Güterbahnhof In Kulmbach nicht mehr willkommen?

Erhaltenswertes Denkmal oder abrisswürdig? Blick in eine der Hallen des alten Güterbahnhofs, um dessen Erhalt in Kulmbach gestritten wird. Foto: Privat

Die Uni Bayreuth nimmt ungewöhnlich deutlich Stellung zur Debatte um den Erhalt oder Abriss des alten Güterbahnhofs in Kulmbach: „Die Diskussion hat mittlerweile einen Ton angenommen, der uns um die Außenwirkung auf künftige Studierende, Lehrende und Forschende fürchten lässt.“

 
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Es ist wohl kaum anders zu verstehen als ein Brandbrief. Die Uni Bayreuth hat sich am Dienstagvormittag mit einer ungewöhnlich deutlichen Stellungnahme zum Thema Güterbahnhof an die Öffentlichkeit gewendet. Für dessen Erhalt sammelt bekanntlich eine Initiative derzeit Unterschriften, um ein Bürgerbegehren durchzusetzen. Darüber wird vor allem in den sozialen Medien heftig und kontrovers diskutiert. Die zunehmende Verschärfung des Tons macht der Uni Bayreuth Sorgen um ihren Fakultätsstandort Kulmbach, schreibt deren Sprecherin Anja Maria Meister. In der Presseerklärung heißt es: „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Kulmbacher Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass wir große Verunsicherung bei unseren Kulmbacher Studierenden und Mitarbeitenden spüren. Viele fühlen sich dadurch in Kulmbach zunehmend weniger willkommen. Die Diskussion hat mittlerweile einen Ton angenommen, der uns um die Außenwirkung auf künftige Studierende, Lehrende und Forschende fürchten lässt. Die bisherige äußerst erfolgreiche Entwicklung der Fakultät VII und die Verbindung mit der Region wird dadurch alles andere als gefördert.“

Die Uni greift Argumente auf, die von den Bahnhofsbefürwortern immer wieder genannt werden und nimmt dazu Stellung:

„Das Grundstück ist doch groß genug.“

Wir können nicht das gesamte Grundstück bebauen. Wir haben bereits durch (Bier-)Leitungen, Naturschutzbelange, Flussverlauf und Bodendenkmalpflege eine Flächeneinschränkung. Zugleich benötigen wir Flächen für zum Beispiel Gewächshäuser und Anzuchtflächen. Auch ist es gemeinsames Ziel mit der Stadt Kulmbach, zur Verbindung in die Innenstadt einen Fuß- und Radweg über das gesamte Gelände verlaufen zu lassen, der weiter ins Industriegebiet führt. Und nicht zu vernachlässigen ist zudem der Punkt, dass von Beginn an immer Ziel war, auch Erweiterungsflächen zu haben. Eine weitere Verengung schränkt die Gestaltungsspielräume ein und würde aufgrund neuer Planungsgrundlagen in etlichen Bereichen bedeuten, nochmals einige Schritte rückwärts zu gehen und die Planungen neu zu konzipieren.

„Ein paar Euro Mehrkosten?“

Die Fragestellung ist wesentlich komplexer: Es geht nicht nur um die erheblichen Kosten, die eine Sanierung und Nutzbarmachung dieses extrem schadstoffbelasteten Gebäudes verursachen würde. Es geht vielmehr um eine völlige Neuausrichtung der Planungen seitens des Staats und vor allem auch der Stadt (Was wird aus der Tangente? Wie wird das Grundstück erschlossen?). Darüber hinaus ist völlig unklar, welche Bauteile - eben wegen der Schadstoffbelastung - welcher Nutzung zugeführt werden können und wie hoch die Kosten der Schadstoffbeseitigung zu Buche schlagen würden. Ohne weitere umfassende und kostenwirksame Gutachten kann dieser Sachverhalt derzeit nicht verbindlich beurteilt werden.

„Es ist noch Zeit, weil der Architektenwettbewerb noch nicht ausgeschrieben wurde.“

Für einen Architektenwettbewerb brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Informationen zur Erschließungssituation des Geländes. Er kann also erst starten beziehungsweise die Unterlagen dazu können erst ausgearbeitet werden, wenn feststeht, was mit dem Güterbahnhof geschieht. Vorarbeiten, die wir für einen solchen Wettbewerb bereits geleistet haben, wären bei einem Erhalt des Kulmbacher Güterbahnhofs zu überarbeiten. Im Falle eines Bürgerbegehrens würden sich die Planungen und damit der Baubeginn für die Fakultät VII natürlich noch weiter erheblich verzögern.

„Die Uni braucht keine Tangente.“

Die Universität kann sich vom Verkehrsgeschehen um den Campus herum und in der Stadt Kulmbach nicht abkoppeln, und diesbezüglich beinhalten die städtischen Planungen eine Tangente. Wir plädieren für die Lösung, die stadtplanerisch als erforderlich angesehen wird.

Welche Rahmenbedingungen lagen der Universität Bayreuth für die Fakultät VII in Kulmbach zugrunde?

Den Planungen der Universität Bayreuth für die Fakultät VII in Kulmbach lagen folgende Rahmenbedingungen zugrunde: Das Stadtentwicklungskonzept (ISEK) samt Verkehrswegekonzept der Stadt Kulmbach von 2009; die Konkretisierung der Planung für die bereits in diesem Konzept beinhaltete Tangente sieht vor, dass das Güterbahnhofsgebäude abgebrochen wird. Ein Gutachten des Voreigentümers über den Zustand des Güterbahnhofsgebäudes im Hinblick auf einen Abbruch und insbesondere auf die Schadstoffbelastung, das eine Sanierung des Gebäudes als ökonomisch nicht sinnvoll und nicht praktikabel erscheinen ließ. Schließlich eine Vereinbarung der Stadt Kulmbach mit dem Freistaat, zu gegebener Zeit den Grundstücksteil mit dem Güterbahnhof für den Tangentenbau zu erwerben und den Güterbahnhof dafür abzureißen. Dazu gibt es bereits einen Stadtratsbeschluss. Schließlich gab es bis vor Kurzem auch kein öffentlich bekanntes Interesse am Güterbahnhof.

Was sagt OB Ingo Lehmann?Er gebe zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme zum Güterbahnhof ab, wird mitgeteilt.

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