Hof Die Trösterin von der Kreuzung

Isabel Wilfert, Uwe von Dorn
Ehrung für die beliebte Schulweghelferin Elfriede Kannheiser (von links): Wolfgang Merz, Verkehrserzieher der Polizei, Schülerin Bianca Galaetean mit einen unterschriebenen Dankes-Plakat der Schülerinnen und Schüler, Gerrit Werk, Vorsitzender des Elternbeirates, vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung der Stadt Hof Peter Hetz, Oberbürgermeister der Stadt Hof Dr. Harald Fichtner, Heidemarie Schwaerzel, ehemalige Vorsitzende der Hofer Kreisverkehrswacht, die Rektorin der Neustädter Grundschule Regina Ebneth, Stefan Stadelmann, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Hof und Ursula Meyer, die Schatzmeisterin der Verkehrswacht. Foto: Uwe von Dorn

Elfriede Kannheiser hilft seit 25 Jahren Kindern an der Neustädter Schule über die Straße. Und manchem über Kummer hinweg.

 
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Hof - Wer Elfriede Kannheisers Wohnzimmer betritt, dessen Augenmerk fällt unweigerlich auf den großen Stammbaum an der Wand. Überhaupt findet der Besucher an allen Wänden Familienfotos und Bilder ihres Mannes, ihrer Kinder und Enkelkinder. Immerhin hat die 65-jährige sechs Geschwister, acht Kinder und sechs Enkelkinder. Kein Wunder also, dass Kannheiser als Schulweghelferin seit 25 Jahren einen guten Draht zu Kindern hat.

Von ihren fünf Jungs und drei Mädchen haben fünf die Neustädter Schule besucht. Tochter Kerstin sei jedoch schuld daran, dass sie in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiert: 25 Jahre Schulweghelferin - damit ist "Elli", wie sie von allen, die sie kennen, genannt wird, die dienstälteste Schulweghelferin Oberfrankens. Damals seien die Schüler vor dem Elternsprechtag gefragt worden, ob sie jemanden aus der Familie wüssten, der als Schulweghelfer arbeiten könne. Kerstin habe sofort gesagt: "Meine Mama macht das schon". Elfriede Kannheiser übernahm die ehrenamtliche Stelle tatsächlich und sagt nun, ein Vierteljahrhundert später: "Ich mache es auch weiterhin sehr gerne. Es gibt nichts Schöneres. Da kommt man unter die Leute, und selbst die Älteren freuen sich, wenn ich sie über die Straße lasse und danach vielleicht auch noch Zeit für ein kleines Schwätzchen habe".

Viele von denen, die früher selbst Schüler der Neustädter Schule waren, kommen immer noch gern auf einen Plausch zu ihrer Elli. Ihr Verhältnis zu den Schulkindern war eben schon immer ein ganz besonders gutes. Bei der Feier sollte es von jedem ein High Five geben.

Das Abklatschen ist über die Jahre zu Ellis Markenzeichen geworden. Für alle Schüler und sogar die meisten Erwachsenen gehört es einfach dazu, wenn sie von Elfriede Kannheiser sicher über die Straße gebracht werden. Für alle, egal ob Groß oder Klein, hat die kleingewachsene Dame mit dem großen Herzen ein freundliches Wort, eine Umarmung oder ein aufmunterndes Lächeln parat.

"Ich kann es gar nicht sehen, wenn jemand mit heruntergezogenen Mundwinkeln auf mich zukommt", sagt sie selbst. So hilft Elli den Grundschülern auch schon mal, mit Liebeskummer oder kleinen Streitereien klarzukommen. Ein einziges Mal musste sie bei der Polizei aussagen, weil ein Auto beim Rückwärtsfahren ein Mädchen touchiert hatte. Etwas Schlimmeres ist in ihrem Beisein jedoch nie passiert. "Einmal habe ich den Herrn Bürgermeister erwischt, wie er im absoluten Halteverbot stehengeblieben ist", erinnert sich die Schulweghelferin und ergänzt: "Da habe ich gesagt: Sie müssen da weiterfahren, ich brauche die Kreuzung". So etwas komme immer mal wieder vor, da sie aber immer auf die ihr eigene, lockere Art auf die Autofahrer zugehe, habe es deshalb nie Ärger gegeben.

Von Montag bis Freitag steht die beliebte Dame kurz vor fünf Uhr auf, frühstückt gemütlich mit ihrer Tochter und geht dann gegen 6.20 Uhr aus dem Haus, um ihrem Ehrenamt nachzukommen. Wind und Wetter, Regen oder Schnee machen ihr nichts aus. "Ich stehe gern früh auf und freue mich, wenn ich weiß: Jetzt darfst Du wieder auf deine Straße gehen". Ellis Revier ist die Theaterstraße Ecke Klosterstraße. Hektik und Hetzerei sind nicht ihr Ding: "Ich treffe zur Früh immer Leute, mit denen ich mich etwas unterhalte. Da ist es nicht schön, wenn man sagen muss, ich habe keine Zeit, ich muss weiter". "In der Ruhe liegt die Kraft" ist Ellis Devise. Viermal täglich geht sie zur Neustädter Schule: von 6.45 Uhr bis 8 Uhr, von 11 Uhr bis 11.30 Uhr, um 12.15 Uhr und von 13 Uhr bis 13.15 Uhr. Dazwischen findet Elfriede Kannheiser noch Zeit zum Kochen oder um eine ihrer Töchter, die in der Nähe wohnt, zu besuchen.

Und als nun das 25. Jubiläum als Schulweghelferin an der Neustädter Schule anstand, waren dann auch alle da. Von den Kindern, über die Lehrer, Elternbeirat, Polizei, Vertreter der Stadt Hof, Kreisverkehrswacht und auch Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, um Elfriede Kannheiser zu ihrem Jubiläum zu gratulieren. Zu Beginn der Feier sangen die Schüler das Lied "Hey, Pippi Langstrumpf" umgeschrieben auf "Elli Kannheiser" und ehrten so ihre Schulweghelferin. Rektorin Regina Ebneth sagte Danke für 25 Jahre Einsatz für die Kinder und die inzwischen Erwachsenen, die sie 25 Jahre sicher über die Straße gebracht hat. Außer einer goldenen Anstecknadel und einen goldenen Pokal überbrachte Rektorin Regina Ebneth eine Ehrenurkunde von der Gemeinschaftsaktion "Sicher zur Schule - Sicher nach Hause".

Der Oberbürgermeister der Stadt Hof Dr. Harald Fichtner sagte Danke und brachte Blumen mit. "Sie sind ja wirklich eine Institution hier an der Kreuzung. Seit 25 Jahren sorgen sie für die Sicherheit von Generationen von Schülern, und dafür möchten wir uns bedanken", sagte Rathauschef Fichtner.

Danach gratulierten der Jubilarin noch Wolfgang Merz, Verkehrserzieher der Polizei, Gerrit Werk, der Vorsitzende des Elternbeirates, vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung der Stadt Hof Peter Hetz, Heidemarie Schwaerzel, ehemalige Vorsitzende der Hofer Kreisverkehrswacht, Ursula Meyer, Schatzmeisterin der Verkehrswacht, Stefan Stadelmann, der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Hof.

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