Hilfe für den „Zorro der Wälder“ Eine neue Chance für den Gartenschläfer

Der Gartenschläfer ist aus vielen Wäldern verschwunden. Im Frankenwald und im Fichtelgebirge gibt es das das possierliche Tierchen noch. Damit das so bleibt, hat sich die bayerische Forstverwaltung etwas einfallen lassen.

 
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Der Gartenschläfer gehört zur Familie der Bilche und ist eng mit dem Siebenschläfer verwandt. In den Wäldern im Landkreis Kulmbach gibt es ihn noch, diesen possierlichen kleinen Vertreter der Schlafmäuse. Und das soll auch so bleiben. Foto: Archiv

Er ist der kleine Verwandte des Siebenschläfers und mit seiner „Zorro-Maske“ unverkennbar, der Gartenschläfer. Nur wenige Monate im Jahr ist das kleine Nagetier aus der Familie der Schlafmäuse (Bilche) aktiv. Sein ausgedehnter Winterschlaf dauert etwa von Oktober bis April. In vielen Regionen ist der Gartenschläfer bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Warum, war bislang noch völlig unklar. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben das im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ erforscht und Schutzmaßnahmen entwickelt. Inzwischen ist klarer geworden, dass der Rückgang vielfältige Ursachen hat, heißt es in einer Info aus dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Unter anderem der Verlust von Strukturen in seinen Lebensräumen und der Einsatz von Pestiziden wie Insekten- oder Nagergifte setzen dem Gartenschläfer stark zu. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und in Bayern noch durch den Bayerischen Naturschutzfonds.

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Die Fachstelle Waldnaturschutz Oberfranken will lokale Population erhalten und vernetzen: Im Gegensatz zum Frankenwald und dem Fichtelgebirge ist das Wildtier des Jahres 2023 aus vielen bayerischen Wäldern verschwunden. Damit der Gartenschläfer nicht auch von hier verschwindet, arbeitet die Fachstelle Waldnaturschutz Oberfranken am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg mit den beiden Naturparken daran, die natürlichen Lebensräume des Bilches zu erhalten und entlang der „Fränkischen Linie“ eine Brücke zwischen den Populationen zu schlagen.

200 Nistkästen entlang der Fränkische Linie: In den Mittelgebirgswäldern von Frankenwald und Fichtelgebirge finden sich noch Populationen des Gartenschläfers. Die Bayerische Forstverwaltung mit der Fachstelle Waldnaturschutz Oberfranken unterstützt das Projekt, mit Schwerpunkt in den Kommunalwäldern. Förster Roman Diezel freut es, dass sich die Eigentümer und Bewirtschafter sehr offen für das Gartenschläferprojekt zeigen und führt aus, dass sich mit den forstlichen Förderprogrammen in Bayern vielfältige Maßnahmen zugunsten des Gartenschläfers und zur Gestaltung seines Lebensraums realisieren lassen.

Es ist gelungen, rund 200 Nistkästen, die der BUND Naturschutz in Bayern (BN) im Rahmen der Spurensuche zur Verfügung gestellt hat, in den Gemeindewäldern auszubringen und ein Monitoringnetz entlang der Fränkischen Linie aufzubauen. Zusammen mit den Rangern der Naturparke Frankenwald und Fichtelgebirge können so zukünftig Daten zum Bestand des Gartenschläfers und Rückschlüsse zum genetischen Austausch der Populationen gewonnen werden.

Die Wälder in Kupferberg und Wirsberg bieten perfekte Lebensbedingungen: Repräsentativ für viele kommunale Partner haben sich der Landkreis Kulmbach und der Markt Wirsberg am Projekt beteiligt. In Wirsberg ließ es sich Bürgermeister Jochen Trier nicht nehmen, mit Roman Diezel von der Fachstelle Waldnaturschutz Nistkästen aufzuhängen. Trier: „Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir diese seltene Tierart unterstützen. Wir wollen den Lebensraum für den Gartenschläfer erhalten und fördern.“ Das Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP Wald) ist seit langem wichtiger Bestandteil in der Bewirtschaftung. Dafür sind die Bedingungen vor Ort perfekt.

Das gilt auch für den Peterleinsstein bei Kupferberg: Ein gemischter Wald in verschiedenen Altersstadien mit Totholz, Biotop- und Höhlenbäumen, kleinen Quellen und Bachlauf bietet dem Bilch sowohl einen reich gedeckten Tisch als auch vielfältige Rückzugsorte. Darum bringen auch hier Försterin Eva Horn vom AELF Coburg-Kulmbach und Klaus Schaumberg, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Landkreis Kulmbach, Nistkästen aus. Alle Akteure sind guter Dinge, dass es nicht lange dauern wird, bis die Kästen bezogen werden und sich der Gartenschläfer auch im Stadtwald nachweisen lässt.

Unterstützung durch Waldbesitzer und Bürger: Jeder kann das Citizen-Science-Projekt unterstützen. Informationen finden Interessierte unter www.gartenschlaefer.de. Waldbesitzer können sich durch ihren örtlichen Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beraten lassen, wie sie Naturschutz und Bewirtschaftung miteinander kombinieren können und welche Fördermöglichkeiten dabei bestehen, teilt das Landwirtschaftsamt mit.