Hochwasser Regenmassen fordern Helfer im Fichtelgebirge

Der Landkreis Wunsiedel ist dieses Mal relativ glimpflich davongekommen – kein Vergleich zur Hochwassersituation im Landkreis Hof. In den östlichen Ortsteilen der Stadt Selb ist in der Nacht zum Mittwoch dennoch Land unter. Im Einsatz ist neben den Feuerwehren auch das Technische Hilfswerk aus Selb und Marktredwitz.

 
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Selb/Arzberg/Marktredwitz - Das schwere Unwetter, das am Dienstagabend durch die Region gezogen ist, hat auch den Feuerwehren im nördlichen und östlichen Landkreis Wunsiedel zahlreiche Einsätze beschert. Wie der Kreisfeuerwehrverband meldet, blieb die Einsatzlage allerdings „noch einigermaßen überschaubar“, während im Landkreis Hof sogar Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Die meisten Einsätze gab es demnach in den östlichen Ortsteilen der Stadt Selb; aber auch in Arzberg, Kothigenbibersbach, Röthenbach, Thierstein sowie Brand-Haingrün, Wölsauerhammer, Lorenzreuth und Holenbrunn hatten die Einsatzkräfte mit überfluteten Straßen, vollgelaufenen Keller und umgestürzten Bäume alle Hände voll zu tun. Laut Kreisbrandrat Wieland Schletz gab es insgesamt 104 Einsätze im Landkreis.

150 Frauen und Männer rücken aus

Kurz nach 18 Uhr zog das Unwetter über die Region. Wie der Selber Kommandant und Stadtbrandinspektor Mario Hoffmann sagt, waren dann in den folgenden Stunden alle Selber Ortsteilwehren im Einsatz. Über 150 Frauen und Männer rückten aus, um der Wassermassen Herr zu werden. Sie pumpten Keller leer, sicherten Teiche mit Sandsäcken, leiteten Wasser um, setzten Gullydeckel wieder ein und sperrten Straßen. „Kurzzeitig war die Lage ziemlich katastrophal.“

Besonders betroffen waren nach Hoffmanns Aussage die Bereiche Wildenau, Mühlbach, Schatzbach, Erkersreuth und Lauterbach. Einsätze gab es aber nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbandes auch in Vielitz, Oberweißenbach, Spielberg und Längenau.

Den Wehren gehen die Sandsäcke aus

Welche Ausmaße die Niederschläge hatten, zeigt sich daran, dass den Wehren die Sandsäcke ausgingen. „Wir haben dann um 22.30 Uhr zusammen mit Unterstützung der Kameraden aus Marktredwitz und den Mitarbeitern des Bauhofes im Baubetriebshof neue Sandsäcke befüllt.“ 2000 Säcke schaufelten die Helfer mit Sand voll, um für dinächsten Stunden gerüstet zu sein.

Diese Aktion lobt Kreisbrandrat Schletz besonders: Nachdem sich abgezeichnet hatte, dass die Sandsäcke zur Neige gehen, habe man sehr schnell reagiert und gegen 21.30 Uhr die Sandsackfüllanlage kurzerhand in Marktredwitz auf einen Lastwagen geladen und zum Selber Bauhof gebracht. Dorthin lieferte dann die Marktredwitzer Firma EBM Bauer zwei Sattelzüge mit 52 Tonnen Sand, die ab 22.30 Uhr von den Helfern der Feuerwehren in Säcke gefüllt wurden. Quasi innerhalb einer Stunde habe man die Sache zum Laufen gebracht. Tatkräftige Unterstützung leisteten die beiden THW-Ortsverbände Marktredwitz und Selb, insbesondere beim Füllen und Transportierten von dringend benötigten Sandsäcken.

Bis spät in die Nacht im Einsatz

Damit aber nicht genug: Nachdem im Landkreis Hof der Katastrophenfall ausgerufen worden war, stellte der Kreisfeuerwehrverband gegen 20.45 Uhr noch den Gefahrgutzug nach Selbitz ab. Dort war es zu einem Gefahrgutaustritt in einer Firma gekommen.

Bis spät in die Nacht waren die Wehren auch im Landkreis Wunsiedel im Einsatz. „Wieder zurück waren wir gegen 1.30 Uhr“, sagt Stadtbrandinspektor Hoffmann.

Auch Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch machte sich in der Einsatzzentrale in der Werner-Schürer-Wache und vor Ort ein Bild von der Lage. „Es war wieder einmal beeindruckend, wie die Feuerwehren aus allen Ortsteilen mit vereinten Kräften im Einsatz waren“, sagt der OB. Er lobt aber auch die Mitarbeiter des Bauhofes und alle Bürger und vor allem Landwirte, die bei dem Einsatz mitgeholfen und technisches Gerät zur Verfügung gestellt haben. Sehr koordiniert sei auch die Arbeit in der Einsatzzentrale, sagt Pötzsch: „Wie hier in kürzester Zeit und unter Druck die Einsätze koordiniert worden sind, ist schon eine tolle Leistung.“ Der Oberbürgermeister lobt das Engagement der Helfer vor Ort, „immerhin haben die ja auch alle schon den ganzen Tag gearbeitet“. Bei solchen Einsätzen zeige sich, dass die Investitionen in die Feuerwehren richtig und notwendig seien: „Das ist gut angelegtes Geld.“

Selbbach schießt durchs Tal

Welche Kraft die Wassermassen hatten, konnte Pötzsch an der Papiermühle in der Senke zwischen Erkersreuth und Längenau erleben. „Der Selbbach war hier von normalerweise vielleicht drei Metern Breite auf zehn Meter angeschwollen und schoss durch das Tal.“ Der Oberbürgermeister verschaffte sich nach eigenen Worten dann noch einen Überblick über die Lage in der Innenstadt. „Es zeigen sich die Vorteile der Renaturierung des Selbbaches. Denn der Pegel war zwar gestiegen, größere Überflutungen gab es aber nicht.“

Die Feuerwehr Schönwald hatte zwar keine eigenen Einsätze, besetzte aber die Wache in der Nachbarstadt Rehau, weil die Rehauer Wehr im Landkreis Hof im Einsatz war.

Kreisbrandrat Schletz zieht trotz der angespannten Lage ein positives Fazit. „Wir können uns auf die Hilfsorganisationen und das gute Zusammenspiel verlassen. Da wurde Hand in Hand gearbeitet.“ Gelungen sei es auch, die Sicherheit im Landkreis trotz der vielen Einsätze und der Abstellungen nach Hof sicherzustellen. Schletz dankt allen Einsatzkräften, die bei dem Unwetter ihr Bestes gegeben haben.

Schlimme Erinnerungen an das Jahr 2018 wurden am Dienstagabend in Arzberg wach. Auch dort fluteten die Sturzbäche Kanäle, Straßen, Keller und Gärten. Allein in Arzberg hatte die Feuerwehr 16 Einsatzstellen.

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