Handwerk Staat soll Ausbildung besser fördern

Klaus Kainath, Leiter des Berufsbildungs- und Technologiezentrum Coburg der Handwerkskammer Oberfranken (Mitte), erläutert dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Rolf Mützenich (rechts), einen Motor, der bei der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker eingesetzt wird; links Ramona Brehm, Bundestagskandidatin der SPD im Wahlkreis Coburg-Kronach. Foto: /Wolfgang Braunschmidt

Das Handwerk sucht dringend Nachwuchs. Doch dabei wird es gegenüber Hochschulen finanziell benachteiligt.

 
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Coburg - Der Staat lässt sich die Ausbildung junger Menschen einiges kosten. Allerdings gibt es dabei Unterschiede. Während Hochschulen mit einer 100-prozentigen Förderung rechnen können, liegt die Quote für Bildungseinrichtungen des Handwerks bei 75 Prozent. Die Differenz müssen die Kammern aus Eigenmitteln aufbringen. Und das stellt eine finanzielle Belastung dar, die kaum mehr zu bewältigen ist.

Diese Situation verdeutlichte Reinhard Bauer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oberfranken, dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich. Er besuchte am Donnerstag auf Einladung von Ramona Brehm, die sich für die SPD im Wahlkreis Coburg-Kronach um das Bundestagsmandat bewirbt, das Berufsbildungs- und Technologiezentrum Coburg. Der Sozialdemokratin liegt das Handwerk am Herzen. Sie selbst ist Schornsteinfegerin und betreut einen Bezirk in Coburg.

Brehm verdeutlichte, dass das Handwerk Nachwuchssorgen hat. Sie treibe die Frage um, wie es gelingen könne, mehr junge Menschen für einen Handwerksberuf zu begeistern. Der Fachkräftemangel mache sich auch im Coburger Land immer stärker bemerkbar. So müsse man damit rechnen, dass ein Auftrag, der einem Handwerksbetrieb heute erteilt wird, erst in einem Jahr ausgeführt werden kann, weil in den Unternehmen Mitarbeiter fehlen. Brehm: „Wer baut unsere Häuser, wer führt Reparaturen aus, wer zaubert uns ein Menü auf den Tisch?“ Bauer: „Ich sehe da ein gesellschaftliches Problem auf uns zukommen.“

Die sozialdemokratische Politikerin, die Stadträtin in Coburg ist, nannte zwei Lösungsansätze: Es müssten mehr Frauen für Handwerksberufe gewonnen werden, und es müsse in weiterführenden Schulen, auch an Gymnasien, stärker für das Handwerk geworben werden. Dabei müsse auf die Verdienstmöglichkeiten hingewiesen werden, sagte Klaus Kainath, Leiter des Berufsbildungs- und Technologiezentrums Coburg der Handwerkskammer Oberfranken. Es sei noch viel zu wenig bekannt, dass ein Meister mehr verdienen könne als ein Studienabsolvent mit Bachelorabschluss.

Stärker in den Blick nehmen müsse man zudem Studienabbrecher, die in einer Führungsposition im Handwerk gut aufgehoben seien, erläuterte Reinhard Bauer. In Oberfranken gebe es rund 16 500 Betriebe. Für ein Drittel stehe die Nachfolgeregelung an. Hoffnungen setzt die Handwerkskammer auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg und der Universität Bamberg, beispielsweise beim Angebot dualer Studiengänge. Hier biete sich der Denkmalschutz an. Wichtig sei zudem, dass der Staat die Förderung der akademischen und beruflichen Ausbildung gleichstelle. Bauprojekte an Hochschulen würden vollständig von der öffentlichen Hand finanziert, Bildungseinrichtungen des Handwerks nur zu 75 Prozent. Bei der Handwerkskammer Oberfranken stünden hier Projekte mit einem Kostenrahmen von 40 bis 50 Millionen Euro an. Etwa 15 Millionen Euro müsse die Kammer selbst aufbringen. „Das sehe ich im Moment nicht, das hemmt uns“, so der Hauptgeschäftsführer. „Da fehlt Unterstützung“, gab auch Ramona Brehm dem SPD-Spitzenpolitiker Mützenich mit auf den Weg.

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