Zwei Grundsätze machte er sich anfangs zu eigen. Die zu vertretenden Künstler müssen nicht nur das gewisse Etwas mitbringen, sondern ein Genre bespielen, dass Hoffmann zusagt. Und er wird nicht auf dem sterilen, unpersönlichen Format CD veröffentlichen, sondern auf Vinyl.
Und so durchforstet der Schallplatten-Macher intensiv und unter großem Zeiteinsatz seit Jahren umfangreiche Quellen, um auf noch schlummernde musikalische Schätze zu stoßen - ein Unterfangen, das einen nicht ernähren kann. Hoffmann arbeitet hauptberuflich als Erzieher in Naila. Doch er und sein Umfeld halten den DIY-Gedanken (Do it yourself/Mach es selbst) hoch. Konzerte selbst zu organisieren, Musik zu promoten ist in Hoffmanns Szene eminent wichtig. Zu den wirtschaftlichen Aspekten meint er lapidar: "Wenn ich irgendwann mal einen Schlussstrich ziehen sollte, wäre da ein Minus drunter. Aber es geht mir nicht ums Geld, es geht um Vernetzung. Ich habe dadurch Freunde und Bekannte in halb Europa gewonnen."
Um ein Hobby auch Hobby sein zu lassen, muss es zuvorderst der eigenen Seele gut tun. Und so sucht Hoffmann vor allem nach exquisiten Bands aus seinen Lieblingsgenres, die man grob mit Emo, Punk, Hardcore und Screamo umreißen kann. Für interessierte Außenstehende: Charakter-Künstler erschaffen eine raue, düstere und treibende Gitarrenmusik. Die Gesangsparts reichen dabei von emotional über aggressiv bis hin zu blankem Schreien. Was sich jetzt etwas martialisch anhört, ist es nicht unbedingt: Konterkarieren doch oftmals feinherbe Melodien von ausgesuchter Strahlkraft die meist schattigen Botschaften der Sänger. Man muss kein Musikwissenschaftler sein, um zu spüren: Der Grat zwischen exzellenter Qualität und Durchschnittsware - sprich zwischen wahrer Könnerschaft und Dilettantismus - scheint in diesen Genres ein ziemlich schmaler. Marcus Hoffmann ist selbstverständlich erfahren genug, um Qualität zu erkennen - und er hat das Bauchgefühl, das man braucht, um das gewisse Etwas zu empfinden. Nicht zuletzt besitzt er offenbar genügend diplomatisches Geschick, um talentierte, aufstrebende Bands an sein letztlich sehr kleines Label zu binden.
Wie das alles funktioniert? "lifeisafunnything" bietet angefragten Bands eine Vinyl-Produktion in einem niedrigen Auflagen-Bereich und auf Label-Kosten - die sich Band und Hoffmann bei Zustimmung und "Handschlag" nach bestimmten Quoten teilen. Dann geht‘s Schlag auf Schlag: Termine im Presswerk buchen, Cover gestalten lassen, Merchandising herstellen, Social Media und Internetseiten pflegen, Plattenstände auf Konzerten und Festivals betreuen ... Da auch geringen Press-Margen für solch ein Liebhaber-Label durchaus ein wirtschaftliches Risiko darstellen können, investiert Hoffmann nur dann in neue Bands, wenn er von den bereits gepressten Schallplatten der anderen eine ausreichende Stückzahl abgesetzt hat. So vermeidet er finanziellen Kahlschlag im eignenen Portemonnaie.
Dass Hoffmanns Gespür für Qualität ein gutes ist, beweisen regelmäßige begeisterte Rezensionen der Alben "seiner" Bands - zum Beispiel im OX, dem bedeutendsten Magazin für Hardcore, Punk und Artverwandtes im deutschsprachigen Raum. Das freut ihn natürlich: "Alles, was ich mache, will ich schließlich auch gern verkaufen."
Fünf Jahre nach der Label-Gründung kann Marcus Hoffmann auf 46 Releases von 52 Bands aus 16 Ländern verweisen. Veröffentlichung Nummer 47 ist eine gerade online gestellte digitale Label-Compilation mit seinen wichtigsten Acts, die anlässlich des kleinen Jubiläums auf der Bandcamp-Internetseite von "lifeisafunnything" gratis angeboten wird. Fans der genannten Musik-Genres werden überrascht sein, mit welch hoher Qualität die Label-Artisten aufwarten.
Der fünfte Geburtstag sorgt für eine weiteres Schmankerl: An diesem Sonntag treten in der Hofer "Linde" Bands des Labels und befreundete Acts auf, unter anderem aus Madrid, Hamburg und Berlin anreisend.
47 Releases stehen jetzt zu Buche: Klingelt da nicht etwas? "Die 50 ploppt tatsächlich immer mal wieder im Kopf auf - wo ich dann denke: ,Was machst du damit?‘ ", sagt Marcus Hoffmann. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.