Goldmühl -
Er brachte Besuchern die Bergbaugeschichte rund um Goldkronach und das Wirken von Alexander von Humboldt nahe: Auch nach seinem 80. Geburtstag wird Heinz Zahn die Vergangenheit unter Tage nicht loslassen.
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Von Peter Rauscher
Am Eingang zum Garten von Heinz Zahn wacht ein Hund. Aber nicht einer mit vier Beinen, sondern mit vier Rädern. Hund oder Hunt heißen die Förderwägen, auf denen früher Gesteine aus den Bergwerken ins Freie transportiert wurden. So einen Hund hat sich Heinz Zahn besorgt, hergerichtet und am Eingang seines Gartens aufgestellt. Denn der Bergbau, der früher um seinen Heimatort Goldmühl betrieben wurde, beschäftigt ihn seit Jahrzehnten. Heinz Zahn, der an diesem Donnerstag 80 Jahre alt wird, ist einer der besten Kenner der Bergbaugeschichte rund um Goldkronach.
Dabei war es mit dem Bergbau längst vorbei, als Zahn am 17. Dezember 1940 in Goldmühl geboren wurde. Als eines von sechs Kindern half er den Eltern in der Landwirtschaft, bei Holzfuhrarbeiten aus dem Staatswald und in der Kohlenhandlung. Nach der Volksschule lernte er in Bayreuth bei der Maschinenfabrik und Eisengießerei Kaiser Maschinenschlosser und wechselte 1960 zu Frenzelit, dem Betrieb in seiner direkten Nachbarschaft. 42 Jahre sollte er hier beschäftigt bleiben, seinen Meister machen, Lehrlinge ausbilden, die Betriebsschlosserei planen.
Im Dorfleben engagierte sich Heinz Zahn früh. Mit 18 Jahren wurde er aktiver Feuerwehrmann, seit mehr als 50 Jahren gehört er dem Fichtelgebirgsverein an. 1984 bis 2008 arbeitete Zahn in der Fraktion der Freien Wähler im Stadtrat mit. Als seinen größten Erfolg sieht er heute, dass er den Stadtrat von einer Generalsanierung des Dendrologischen Gartens überzeugen konnte.
Schon mit 15 war er dabei, als sein Vater den Heimat- und Trachtenverein Goldmühl gründete. Traditionen und die Pflege des Althergebrachten sind ihm wichtig, sagt Zahn. Mit dem Heimat- und Trachtenverein D’Weißmaintaler gab es zur Blütezeit Erlebnisse, an die er sich etwas wehmütig zurück erinnert: Auftritte und Festbesuche in Deutschland, Österreich und Schottland. Rund 50 Mitglieder auch aus den umliegenden Orten hatte die Jugendgruppe des Vereins in den siebziger Jahren, als die Eltern noch voll dahinterstanden, sagt er. Die Zeiten sind längst vorbei. Zwar zählt der Verein heute noch 113 Mitglieder, aber Auftritte mit Trachten und Musik gibt’s keine mehr, höchstens eine kleine Fahnenabordnung zu Vereinsfesten. Den Vereinsvorsitz, den Zahn seit 41 Jahren hat, will er längst abgeben, doch findet sich kein Nachfolger.
Dass der Verein sanft schlummert, lässt Zahn aber die Zeit, sich um sein anderes heimatgeschichtliches Interessensgebiet zu kümmern: die Bergbauvergangenheit Goldmühls. Vor mehr als 30 Jahren bat der damalige Vorsitzende des Museumsvereins, Eberhard Arnold, den Schlossermeister Zahn um fachkundige Mithilfe beim Umzug in die Kirchgasse. Zahn trat dem Verein bei und ist bis heute aktiv im erweiterten Vorstand und als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bergbau. Er erklärt Besuchern das Grubenlampenexperiment, bei dem Alexander von Humboldt seinerzeit beinahe ums Leben gekommen wäre, führte 20 Jahre lang Gäste durch das Besucherbergwerk Mittlerer Name Gottes, für dessen Ausbau, Erschließung und Beleuchtung Zahn 1993 bis 1995 zuständig war. „Das habe ich immer sehr gerne gemacht. Zu den Führungen kam ein bunt gemischtes Publikum: von Schulklassen über Universitätsprofessoren und Geologen bis zu Touristengruppen. Und Humboldt-Stipendiaten aus China, Japan, Südamerika.“ Die Verständigung war nie ein Problem, schmunzelt Zahn. Er spreche kein Englisch, „aber bei den Gruppen war immer jemand dabei, der auch Deutsch konnte, und den ernannte ich einfach zum Dolmetscher.“
Mit den Führungen ist seit vergangenem Jahr Schluss - das sollen jetzt Jüngere machen – aber nicht mit Zahns Engagement für den Verein. Gerade geht es darum, einen Besucherraum in der Museumsbrauerei einzurichten, außerdem muss ein neues Bodendenkmal am Besucherbergwerk beschildert werden. „Ich arbeite gerne mit, solange es mir gut geht, das macht mir Spaß“, sagt Zahn.
Seinen 80. Geburtstag an diesem Donnerstag wollte er eigentlich mit Nachbarn und Freunden groß feiern, doch Corona hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. So bleibt die Familie mit Frau, Sohn, Schwiegertochter und einem der beiden Enkelkinder bei der Feier unter sich. Wer ihm gratulieren will, muss anrufen oder in seinen Garten gehen. Vorbei an dem Hund mit der Aufschrift „Glück auf“!