Heimatkunde in Marktredwitz Historischer Moment für Historischen Club

Uschi Geiger
Seine Kindheit am „Wiesauer Kreuzberg“ erweckt Werner Robl mit seinem neuen Buch zum Leben. Er stellte es bei der ersten Online-Veranstaltung des Historischen Clubs vor. Foto: /Johannes Geiger

Der rührige Verein feiert seine Online-Premiere: Autor Werner Robl trägt Geschichten aus seiner Kindheit vor. Sendestudio ist das Stadtarchiv.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktredwitz - Es ist ganz einfach, wenn man sich nur erst einmal getraut hat: Diese Erfahrung machten am Dienstag fast 50 Besucher des Historischen Clubs, der mit dem Vortrag von Werner Robl seine Online-Premiere feierte – unterstützt von Stadtarchivarin Edith Kalbskopf, die die Räumlichkeiten in der Ottostraße als „Sendestudio“ zur Verfügung stellte, und Johannes Geiger, der mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) nicht nur Mitveranstalter war, sondern sich auch um die technische Umsetzung kümmerte und den Online-Konferenzraum „Big Blue Button“ betreute. Mit zwei Klicks über die Homepage der KEB loggten die Teilnehmer sich problemlos ein und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Blickkontakt übers Laptop

Mit Werner Robl, Journalist und Buchautor aus Fuchsmühl, hatte man einen Referenten mit ins Boot geholt, der das freie Sprechen gewöhnt ist und auch keine Schwierigkeiten damit hatte, über den Laptop von Anfang an den „Blickkontakt“ mit seinen Zuhörern herzustellen. So stand einem gemütlichen Abend nichts mehr im Weg, denn auch das Thema war gerade richtig: „Ja, wer kummt denn dou – alles frisch einagröigt!. Erinnerungen an eine Kindheit am Wiesauer Kreuzberg“. So lautet der Titel des Buchs, das Robl kürzlich veröffentlicht hat, mit Geschichten aus seiner Kindheit, „die alle wahr sind!“, wie er betont. Und mit ihnen entführt er sein Publikum in die kleine, überschaubare Welt seiner Kindheit, in der man zwar nicht reich war, aber geborgen aufwuchs, mit vielen Freunden und zahlreichen Originalen, wie sie für eine kleine oberpfälzische Ortschaft früher so prägend waren. Die Dorfkramerin, die Härtl Anna, war eines davon; sie steht Patin für den Buchtitel, mit dem Robl ihrer leutseligen Art ein Denkmal setzt. Wenn er zu ihr zum Einkaufen in den Kolonialwarenladen geschickt wurde, sei dort wirklich alles frisch gewesen, „einschließlich der neuesten Nachrichten“, amüsiert sich der gebürtige Wiesauer noch heute.

Flaschenbierhandlung und Marmelade

An die Einkaufsrunden, die Robl im Auftrag seiner Mutter nicht nur bei der Härtl Anna, sondern auch beim Metzger und beim Bäcker absolvierte, erinnert er sich ebenso wie an seine Lieblingstante, die Leni, die nicht nur eine Flaschenbierhandlung betrieben, sondern auch die beste Marmelade überhaupt eingekocht habe. Mit Eltern, Großeltern und zwei Geschwistern habe er das sogenannte Kreuzberghäusl bewohnt, das immer wieder erweitert wurde.

Eine typische 60er-Jahre-Kindheit lässt Robl mit viel Herzblut wiederaufleben, und man sieht die Wohnstube mit dem Schwarz-Weiß-Fernseher, vor dem die ganze Familie die Fußballweltmeisterschaft 1966 gebannt verfolgte, beinahe vor sich. „Da war die Fernseh-Welt irgendwie noch in Ordnung“, findet er – mit Serien wie „Bonanza“, „Lassie“ und der „Augsburger Puppenkiste“ ja auch gut nachvollziehbar. Genug Zeit zum Draußen-Sein, zum Fußballspielen, Schlittenfahren und Versteckspielen gab es darüber hinaus auch, sowohl für ihn und seine Geschwister als auch für ungefähr 50 Kinder in der engeren und weiteren Nachbarschaft.

Traum vom Theaterfest

Fast schon philosophisch mutet das Kapitel „Ferien mit den Kasperlpuppen“ an: Robl erzählt darin, wie er und ein paar Nachbarsmädchen einen Sommer damit verbrachten, ein großartiges Theaterfest mit ein paar Pappmaché-Puppen zu planen – Drehbuch, Plakate, Bühne und Limonadenverkauf inbegriffen. Obwohl nie etwas daraus wurde, sei die Vorstellung davon so tief in ihm verankert, als hätte das alles wirklich stattgefunden. Vielleicht kann man nur als Kind so intensiv träumen und wünschen?

Obwohl Werner Robl nun in Fuchsmühl zu Hause ist, sei er im Herzen auch ein Wiesauer geblieben, sagt er am Ende seiner Lesung, die mehr ein Schöpfen aus einem umfangreichen Erzählschatz gewesen ist. Wie gut das angekommen ist, sah man unmittelbar an den durchwegs positiven Kommentaren der eingeblendeten Chatliste. Hermann Meier, der zu Beginn die Teilnehmer im Namen des Historischen Clubs begrüßt und sich ein Feedback zu diesem ersten Online-Abend gewünscht hatte, und auch Bernhard Leutheußer, der sich am Schluss bei allen Aktiven bedankte, dürften beide sehr zufrieden gewesen sein.

Wer noch mehr vom Leben auf dem alten Wiesauer Kreuzberg erfahren möchte, kann Werner Robls Buch bei der Gemeindeverwaltung Wiesau (Sekretariat), im Dorfladen Fuchsmühl oder direkt beim Autor (E-Mail: werner@robl-media.de) erwerben.

Bilder