Hilfe für Kriegsflüchtlinge Zu Gast bei wahren Helden

Michael Meier

Vier Männer aus Arzberg bringen Hilfsgüter an die ukrainische Grenze. Was sie dort besonders beeindruckt, sind die müden, aber entschlossenen Helfer vor Ort.

 
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Die vier Fichtelgebirgler und die Güter, die sie mitbrachten, wurden von den Helfern vor Foto: /pr.

„Ich glaube, man kann sich vorstellen, dass wir diese Tage nie mehr vergessen werden. Es waren Erlebnisse, die prägend und emotional waren.“ So lautet das Resümee von Andreas Binder, Jörg Schleicher, Mario Binder und Volker Brodmerkel. Die vier waren im Rahmen eines Awo-Projektes mit zwei privaten Kleinbussen von Arzberg aus in Richtung polnisch-ukrainische Grenze aufgebrochen.

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„Jörg und ich hatten nahezu gleichzeitig den dringenden Wunsch, den bedürftigen Menschen in der Ukraine zu helfen und den uns möglichen Teil dazu beizutragen“, betont Andreas Binder. Gesagt – getan. Gemeinsam setzten die beiden ihr Vorhaben in die Tat um und holten sich Mitstreiter ins Boot.

Gespendete Hilfsgüter

Als erstes luden sie jede Menge Hilfsgüter, die das Edeka-Zentrallager gespendet hatte, auf. „Was wird uns erwarten, werden wir in Gefahr geraten, geht alles gut? – Diese Fragen schwirrten uns von Anfang an im Kopf herum“, erzählt Andreas Binder. „Man hat ja doch ständig die Bilder aus den Nachrichten vor Augen, eben genau diese Bilder, die man auch aus vergangenen Kriegen im Kopf hat.“

Fragt man die vier nach ihren Beweggründen für diese anstrengende Aktion, steht ein Punkt im Vordergrund: „Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland zuschauen, wie im Nachbarland Menschen leiden und hungern. Für uns ist das eine große Herzensangelegenheit.“

Erstversorgung in der Schule

Aber das erste Problem tat sich schon auf, als sie im polnischen Medyka angekommen waren: Wo sollen die Hilfsgüter überhaupt hin, wo sind sie vor Diebstahl sicher? Als Erstes bekamen wir einen Tipp von einem Polizisten, die Sachen an die im Ort ansässige Schule zu bringen, dort könnten wir sicher sein, dass in der Ukraine dann alles dort ankommt, wo es ankommen soll“, erzählt Andreas Binder. An dieser Schule wird die Erstversorgung der Flüchtenden durch das polnische Militär vorgenommen. Um die Verpflegung und die Unterkunft kümmern sich dann die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Und eines werden die vier auch niemals vergessen: „Einesteils sahen wir erschöpfte, ausgepowerte Menschen mit müden Augen. Müde vom Ausladen, Sortieren der Hilfsgüter und dem Beladen der vielen Lkw. Wir haben aber auch die Kraft und den Willen gesehen, den alle hatten. Manche waren bereits seit Tagen vor Ort, einfach nur um zu helfen“, beschreibt Jörg Schleicher die Frauen und Männer in Medyka. Für die vier sind diese Menschen einfach nur stille Helden, denen ihre Hochachtung gehört. „Wir wurden trotz des ganzen Stresses sehr herzlich empfangen, was wir eigentlich und verständlicherweise nicht erwartet hätten. Uns wurde sogar das ein oder andere erschöpfte Lächeln geschenkt oder ein ,Daumen nach oben’ gezeigt“.

Sprachbarriere Nebensache

Routiniert arbeiteten die Helfer zusammen, die Fahrzeuge waren schnell entladen. Die Sprachbarriere war auch Nebensache: „Auf Englisch, auf Deutsch und mit Händen und Füßen haben wir kommuniziert und uns schnell verstanden“, berichtet Jörg Schleicher.

Bei einer Führung durch die Schule erfuhren sie von den Menschen, die dort ankommen und von den Kindern, die abends weinend nach ihren Vätern rufen. Und sie durften auch die improvisierte Küche ansehen, in der für alle gekocht wird – für die Flüchtenden und auch für die Helferinnen und Helfer. „Bis zu 16 Stunden stehen diese Menschen hier und kochen, was das Zeug hält. Es gab dabei so viele emotionale Momente, in denen wir unsere Helden einfach mal umarmt haben und uns die ein oder andere Träne verdrücken mussten“, erinnert sich Andreas Binder.

Herzlichkeit und Gemeinschaft

Nach drei Tagen kamen die vier Arzberger mit den Bussen wohlbehalten wieder zu Hause an; den Kopf voller Eindrücke und Emotionen.

Ein gemeinsames Resümee steht bei den die vier Fahrern dabei ganz oben auf der Liste: „Was uns aber schon bei den ersten Pausen auffiel, war eine unglaubliche Herzlichkeit, eine Gemeinschaft, die wir so noch nicht erlebt haben. Schade nur, dass so etwas erst durch einen Krieg zustande kommt. Es bleibt zu hoffen, dass die Gemeinschaft da nach bestehen bleibt.“

Ihre Tour betrachten die vier Fichtelgebirgler keinesfalls als etwas Besonderes: „Wir sind hier nicht die Helden, nicht mal annähernd. Die Helden sind die ukrainischen Frauen und Männer, die alles dafür geben, dass eine Demokratie nicht durch eine Diktatur ersetzt werden kann.“