Historisches in Selb Die neue Sport-Union

Wolfgang Neidhardt
So sieht das neue Logo der SV Union Selb aus Foto: pr.

Im März sollen die Mitglieder der Spielvereinigung Selb 13 und der Kickers über die Verschmelzung beider Vereine entscheiden. Bei einer Info-Veranstaltung lieferten die Vorsitzenden Thomas Lang und Bernhard Kristen viele überzeugende Argumente.

„Das ist ein historischer Moment für Selb.“ Thomas Lang, Vorsitzender der Kickers Selb, wagte diesen Satz für ein Vorhaben, das in der Sportgeschichte der Stadt schon einzigartig ist: Von der kommenden Spielzeit an soll es nur noch einen Fußballverein in der Kern-Stadt Selb geben; heißen soll er Sportverein Union Selb, entstehen soll er aus einer „Verschmelzung“, so der juristische Begriff, der SpVgg Selb 13 mit den Kickers Selb. Die werden dann auf die SpVgg, den größeren Verein, übertragen. Beschließen sollen dies die Mitglieder beider Vereine bei zwei außerordentlichen Hauptversammlungen, die direkt nacheinander am 10. März dieses Jahres stattfinden sollen.

Geben sie grünes Licht, dann wird der neue Verein am 11. April beantragen, dass er in die Spielklasse, die Bezirksliga, übernommen wird. Die Spieler müssen dann unterschreiben, ehe die Pässe umgeschrieben werden. Und dann kann der Sportverein Union Selb in die Saison 2023/24 starten. Kleine Einschränkung: Die Nachwuchsmannschaften werden zwar den gleichen Namen tragen, allerdings mit dem Zusatz SG. Bekanntlich sind die Spielgemeinschaften im Selber Stadtgebiet seit Langem erfolgreich. Und der neue Verein will sich auch offen zeigen für weitere Aufnahmen. „Wir nehmen gerne auch noch andere Vereine auf“, sagte Lang im Blick auf TV Selb-Plößberg und TuS Erkersreuth.

Vorarbeiten

Gemeinsam mit Bernhard Kristen, dem Vorsitzenden der SpVgg, erläuterte er die Gründe für die Fusion und blickt auf die Vorarbeiten dafür seit September vergangenen Jahres zurück. In zahlreichen Vorstandssitzungen und Workshops arbeiteten viele Aktive aus beiden Vereinen an dem Konzept mit, das Lang und Kristen nun den etwa 50 anwesenden Mitgliedern beider Vereine vorstellten. An sie richtete Kristen den Appell: „Geht raus und zieht denjenigen den Zahn, die in der Stadt falsche Parolen verbreiten.“

Für eine Fusion sprechen laut Lang zahlreiche Gründe: Explosion von Kosten – die Energiepreise haben sich verdoppelt –, „infrastrukturelle Herausforderung“: zwei Sportanlagen, Attraktivität bei Mitgliedern und Sponsoren sowie das allgemeine stagnierende Interesse an Mitarbeit in Vereinen. Kristen ergänzte: „Die Rivalitäten in der Stadt müssen der Vergangenheit angehören.“ Stattdessen gelte es, Partnerschaften zu suchen und sich gemeinsam zu konzentrieren, statt ins Leere zu schauen. Dass die Fußballvereine erfolgreich zusammenarbeiten können, hätten sie mit der Jugend-Spielgemeinschaft bewiesen.

Kräfte bündeln

„Die Lösung heißt Fusion“, sagte Lang. Kräfte müssten gebündelt werden, finanziell und personell über den Vorstand hinaus bei Trainern, Betreuern und ehrenamtlichen Führungskräften wie etwa dem Vereinskassierer. „Die Stunde war nie so günstig wie jetzt“, ergänzte Kristen. Es gebe so gut wie „keine Ressentiments. Wir blicken nur nach vorne. Der Satz ,Es war einmal‘ gehört in Grimms Märchen.“

Das sportliche Ziel skizzierte Thomas Lang: „Die jüngste Vereinspolitik der Kickers war nicht nachhaltig gewesen.“ Das Credo müsse stattdessen lauten: „Talente fördern wir Selber.“ – das letzte Wort in Anspielung auf den Namen der Stadt. Der Fokus liege auf der Jugend. Langfristig wolle der neue Verein hochklassige Fußballer aus den eigenen Reihen ausbilden. Mit gut 900 Mitgliedern – SpVgg 606, Kickers 348 – gebe es ein stattliches Potenzial. „Wir wollen einen vernünftig geführten zentralen Anlaufpunkt in der Stadt schaffen – nicht nur für Fußballer, sondern etwa auch für die Sportkegler“, betonte Kristen. Und: Weitere Sportarten unter dem Union-Dach wie Basket- oder Volleyball wollten beide nicht ausschließen.

