Hof Bahn frei für neuen Fahrgast-Service

Werner Rost
Seit gestern ist das Video-Reisezentrum im Hofer Hauptbahnhof in Betrieb. Der Hofer Bürgermeister Eberhard Siller (Zweiter von rechts) und DB-Vertriebsleiter Reinhold Pohl durchschnitten das rote Band, das Teamleiterin Claudia Jost vom Hofer DB-Reisezentrum und der DB-Vertriebsmitarbeiter Vitus Lindner vor den Eingang der neuen Beratungs- und Verkaufsstelle spannten. Foto: Werner Rost

Im Hofer Hauptbahnhof ist seit Montag das bayernweit 17. Video-Reisezentrum in Betrieb. Bei der Einweihung kommt auch der Bahnhofsverkauf zur Aussprache. Der ist für 2019 geplant.

 
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Hof - Es ist oberfrankenweit erst die dritte und bayernweit die 17. Verkaufsstelle dieser Art, die Vertreter der Bahn und der Stadt Hof gestern im Hauptbahnhof eingeweiht haben. Video-Reisezentrum (VRZ) ist die offizielle Bezeichnung für die Kabine, die sich neben einem der DB-Automaten befindet. Wer dort eintritt und die grüne Taste am Pult drückt, die wie eine Zugtür-Öffnungstaste aussieht, spricht in den folgenden Minuten mit einem DB-Mitarbeiter, der sich in der VRZ-Zentrale in Schweinfurt befindet. Die mit Bildschirm, Mikrofon und Lautsprecher ausgestattete Kabine ermöglicht die direkte Kommunikation - im Prinzip genauso wie im DB-Reisezentrum wenige Meter weiter.

70 Wochenstunden persönlicher Service und Verkauf

Zehn Stunden und zehn Minuten beträgt der Unterschied zwischen den wöchentlichen Öffnungszeiten des bisherigen DB-Reisezentrums und den längeren Betriebszeiten des neuen Video-Reisezentrums (VRZ) im Hofer Hauptbahnhof.

Öffnungszeiten des klassischen DB-Reisezentrums: Die Zeiten bleiben unverändert montags und freitags von 6.50 Uhr bis 12.15 Uhr und von 13 bis 18 Uhr; dienstags bis donnerstags von 7.40 Uhr bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr; samstags von 7.15 Uhr und sonntags von 10.45 Uhr bis 16.30 Uhr.

Öffnungszeiten des neuen Video-Reisezentrums: In der Kabine erhalten die Fahrgäste eine persönliche Beratung mit oder ohne Ticketverkauf zu deutlich längeren Zeiten, wobei das VRZ lediglich werktags einige Minuten später in Betrieb geht. Die Berater der VRZ-Zentrale in Schweinfurt erreicht man per Knopfdruck montags von 7 bis 19 Uhr, dienstags bis freitags von 7.30 Uhr bis 19 Uhr, samstags von 8 bis 15 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 14 Uhr. Im Vergleich zum Automatenverkauf erhält man im VRZ auch Ameropa-Reisen, Bahncards und mehr internationale Ticketangebote.

Klassischer Automatenverkauf: Die Fahrkartenautomaten bleiben unverändert in Betrieb. Die DB hat in der Empfangshalle zwei und die Mitteldeutsche Regiobahn einen Automaten, die so lange wie das Gebäude von 5 bis 23 Uhr zugänglich sind. Die DB hat zudem einen Automaten am Bahnsteig 2, an dem man rund um die Uhr Verbindungen und Fahrkarten erhält. Die Privatbahn Agilis hat in Hof Automaten in allen Zügen.

Verkaufsstelle für die Vogtlandbahn und für die Alex-Züge: Die Agentur in der Bahnhofsbuchhandlung verkauft alle gängigen Tickets werktags von 5 Uhr bis 20.30 Uhr, samstags von 6 bis 19 Uhr sowie sonntags von 7 Uhr bis 20.30 Uhr.

