Heinersreuth/Neudrossenfeld Risiken rechtzeitig vorbeugen

Der Roter Main bei Unterkonnersreuth im März 2019: Der Fluss ergoss sich über das angrenzende Gelände bis nach Unterwaiz und Altenplos. Die Gemeindestraße war nicht mehr befahrbar. Foto: Archiv/Nils Katzenstein Quelle: Unbekannt

Wetterextreme stellen Kommunen zunehmend vor große Herausforderungen. Für Neudrossenfeld und Heinersreuth gibt es jetzt eine Starkregen- Gefahrenkarte.

 
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Heinersreuth/Neudrossenfeld - Im Mai 2016 erwischte es Braunsbach in Baden-Württemberg: Der starke Regen, 105 Millimeter innerhalb von 24 Stunden, verwandelte sich zu einer Sturzflut, die den Ortskern verwüstete. Im bayerischen Simbach regnete es 2016 sogar 180 Millimeter Wasser an zwei Tagen. Um auf solche Wetterextreme vorbereitet zu sein, haben die Gemeinden Neudrossenfeld und Heinersreuth eine Starkregen-Gefahrenkarte erstellen lassen.

Das Fachbüro Sieker aus Brandenburg wurde vor zwei Jahren mit der Analyse beauftragt. Das Ergebnis stellte Professor Heiko Sieker zusammen mit seinem Mitarbeiter Daniel Horst jetzt in beiden Gemeinden vor.

Nicht nur Gewitterregen nach Hitzeperioden oder der Klimawandel sorgen für Überschwemmungen, sagte Sieker am Mittwoch bei seinem Vortrag in der Mehrzweckhalle in Altenplos. "Auch das Bauen und Planen hat etwas damit zu tun." Sprich: Gemeinden sollten sich vorher genau überlegen, wo sie Baugebiete ausweisen.

Daher sollten sich Kommunen vorbeugend mit möglichen Starkregengefahren befassen. "Starkregenereignisse kommen sehr schnell", stellte Sieker fest. "Wenn man erst anfängt nachzudenken, wenn der Regen da ist, dann ist es zu spät." Daher sei die Initiative der beiden Gemeinden bemerkenswert. Damit würden sie in Bayern eine Vorreiterrolle einnehmen.

Ein Jahrhundertregen, wie ihn die Statistik zugrunde lege, komme heutzutage dreimal in fünf Jahren vor. "Schäden können wir nicht vermeiden, aber wir können die Risiken verringern." Außerdem stellte der Professor klar: "Bei der Starkregengefahrenanalyse geht es nicht um Hochwasserschutz an Gewässern." Vielmehr geht es um die Fließwege, die von den geografischen Gegebenheiten abhängen. Was also tun, wenn wie in Münster 2014 in sieben Stunden 290 Millimeter Regenwasser herunterkommt?

Dafür schauten sich die Experten das Geländeprofil der zu bearbeitenden 60 Quadratkilometerfläche des Zweckverbands genau an. Neuralgische Punkte in der Gemeinde Neudrossenfeld sind demnach die Neuenreuther Straße und der Bauhof. Im ersten Fall reicht ein Maisacker bis an die Grundstücksgrenzen der Hauseigentümer. "Dabei wird eine Menge fruchtbarer Boden mit abgespült", sagte Sieker. In Hornungsreuth, Langenstadt und Dreschenau sind ebenfalls Problemstellen vorhanden. Auch das zeigt das digitale Geländemodell, das die Regenwasserexperten erstellten.

In Unterwaiz in der Gemeinde Heinersreuth wird regelmäßig die Halle des örtlichen Busunternehmers geflutet. In Unterkonnersreuth läuft das Regenwasser in die Siedlung. Hier könnte man versuchen, das Wasser auf den landwirtschaftlichen Flächen zurückzuhalten, sagte Sieker. Die Karte zeigt zum Beispiel auch bei Cottenbach Stellen, für die Flutgefahr besteht. Sogar einzelne Straßenzüge können mit dem Modell analysiert werden. Gegen Überflutung helfe es, die Objekte besser zu schützen, Hochwasserschutztechnik einzusetzen oder das Wasser in der Fläche zurückzuhalten.

Die Gemeinden sollten nun festlegen, welche Prioritäten sie haben und welche Gefahren zuerst gebannt werden sollen. In Heinersreuth werden die Daten im Rathaus eingepflegt, kündete Bürgermeisterin Simone Kirschner an. Dort seien sie dann für die Bürger einsehbar. Alle Bürger und insbesondere die Feuerwehren könnten hilfreich sein, wenn es darum gehe, Überflutungen zu verhindern. "Starkregen ist zwar kleinräumig und lokal begrenzt, er kann aber überall auftreten", sagte Kirschner. Daher müssten sich die Kommunen wappnen und ihre Liegenschaften und die Infrastrukturen daraufhin überprüfen. "Dies ist unsere Hausaufgabe, wenn nicht eine nie endende Daueraufgabe."

Thomas Müller vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg stellte abschließend das Projekt "Bodenständig" vor. Darin werden Vorschläge gemacht, wie sich die natürlichen Gegebenheiten nutzen lassen, um Überflutungen zu verhindern. Zum Beispiel Senken, Grünlandflächen oder Dämme. Die meisten Vorhaben scheiterten nicht an der Finanzierung, sondern am Willen der Eigentümer, so Müller. Auch er ist überzeugt: "Siedlungen entstehen oft an der völlig falschen Stelle."

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