FDP-Fraktionschef Christian Dürr betonte im Deutschlandfunk: "In Grundzügen steht der Haushalt." Der Haushalt für das kommende Jahr sei mit 480 Milliarden Euro ja wesentlich größer als die Lücke von fünf Milliarden Euro.
Union geht von deutlich größerer Finanzierungslücke aus
Der Bundesfinanzminister hatte die Finanzierungslücke am Sonntag auf rund fünf Milliarden Euro beziffert. Aus der Union wurden Zweifel daran laut. Die Finanzierungslücke sei "größer als die von Christian Lindner behaupteten fünf Milliarden Euro", sagte Fraktionsvize Mathias Middelberg (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. "Tatsächlich bleiben von den offenen 17 Milliarden Euro nach Abzug einer Kapitalerhöhung bei der Bahn in Höhe von bis zu 3,6 Milliarden Euro noch 13,4 Milliarden Euro zu finanzieren", rechnete er vor.
Lindners Erwartung, acht bis neun Milliarden Euro würden nicht verausgabt, sei unrealistisch. Angesichts der aktuell schrumpfenden wirtschaftlichen Entwicklung sei mit steigenden Ausgaben zu rechnen, vor allem im Sozialbereich. Das zeige schon der Entwurf für den Nachtragshaushalt 2024. Dort seien allein 3,7 Milliarden Euro für "massiv steigende Ausgaben im Bürgergeld vorgesehen", sagte Middelberg.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion warf den Koalitionären vor, die von ihnen verursachte Unsicherheit in Bezug auf den Haushalt sowie Förderprogramme und öffentliche Investitionen zerstöre das Vertrauen von Verbrauchern und privaten Investoren. Er sagte: "Wenn die Ampel ihren Zank nicht sehr zügig und glaubwürdig beendet, wird das Abschmieren der deutschen Wirtschaft erst richtig Fahrt aufnehmen."
Es sei bei der Vorstellung des Haushalts durch Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Lindner vor einem Monat öffentlich gesagt worden, dass es diese Prüfbitten an das Finanzministerium gebe, sagte FDP-Fraktionschef Dürr, offensichtlich bemüht, die Kritik an Lindner zu entkräften.
Kühnert wirft Lindner schlechten Stil vor
Die Ergebnisse hätten intern besprochen werden müssen, sagte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert dem TV-Sender Phoenix. "Das ist einfach nur als schlechter Stil zu beschreiben." Wenn eine Regierung gemeinsam einen Prüfauftrag auf den Weg bringe, müssten die Ergebnisse zuerst mit den Kollegen in der Bundesregierung besprochen werden. Lindner wolle offensichtlich einen "öffentlichen Deutungswettkampf" über den Sozialstaat in Deutschland führen.
Aus dem Bundesfinanzministerium hatte es nach einer ersten Sichtung der Gutachten in der vergangenen Woche geheißen, auch "Maßnahmen zur Treffsicherheit der Sozialausgaben, über die bislang keine politische Einigung erzielt werden konnte, könnten den Handlungsbedarf reduzieren".