Große Sanierungspläne Für mehr Sicherheit und weniger Verkehr

28 Prozent der Befragten hoffen auf eine entspanntere Verkehrssituation im Schulzentrum. Foto: red

Das sind die Wünsche von Schülern und Bewohnern im Großraum Schulzentrum. 32 Prozent der Jugendlichen werden mit dem Auto zur Schule gebracht. 400 Fragebögen kommen zurück.

 
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Marktredwitz - Der Großraum des Marktredwitzer Schulzentrums steht vor einer der größten Herausforderungen in der Stadt. Denn das Areal, in dem 2350 Menschen leben und 2860 jeden Tag in die Schulen pendeln, soll in den kommenden 15 Jahren saniert und fit für die Zukunft gemacht werden (wir berichteten). In der jüngsten Sitzung des Stadtrats war Cornelia Dittmar vom Architekturbüro „UmbauStadt“ in Weimar per Video zugeschaltet, um erste Ergebnisse aus der groß angelegten Umfrage – 400 Bögen kamen zurück – zu präsentieren. Dabei kristallisierte sich heraus, dass 27 Prozent der Schüler den Wunsch nach mehr Sicherheit haben. Und 28 Prozent der Anwohner wünschen sich eine entspanntere Verkehrssituation.

Die Jugendlichen, die hier zur Schule gehen, plädieren zu 18 Prozent für ein verbessertes Freizeit- und Sportangebot in dem Gebiet. Verfügbares Wlan vermissen 15 Prozent, gute Verpflegungsmöglichkeiten neun Prozent, während fünf Prozent bessere Aufenthaltsmöglichkeiten schätzen würden. Eine entspanntere Verkehrssituation wünschen sich sechs Prozent der Schüler.

32 Prozent werden zur Schule gefahren

Da sieht die Wunschliste bei den Anwohnern, die tagtäglich morgens und mittags mit den Staus rund ums Schulzentrum konfrontiert sind, etwas anders aus. Eben 28 Prozent hoffen hier auf eine entspanntere Verkehrssituation. Warum diese momentan ziemlich unentspannt ist, zeigt die Auswertung von Schülerantworten. Denen zufolge werden 32 Prozent mit dem elterlichen Auto zur Schule gefahren. 13 Prozent kommen sogar schon mit dem eigenen Pkw. 15 Prozent reisen mit dem Bus an, fünf Prozent mit der Bahn, während gerade einmal verschwindend geringe zwei Prozent der Schüler mit dem Fahrrad kommen. 29 Prozent der jungen Leute geben an, dass man nicht gut mit dem Rad zur Schule gelangen kann – zum einen, weil die Strecke zu weit sei, zum anderen fehlen 33 Prozent die geeigneten Radwege dafür. Gäbe es sichere Radwege, würden 55 Prozent der Schüler mit dem Zweirad in die Schule fahren, hat die Umfrage, an der sich bislang überwiegend Realschüler beteiligt haben, ergeben. 33 Prozent gehen übrigens zu Fuß zur Schule.

Zu wenig Stellplätze

Die Bewohner wünschen sich neben einer entspannteren Verkehrssituation zu 23 Prozent mehr gepflegte Grünflächen und zu 14 Prozent mehr Stellplätze für ihre Autos. Auch die Sanierung der Straßen steht bei 13 Prozent der Anwohner auf der Wunschliste. Zehn Prozent möchten, dass die Bausubstanz in dem Quartier, in dem überwiegend Mietshäuser stehen, saniert wird. Fünf Prozent hoffen auf verbesserte Freizeitangebote und vier Prozent auf weniger Lärm.

Netto-Markt bei Schülern beliebt

Weil 25 Prozent der Schüler im Schulumfeld die soziale Sicherheit fehlt, halten sie sich hier nicht gern auf. Die Innenstadt suchen die wenigsten nach dem Unterricht auf. Dass es gute Möglichkeiten rund um die Schulen gibt, um sich mit Essen und Trinken zu versorgen, finden 91 Prozent der Jugendlichen. Und mehr als die Hälfte von ihnen geht dafür in den Netto-Markt, um sich zu verköstigen.

Die Bevölkerung ist der Umfrage zufolge in dem Quartier etwas jünger als in der Gesamtstadt. Die über 60-Jährigen machen im Großraum Schulzentrum 37 Prozent aus, in ganz Marktredwitz 42 Prozent. 79 Prozent der Anwohner geben an, sich in ihrem Wohngebiet wohlzufühlen. 53 Prozent schätzen ihre Wohnsituation als gut ein, vier Prozent als schlecht, 14 Prozent als eher schlecht. Ein Drittel der Bewohner bezeichnet die Stellplatzsituation als unbefriedigend. 17 Prozent der Menschen, die in dem Quartier leben, besitzen gar kein Auto. Den Straßenverkehr finden 17 Prozent störend, und zwölf Prozent beklagen fehlende soziale Sicherheit.

