läut-Mechanik.

An dieser Stelle bekommt der Kantor Unterstützung von der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Marktredwitzer Ortsteil Wölsauerhammer: Mitglieder der Jugendfeuerwehr werden am Sonntag mit ihren Funkgeräten in den Kirchen bereitstehen und die Läut-Kommandos ausführen. „Ich finde das klasse, dass die Jugendlichen der Wehr da mitmachen“, freut sich Grünwald.

Mit den Stiftlandbläsern

Das Motto des ökumenischen Konzerts lautet „Hörst du nicht die Glocken“: Und das deutet schon auf ein Läutmotiv hin, das zu hören sein wird, nämlich die Tonfolge c,d,e aus dem Kanon „Bruder Jakob“. Die Stiftlandbläser des Dekanats Weiden-Nord, dessen Kantor Grünwald ebenfalls ist, nehmen das Thema auf und begleiten die Konzertbesucher beim Gesang.

Abspielen wird sich das Ganze unter freiem Himmel. An dem Sonntag wird im evangelischen Pfarrhof das Diakoniefest gefeiert. Das Glockenkonzert soll der krönende Abschluss werden. Die Zuhörer sitzen dann aber nicht mehr im Pfarrhof, sondern nehmen auf Bänken auf der angrenzenden Martin-Luther-Straße Platz, die deshalb für den Verkehr gesperrt wird. „Hier hat man das optimale Hörerlebnis, weil hier der Klang der Glocken von den drei Kirchen ziemlich gleichwertig ist“, so der Kantor.

Thomas Kießling spielt „Pink Panther“

Die elf Glocken werden bei dem Konzert entweder als Melodie-In-strument eingesetzt, oder sie fungieren zu harmonisch passenden Liedern als Begleitinstrument. Der Marktredwitzer Saxofonist Thomas Kießling – bekannt vor allem als Mitglied der Altneihauser Feierwehrkapell’n – wird zudem mit Tenor- oder Altsaxofon Glockentöne aufnehmen, virtuos darüber improvisieren und auch bekannte Melodien anspielen – wie „Take Five“, „Pink Panther“ oder die Bayernhymne. Die Stiftlandbläser bieten zusammen mit den Glocken Choräle dar – und als besonderes musikalisches Schmankerl die Dudelsackmelodie „High-land Cathedral“.

Auch die im Jahr 2016 kreierte „Marktredwitzer Glockenmelodie“ wird wieder zu hören sein, bei der die Glocken als Soloinstrument vertreten sind. 2016 hat das erste Glockenkonzert in Marktredwitz stattgefunden. Das kam damals so gut an, dass die Initiative entstand, für eine neue Glocke Spenden zu sammeln. Im Jahr 2017 konnte dann das neue In-strument, die Leopold-Glocke, gegossen werden. Seither bereichert sie das Geläut in der Stadtkirche.

Pfarrkirche Herz Jesu zu weit weg

Damals wurde auch eine wichtige Vorarbeit geleistet, auf die jetzt das zweite Marktredwitzer Glockenkonzert aufbauen kann: Kantor Grünwald und sein Kantor-Kollege Gerd Hennecke aus Sulzbach-Rosenberg, ein Glockensachverständiger, haben im Jahr 2016 die elf Glocken vermessen und ihre Schlagtöne dokumentiert. Die Glocken der katholischen Pfarrkirche Herz Jesu bleiben beim Glockenkonzert übrigens nur deshalb „außen vor“, weil die Kirche in zu großer räumlicher Entfernung zu den anderen dreien steht und eine Einbindung akustisch keinen Sinn ergeben würde.

Eintritt muss man für den Konzertgenuss nicht zahlen. Spenden für die Jugendarbeit der Feuerwehr Wölsauerhammer werden aber gerne angenommen.

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