Der Hofer Bürgermeister Eberhard Siller hat nach dem Durchschneiden des roten Bandes als erster Bahnkunde vom neuen Angebot Gebrauch gemacht. Siller drückte die Taste und wurde nach wenigen Sekunden von einem DB-Mitarbeiter, der auf dem Bildschirm erschien, nach seinem Wunsch gefragt. Siller bat um eine Bahnverbindung an einem Samstag von Hof nach Schweinfurt, mit möglichst wenig Umstiegen. Auf Nachfrage gab er den Schweinfurter Hauptbahnhof als Ziel und die gewünschte Ankunftszeit an. Auf dem Bildschirm erschien - wie am Automaten - eine Auswahl. Nachdem sich Siller für eine bestimmte Verbindung entschieden hatte, bekam er diese kostenlos ausgedruckt. Der Bürgermeister zeigte sich überrascht, wie leicht und schnell die Beratung über die Bühne ging.

Reinhold Pohl, der als Leiter des regionalen Fahrkarten-Vertriebs für die DB in Bayern und Baden-Württemberg zuständig ist, zerstreute die Befürchtungen Sillers und einiger anwesender Stadträte, durch das VRZ könne das bisherige Reisezentrum mit den Mitarbeitern vor Ort überflüssig werden. "Das ist ein ergänzendes Angebot", erläuterte Pohl. Das Reisezentrum bleibe zu den bisherigen Öffnungszeiten erhalten. "Aber unsere Mitarbeiter haben einen Anspruch auf ihre Arbeitsschutzpausen", betonte der DB-Vertriebsleiter. Kaum ein Kunde könne sich merken, dass zwischen 13 Uhr und 13.30 Uhr eine halbe Stunde Mittagspause sei. In dieser Zeit, in den Tagesrandlagen und am Wochenende helfe das VRZ weiter. Pohl entkräftete Befürchtungen, dass es durch die "regionalen sprachlichen Färbungen" Verständigungsschwierigkeiten geben könnte. Für Nordbayern habe die DB eine separate VRZ-Zentrale in Schweinfurt eingerichtet, für Südbayern gebe es eine eigene Zentrale in Kempten. Pohl hofft, dass das Hofer VRZ genauso gut angenommen werde wie an den bestehenden Standorten, wo er Zuwachsraten von jährlich zehn Prozent verzeichne.

Wie die DB-Pressestelle auf Anfrage mitteilt, ist Hof der dritte VRZ-Standort in Oberfranken. Ähnlich wie in Hof gebe es ein ergänzendes VRZ am Bahnhof Bamberg. Ein reines VRZ, also ohne Mitarbeiter vor Ort, sei in Neustadt bei Coburg.

Bürgermeister Siller begrüßte im Namen der Stadt das neue Angebot, ging in seiner Rede aber erwartungsgemäß auch auf den geplanten Verkauf des Empfangsgebäudes ein. Wie berichtet, will die DB im Jahr 2019 den Hofer Hauptbahnhof veräußern. "Es wäre uns lieber, wenn sich eine Bahntochter mit uns an einen Tisch setzen würde, um sich gemeinsam Gedanken darüber zu machen, wie man das Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuführen könnte", betonte Siller. Dabei war sich der Bürgermeister darüber im Klaren, dass er mit seiner Kritik in diesem Moment nicht die richtigen Vertreter der Deutschen Bahn ansprach.

"Sie haben mit Ihrer Kritik sicherlich recht und natürlich liegt es immer an den anderen im DB-Konzern", nahm Pohl den Ball mit einem Schmunzeln auf. Dabei stimmte er auch Sillers Ausführungen über das repräsentative historische Empfangsgebäude zu. "Der Hofer Hauptbahnhof ist eines der schönsten Gebäude, das ich in Bayern nutze", betonte der DB-Vertriebsleiter.

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