Knapp 60 Prozent sind Mieter

24 Prozent der hier Lebenden sind Mieter bei der Stewog, 15 Prozent bei der Allgemeinen Baugenossenschaft, 20 Prozent befinden sich in anderweitigen Mietverhältnissen, während 41 Prozent über Wohneigentum verfügen. Die zentrale Lage schätzen 28 Prozent der Bewohner. Die meisten – nämlich 65 Prozent – leben in dem künftigen Sanierungsgebiet auf einer Fläche zwischen 45 und 90 Quadratmetern. 33 Prozent der Menschen leben allein, 42 Prozent mit einem Partner, zwölf Prozent mit Kindern und fünf Prozent bei oder mit den Eltern. Acht Prozent der Bevölkerung lebt hier in einer Wohngemeinschaft.

Leicht sanierungsbedürftig

Lediglich fünf Prozent der Haushalte umfassen vier und mehr Personen. 13 Prozent der Befragten planen in den nächsten drei Jahren, aus ihrer Wohnung oder ihrem Haus auszuziehen. Gründe hierfür sind unter anderem die fehlende Barrierefreiheit und das schlechte Umfeld, wie die Betroffenen begründen. Knapp die Hälfte der hier Wohnenden hält den Zustand des Gebäudes, in dem sie leben, für „leicht sanierungsbedürftig“. Starken Sanierungsbedarf empfinden sieben Prozent.

Die Analyse des Büros „UmbauStadt“ hat Defizite beim Zustand der Gebäude ebenso ausgemacht wie bei der Verkehrssituation. Fast abgeschlossen ist mittlerweile die Generalsanierung der Fichtelgebirgsrealschule. Demnächst stehe der Neubau einer Heizzentrale an, der Rückbau des ehemaligen Netto-Marktes und der Abriss des Milchhofs sowie der Neubau einer Dreifachturnhalle. Später folgen im Schulzentrum der weitere Bau einer Turnhalle, die Generalsanierung des Otto-Hahn-Gymnasiums sowie der Rückbau der alten Jahnturnhallen. Langfristig ist hier auf den frei werdenden Flächen ein Neubau vorgesehen und später die Generalsanierung der Berufsschule.

Kurze Wege von Vorteil

Die ersten Leitlinien unter dem Titel „Ruhig – Grün – Zentral“ hat das Büro „UmbauStadt“ jetzt für die Zukunft des Sanierungsgebiets entwickelt. Laut Cornelia Dittmar wurden als Standortpotenzial die großzügigen Grün- und Freiräume sowie kurze Wege erörtert. Auch die zentrale Lage und das umfangreiche Bildungs- und Freizeitangebot sind Pfunde, mit denen sich in dem Quartier wuchern lässt. Die Bebauungsstruktur wird als attraktiv hervorgehoben. Hier die Zukunftspläne:

Nachhaltig mobil sein: Grüne Alternativen ausbauen, Parken organisieren und Verkehrssituation entspannen.

Gemeinsam lernen: Schulzen-trum ganzheitlich als Bildungscampus entwickeln, Synergien nutzen und ausbauen.

Klimawandel mitdenken: Flächenentsiegelung und klimaangepasste Grünräume, nachhaltige Energieversorgung.

Digitalisierung beschleunigen: Die Möglichkeiten digitaler Lern-, Arbeits- und Lebenswelten nutzen durch smarte Angebote und Ausbau der technischen Infrastrukturen.

Zentral wohnen: Vielfalt und Qualität der Wohnangebote verbessern und Minderheiten, die hier leben, nicht ausgrenzen.

Grünräume nutzen: Attraktive Aufenthaltsräume mit Angeboten für Jung und Alt gestalten sowie die Artenvielfalt und die Ökologie fördern.

Vielfalt wertschätzen: Kulturelle Unterschiede als Potenzial nutzen, Austausch fördern und Integration erleichtern.

Stadtstruktur entwickeln: Baustruktur, Grünraum und Infrastrukturen im Zusammenhang entwickeln.

Befragung läuft weiter

Die Befragung läuft nach Mitteilung von Cornelia Dittmar noch weiter, zumal die Schulen wegen Corona lange Zeit geschlossen waren. Auch diese Antworten würden in die weiteren Pläne für das Sanierungsgebiet mit einfließen. Oberbürgermeister Oliver Weigel bezeichnete den Vortrag der Architektin als „hervorragende Information“, die den Stadträten nun als Grundlage für weitere Diskussionen dienen werde.

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