Hausfrauenverein Gebührender Abschied nach 70 Jahren

Sie wollen auch nach der Auflösung ihre monatlichen Treffen fortsetzen: die Damen des Hausfrauenvereins um ihre Vorsitzende Gertraud Sturm (vorne rechts). Foto:  

Der Hausfrauenverein Wunsiedel steht vor der fast endgültigen Auflösung. Vorher soll aber noch das Jubiläum zum 70-jährigen Bestehen gefeiert werden.

Mit dem Hausfrauenverein Wunsiedel löst sich die nächste alteingesessene Institution in der Region auf. Nach sieben Jahrzehnten sozialen Miteinanders soll im März abschließend allerdings noch das 70-jährige Bestehen der Vereinigung gebührend gefeiert werden.

Die Deutschen werden gerne auch einmal wegen ihrer Vereinsmeierei belächelt. Treffen sich drei Deutsche, so gründen sie einen Verein, ist ein alter Witz mit einem Körnchen Wahrheit. Über 600 000 Vereine sind im entsprechenden Register eingetragen. Aus dem Vereinsregister wieder herauszukommen, ist aber gar nicht so einfach, wie Gertraud Sturm, langjährige Vorsitzende des Hausfrauenvereins, feststellen musste.

Beschlossene Sache

Eigentlich war die Auflösung bereits seit dem vergangenen Herbst beschlossene Sache. „Ich dachte, das geht problemlos – denkste“, amüsiert sich Gertraud Sturm im Nachhinein. Der Besuch eines Notars hat sie nämlich eines Besseren belehrt. Denn zunächst muss die Auflösung offiziell beschlossen werden, und das mit 75 Prozent der Stimmen der Mitglieder. Auch danach existiert der Verein noch mindestens ein Jahr weiter. Er befindet sich dann im Stadium der Liquidation, sodass Gläubiger die Möglichkeit haben, sich beim Verein zu melden, um etwaige Forderungen, etwa finanzieller Art, anzumelden. Die Liquidatoren müssen den Beschluss nun in einer Bekanntmachung in einem Amtsblatt oder einer Zeitung veröffentlichen.

Mangel an Nachwuchs

„Ich glaube nicht, dass an uns noch jemand Forderung stellen wird“, ist sich die Vorsitzende relativ sicher. Trotzdem lud sie zu einer außerordentlichen Sitzung ins Café Goder ein. Dort stimmten alle der 16 anwesenden Frauen der Auflösung zu. Andere, die an der Versammlung nicht teilnehmen konnten, hatten bereits im Vorfeld ihr Okay gegeben. Zusammen mit Kassiererin Inge Walter wird Gertraud Sturm den Verein nun abwickeln. Dazu bestimmte das Gremium mit Berta Tischler und Edith Dumler noch zwei Kassenrevisorinnen für die Liquidation. „Wir wollen doch, dass alles überprüft wird und wir uns anständig verabschieden“, sagt Gertraud Sturm.

Zuletzt zählte der Verein, der 2008 aus rechtlichen Gründen Eingang ins Vereinsregister fand, noch ein wenig mehr als 30 Mitglieder; zu Hochzeiten waren es noch um die 130. Daraus resultiert auch die Auflösung. Wie auch in anderen Vereinen mangelt es den Hausfrauen an Nachwuchs. „Zudem sind die meisten, die sich zuletzt engagierten, über 80 teilweise über 90 Jahre alt“, gibt die Vorsitzende zu bedenken. Auch sei es finanziell kaum mehr zu stemmen, Referenten für die Treffen, die jeden vierten Mittwoch im Monat über sieben Dekaden hin stattfanden, zu finden.

Diese monatlichen Treffen fanden anfangs noch in den alten Stadtwerken statt. In jüngeren Jahren waren die Hausfrauen im Sozialraum der SWW zusammengekommen, um den verschiedensten Themen zu lauschen oder einfach bei Kaffee und Kuchen ein Pläuschchen zu halten. Dieses „wichtige soziale Miteinander“ soll auch in Zukunft nach der endgültigen Auflösung in Form eines Stammtisches beibehalten werden.

Abschluss mit Menü

Zunächst gilt es aber noch, den 70. Geburtstag zu feiern, nachdem die Hausfrauen bereits das 50-jährige und das 65-jährige Bestehen groß begangen hatten. Geplant ist am 29. März ein Festmenü im „Goldenen Löwen“. Dann sollen auch diejenigen Mitglieder entsprechend gewürdigt werden, die dem Verein in all den Jahren ihren Stempel aufgedrückt haben – etwa langjährige Vorsitzende aus früheren Zeiten. Gleichzeitig werden die 70 Jahre des Bestehens, die Grethe Fuchs in vielen Bänden mit Erinnerungsfotos und entsprechenden Texten dokumentiert hat, noch einmal in Erinnerung gerufen.

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