Nein, der SPD-Mann Jörg Nürnberger hadert am Wahlabend nicht. Er hat zur Party ins Hofer Kunstkaufhaus geladen. Gekommen sind 30 Genossinnen und Genossen. Die meisten blicken abwechselnd auf den Fernsehbildschirm und auf das Display ihres Handys. „Ja, wir sind alle gespannt, wie sich die Ergebnisse verfestigen“, sagt Nürnberger. Während die Sozialdemokraten auf Bundesebene gewaltig zugelegt und als doch relativ klarer Sieger aus der Wahl hervorgehen, ist das Ergebnis für den Tröstauer ebenso klar: Er verliert das direkte Duell mit dem CSU-Mann Hans-Peter Friedrich deutlich mit 23,8 zu 41,4 Prozent. Ähnlich deutlich liegt die SPD in den Zweitstimmen hinter den Christsozialen (24,4 SPD zu 33,2 CSU). Dabei hat er bei seinen vielen Wahlkampfterminen „sehr viel Zustimmung“ erfahren. „Es kam vor, dass Menschen vorbeigefahren sind und mit mit einem erhobenen Daumen Glück gewünscht haben.“
Auch in den Gesprächen sei deutlich geworden, wie ernst die Bürger das Angebot der Sozialdemokraten genommen hätten. „Die Stimmung war zum Teil schon ungewohnt optimistisch.“ Gedrückt ist Nürnberger angesichts der am Ende dennoch klaren Verhältnisse nicht. „Wir haben im Bund den Regierungsauftrag, nicht nur, weil wir stärkste Kraft sind. Im Gegensatz zur CDU/CSU haben wir kräftig zugelegt.“ Er selbst freue sich über ein noch einmal besseres Ergebnis im Vergleich zu dem vor vier Jahren (Anmerkung: 0,3 Prozent).
Auch der Zug nach Berlin ist noch nicht abgefahren. „Ich liege in der bayerischen Landesliste auf Platz 19, das könnte reichen“, sagt er. Voraussichtlich noch in der Nacht oder am frühen Morgen wird sich zeigen, ob mit Jörg Nürnberger ein zweiter hochfränkischer Vertreter in den Bundestag einzieht.
Warum Hochfranken kein Selbstläufer mehr ist wie vor Jahrzehnten, liegt für den Genossen Jörg Nürnberger auf der Hand. „Die einstige Stammwählerschaft ist weggebrochen, zudem zersplittert die Parteienlandschaft immer mehr.“ Damit spielt der Tröstauer vor allem auf die AfD an, die in Hochfranken dritte Kraft wird. Und er sagt: „Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich viele Menschen in der Region abgehängt fühlen. Jetzt gilt es, diese zurückzugewinnen.“
Immer enttäuschender entwickelte sich der Wahlabend für die AfD. Hatte ihr Bundestagskandidat Gerd Kögler zwischenzeitlich fast um einen Prozentpunkt zulegen können, reichte es für ihn am Schluss gerade dazu, sein Ergebnis zu halten. Nichtsdestotrotz zeigte sich Kögler mit diesem persönlichen Ergebnis „sehr zufrieden“.