Kulisse und Lärm fehlten
Die letzte Saison war irgendwie doch eine verrückte Saison. Einschränkungen hier, Auflagen da, Zuschauer fehlten: Wie sah ein Herbert Geisberger das alles? „Generell mussten wir uns, bei all den Einschränkungen sowie mit Kurzarbeit, Home-Office und Home-Schooling glücklich schätzen, dass wir in der Oberliga überhaupt eine volle Saison spielen konnten. Die ganze Zeit war für alle und besonders für die Kinder nicht leicht. Ich empfand es immer als Privileg, ins Stadion zu dürfen und den ganzen Corona-Frust auf dem Eis zu vergessen.“ Die Hygiene-Auflagen haben ihn da nicht besonders gestört, aber an die fehlende Fan-Kulisse mussten sich wohl alle erst gewöhnen. „Mir kam das zu Beginn immer wie ein Trainingsspiel vor. Ohne die Kulisse und den Lärm fehlt einfach die Intensität. Wir haben uns dann gegenseitig angetrieben und jedes Spiel versucht einen Grund zu finden, warum der jeweilige Gegner unbedingt bezwungen werden muss. Wir hatten da einfach die richtigen Führungsspieler und Charaktere in der Kabine. Klar wäre es traumhaft gewesen, eine so erfolgreiche Saison mit Zuschauern zu bestreiten. Mit den „Werdet zur Legende – Kämpfen bis zum Ende“-Gesängen wären da sicher einige Gänsehautmomente in den Playoffs gewesen.“
Abschiedsspiel?
Traurig ist Geisberger übrigens nicht, dass er ausgerechnet bei seinem Karriereende nun ohne Fans auskommen musste, denn: „Ich spekuliere, da es wieder möglich ist, Zuschauer in die Netzsch-Arena zu lassen, auf einen schönen Abschluss bei einem Gaudi-Spielchen. Ich denke, da gibt’s einige Spieler, die in den letzten Jahren ihre Karrieren in Selb beendet haben, die man in einem solchen Rahmen nochmal auflaufen lassen könnte.“
Besondere Vertragsverhandlungen
„Über Herbert könnte ich so viel erzählen, das würde sicher eine eigene Pressemitteilung“, sagt VER-Vize Thomas Manzei. „Ich kann mich noch gut dran erinnern, dass ich die Verpflichtung von Herbert auf einer Geschäftsreise in Kanada klargemacht habe. Gesehen und auf ihn aufmerksam geworden bin ich, als ich ein Spiel der Moskitos Essen besucht hatte, um ursprünglich einen anderen Spieler zu scouten. Mir fielen insbesondere seine spielerischen Fähigkeiten und sein Handgelenkschuss auf.“ Manzei erinnert sich an das erste Training der ersten Mannschaft, welches damals in Mitterteich stattfand. Bernd Setzer sagte bereits nach 30 Minuten zu mir, dass wir an Geisberger sehr viel Freude haben werden, er wäre eine sehr gute Verpflichtung. Setzer war sich sicher, Herbert würde viele Tore schießen. Und Bernd hatte recht behalten.Der Vorstand erinnert sich an so manch legendäre Feiern mit Herbert – weniger amüsant für manche Trainer, bei den Fans war er dafür umso beliebter. Aber der Stürmer war, so ist man sich beim VER sicher, ein absoluter Glücksgriff. „Herbert war auf dem Eis und in der Kabine vom ersten Spiel an ein Schlüsselspieler für uns und komplettierte die legendären „Big Three“, mit denen wir große Erfolge in der Oberliga feierten. Dazu ist er ein unglaublich sympathischer Mensch. Das Gesamtpaket Herbert Geisberger stimmte einfach.“
„Wahnsinn, was do abgeht in Selb“
Auch für die Selber Fangemeinschaft hat der 36-jährige Geisberger noch ein paar Worte: „Ich kann mich eigentlich nur für die großartige Unterstützung und den klasse Rückhalt der Fans gegenüber der Mannschaft während all der Jahre bedanken. Und was da in diesen Playoffs veranstaltet wurde, war einfach unglaublich. Da hat man gemerkt, wie sehr die Stadt hinter dem Eishockey steht. Mit den Worten von Doug Irwin: Des is Wahnsinn, was do abgeht in Selb! Dem VER wünsche ich alles Gute für den weiteren Ausbau des Eishockey-Standorts Selb und der Nachwuchsarbeit, eine erfolgreiche erste DEL2-Saison und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen über all die Jahre. Schee war’s.