Ganz ohne Diskussion ist die geplante Ansiedlung aber nicht geblieben. Der Linken in Hof ist der US-Konzern suspekt, Verdi streitet seit Jahren um Tarifverträge. Der Linken-Kreisverband brachte sich schnell in Stellung: "Mit dem Bau des neuen Amazon-Logistikzentrums siedelt sich ein Großunternehmen an, das für schlechte Arbeitsbedingungen und miese Löhne bekannt ist." Der Amazon-Konter folgte prompt: "Amazon ist ein fairer Arbeitgeber, der zuhört und sich kümmert." In Deutschland zahle man 11,10 Euro pro Stunde. Nach zwei Jahren komme ein Mitarbeiter mit Boni und Sonderzahlungen auf 2500 Euro brutto, ließ das Unternehmen wissen. Bär sagt dazu, man habe mit dem Unternehmen gesprochen und hart verhandelt, sei es über die Kosten oder die Arbeitsbedingungen. Auch die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) bezeichnete Kritik als solche als legitim, Amazon habe aber "einige Verbesserungen" etabliert. Bär sieht da auch keine Probleme. Er sei sich sicher, es werde für die entstehenden Arbeitsplätze durchaus eine Nachfrage geben.
Die Arbeitsagentur Hof-Bayreuth ihrerseits hatte vorab gemeldet, der Arbeitsmarkt der Region kann die nötigen Mitarbeiter stellen. Wobei auch Sachsen, Thüringen und Böhmen interessiert auf die neuen Jobs in Hof schielen. Zumal Amazon als Magnet für weitere Firmen wirken kann. Bereits vor dem Online-Riesen hat sich die Landauer Transportgesellschaft (LTG) gemeldet, die Nachbarin von Amazon werden wird.
Entsprechend zu tun hat jetzt der Zweckverband. Er nimmt zwölf Millionen Euro in die Hand, unter anderem, um eine Million Kubikmeter Erdreich zu bewegen, sodass für die Unternehmen buchstäblich alles glatt läuft. Für die Finanzen bedeutet dass, dass der Verband an späteren Einnahmen wie Gewerbesteuer zusammen mit Hof und Gattendorf beteiligt sein soll.
Oliver Bär sieht sich am Ziel eines halbjährigen Prozesses, gegen Weihnachten seien die beiden Seiten zusammengekommen. Und, das betont Bär mehrmals, Amazon sei wählerisch. Dass Hof den Zuschlag bekommen hat, lasse auf "weitere Entwicklungen" hoffen. Stefan Müller, der Gattendorfer Bürgermeister, spricht vom "ganz großen Wurf" und sieht das Gelände auf der Flur seines Ortes nicht ausgereizt: "Amazon erzeugt eine Sogwirkung. Wir werden jetzt für andere interessanter."