Historischer Club Marktredwitz – eine Bierstadt

Johannes Kottje

Florian Albrecht gibt beim Historischen Club einen Einblick in die Geschichte der heimischen Brauereien. Denn gerade im Markt Redwitz und seinem Umland gab es eine ganze Reihe von großen und kleinen Produzenten.

 
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Florian Albrecht erinnerte in seinem Vortrag beim Historischen Club an die Brauereien in Marktredwitz. Foto: /Johannes Kottjié

Ein Thema „mitten aus dem Leben“ hat beim jüngsten Vortrag des Historischen Clubs Marktredwitz auf dem Programm gestanden. Im Mittelpunkt standen die Brauereien in Marktredwitz – groß war die Zahl der Zuhörer im Egerland-Kulturhaus.

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Das Brauwesen war einst ein starker Wirtschaftszweig. Mindestens elf Brauereien gab es allein im Stadtgebiet des heutigen Marktredwitz, wie Referent Florian Albrecht zu Be-ginn ausführte. Während in den heutigen Ortsteilen wie Brand oder Oberredwitz der Adel ein Bier-Monopol besaß, wurde im damaligen Markt Redwitz rege vom Kommunbraurecht Gebrauch gemacht. Ab mindestens 1800 stand dafür das Kommunbrauhaus mit eigenem Braumeister im Winkel zur Verfügung. Reihum ließen Häuser mit Braurecht ihren steuerfreien Sud einbrauen. Auf den Ausschank wies anschließend der sechseckige Zoigl-Stern hin.

Gambrinus und Aulinger

Die nächste Größenordnung waren Gasthaus-Brauereien, die überwiegend für den eigenen Bedarf brauten. Der Gasthof Gambrinus ist noch im Markt präsent, seine Fabrikation befand sich unterhalb in der Seebergerstraße. Im ehemaligen Hotel „Weißes Roß“ findet sich heute die Sonnenapotheke. Nichts deutet mehr hin auf die Brauerei Aulinger in Lorenzreuth oder eine weitere Gasthof-Brauerei in Haag.

Auch der frisch sanierte „Goldene Löwe“ in Dörflas ließ seinen Gerstensaft einst im eigenen Sudhaus gären. Bereits 1655 wird hier ein Christoph Hagen als „Bierbrauer zu Dörflas“ erwähnt, erst 1948 endete die dreihundertjährige Tradition. Unter dem Gast-hof, dem ehemaligen Dörflaser Schloss, lassen sich noch alte Bierkeller besichtigen.

Bier in China

Während der „Goldene Löwe“ erst nach seiner Nutzung als Adelssitz zur Braustätte wurde, ist auf Schloss Brand eine adlige Bierproduktion seit 1684 belegt. Bis ins 20 Jahrhundert führten verschiedene Eigentümer diese fort. Heute gehört die Marke „Brander Urstoff“ einer Firma, die unter dieser Bezeichnung Bier in China vertreibt.

Auch eine andere Brauerei, die vielen noch gut im Gedächtnis sein dürfte, erlebt inzwischen ein Revival, zumindest als Biervertrieb: Referent Florian Albrecht lässt seit einiger Zeit Biere der „Kaiserhof-Brauerei“ nach Originalrezept brauen und vertreibt sie in kleinem Stil über Edeka-Märkte. Von der 1895 errichteten „Kaiserhof“ stehen noch das ehemalige Hotel und die Fabrikantenvilla an der Bahnhofstraße und lassen erahnen, wie wohlhabend die Unternehmerfamilie einst war.

Groß und modern

Gegründet wurde der Betrieb von Fritz Nothhaft. Durch reiche Heirat konnte er eine moderne, große Brauerei errichten, die über Jahrzehnte ganz vorne mitspielte und ihre Produkte auch weit außerhalb von Marktredwitz vertrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es allerdings zum schleichenden wirtschaftlichen Niedergang.

Auch die einstmals größte Brauerei der Stadt hatte eine lange Tradition: Als Oberredwitzer Schlossbrauerei gegründet, kam sie später als Kastner-Bräu in bürgerliche Hand. Eine Fehlinvestition in den 1960er-Jahren läutete auch hier das allmähliche Ende ein. Am letzten Standort steht heute die Baywa, auch der legendäre Kastner-Bräu-Saal ist inzwischen Geschichte.

Einzig verbliebene Brauerei in Marktredwitz ist die 1882 vom Metzgermeister und Brauer Otto Nothhaft – Bruder von Fritz – gegründete in der Ottostraße. Statt auf Wachstum setzte der Familienbetrieb auf Kontinuität und überlebte somit seine größeren Konkurrenten.

Abschließend appellierte Florian Al-brecht an die Zuhörer, den qualitätvollen Bieren aus der Region den Vorzug zu geben. Schließlich gelte es, zumindest den wenigen verbliebenen Betrieben das Überleben zu sichern.