Und ein großer Verein, so Lang, sei auch für Sponsoren attraktiver. „Heute heißt es oft: Die anderen wollen auch was von uns – dann können wir leider keinem etwas geben.“ Es solle eine richtige Partnerschaft mit der Industrie entstehen, ergänzte Bernhard Kristen. Und die Vereinsführung solle „pyramidenartig“ aufgebaut werden. Die Vorsitzenden präsentierten bereits eine große Mannschaft, die sich am 10. März zur Wahl stellen will.

Die neue Heimat

Die Heimat der Sportvereins Union Selb soll das Gelände der SpVgg 13 werden, da es gut erweitert werden kann. „Ein komplett neuer Platz wäre nicht finanzierbar“, sagte Thomas Lang. Zunächst würden noch beide Sportanlagen genutzt. Doch langfristig müsse das Gelände des Waldstadions anders genutzt werden. Lang hofft darauf, es verkaufen zu können. Gemeinsam mit Kristen steht er in einem Dialog mit der Stadt Selb.

Mit dem Namen des Vereins hat sich Stefan Wegner befasst: „SelbBegeistern“ hat er sein Projekt überschrieben, das er in zahlreichen Workshops vorbereitet hat. „Alle Mitglieder sollen dabei sein.“ Der Name müsse Stärke, Kompetenz, Wertschätzung und Zusammenhalt signalisieren. Künftig solle nicht mehr der Name SpVgg für Spielvereinigung, sondern die Kurzfassung SV für Sportverein stehen. Die Kernbotschaft heiße: „SportVereintSelb“. Und das münde in dem Vereinsnamen Sportverein Union Selb. Wegner hat auch schon ein Logo, nur in den Stadtfarben rot und blau, entwickelt. Die Namensgebung sei übrigens intensiv in den sozialen Medien diskutiert worden: „Union ist am häufigsten gewählt worden.“

Liebe zum Sport

Thomas Lang dankte ihm ausdrücklich und fasste zusammen: „Wir müssen Bock auf Zukunft haben.“ Wertschätzung für beide derzeit noch existierenden Vereine sei oberstes Gebot. „Über Rivalitäten wollen wir nicht mehr reden.“ An erster Stelle steht die Liebe zum Sport für alle Selber Fußballer. Bernhard Kristen betonte auch für den neuen Verein: „Wir brauchen das Ehrenamt.“ Doch um bezahlte, qualifizierte Trainer, auch für die Jugend, komme man in Zukunft nicht herum, ergänzte Lang. Dieter Seidel, jahrzehntelang in der Jugendarbeit aktiv, pflichtete ihm ausdrücklich bei.

Der Appell von beiden: „Nur nicht zurücklehnen. Jetzt geht die Arbeit erst richtig los.“ Beide forderten die Mitglieder zur Mitarbeit auf: „ … und wenn sich einer mal ein Stündchen in das Kassenhäuschen stellt.“ Auf Nachfrage von Thomas Wlasak berichtete Lang: Der Wert der Vereinsgelände könne ein mögliches Minus in der Kasse ausgleichen und könne Netto-Vermögen bringen. Thomas Krätzer, Kassierer der SpVgg, betonte: „Die Bilanzen der vergangenen Jahre kann jedes Mitglied einsehen.“

Lang ging abschließend auch auf Kritiker der Fusion ein: „Ein Nein wäre o. k. . Sollte aber die zur Fusion nötige Dreiviertel-Mehrheit bei den Versammlungen nicht zustandekommen, dann werden wir uns hinterfragen müssen. Aber ich bin überzeugt: Was wir vorhaben, ist die Zukunft: nicht rumwursteln, sondern einen Verein aufbauen, der sich des Nachwuchses, des Erwachsenensports und guten Strukturen sowie einer attraktiven Anlage annimmt.“ Und den Kritikern hielt Carsten Hentschel, zweiter Bürgermeister der Stadt Selb, einen Satz entgegen: „Jeder, der dagegen ist, muss sagen: Was will er denn dann?“

 

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