Hof Grüne wollen bei Radwegen mitreden

Auf kombinierten Geh- und Radwegen müssen Radler hingegen jede Gefährdung der Fußgänger ausschließen. Daher haften sie bei einem Unfall mit, wenn ihnen ein Hund vors Rad läuft. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/ZB

Die Grünen im Hofer Kreistag wollen mit den Planungsbehörden zusammenarbeiten. Ein "Desaster wie beim Radwegebau bei Oberkotzau" soll so vermieden werden.

 
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Hof - Die Hofer Kreisräte der Grünen streben laut einer Pressemitteilung eine Zusammenarbeit mit den Planungsbehörden der Fahrradwege an. So wollen sie "ein erneutes naturschutzpolitisches Desaster wie beim Radwegebau nahe Oberkotzau" vermeiden. Wie berichtet, ist ein Teil des Perlenradwegs in Oberkotzau neben einem bestehenden Weg und durch Feuchtbiotope gelegt. Naturschützer gehen dagegen vor.

Gemeinsam mit Vertretern der Naturschutzverbände haben die Kreisräte nun laut Mitteilung einige von Planungen des Flüsseradweges betroffene Gebiete im Raum Kautendorf, Tauperlitz, Vierschau und Weinzlitz besucht. Dort im Regnitzgrund gibt es zahlreiche für den Artenschutz relevante Tiere und Pflanzen wie das Braunkehlchen, den Wachtelkönig, die Bekassine, den Schwarzstorch, den Milan und den Karmingimpel.

Der rund 90 Kilometer lange Flüsseradweg soll Main und Saale verbinden und 15 Millionen Euro kosten (wir berichteten). 57 Kilometer Radweg werden dafür in den kommenden Jahren neu- oder weiter ausgebaut. Zwölf Kommunen im Landkreis sind daran beteiligt.

Swanti Bräsecke-Bartsch und Achim Strunz, Mitglieder des Landesbundes für Vogelschutz, begleiteten als Experten die Exkursion. Wie sie feststellten, haben Reptilien ihren Lebensraum an den Felsen, in den Auen sind es die Amphibien. Die Auen mit Hecken und Wiesen stehen in vielen Bereichen unter Naturschutz. Auch Landwirte sehen den bevorstehenden Eingriff in die Natur laut den Grünen kritisch und weisen darauf hin, dass der Status des gesamten Gebietes auch durch die Stromtrassen von Tennet gefährdet sei.

"Nur weil der Radweg ‚Flüsseradweg‘ heißen soll, müssen keine neuen Wege unmittelbar an jedem Bachlauf entstehen," meint Fraktionssprecherin Mirjam Kühne. Vielmehr könnten viele vorhandenen Wege als Radwege ausgewiesen werden. Auch wenig benutzte Straßen könnten den Radfahrern durch Verkehrslenkungs-Maßnahmen überlassen werden. Es gäbe viele Möglichkeiten, Radwege zu organisieren, und die Landschaft sei mit geeigneten Wegen bereits gut und engmaschig ausgestattet. "Massive Neubauten mit breiter Asphaltdecke sind nicht notwendig."

Kreisrätin Nanne Wienands hält es für unnötig, für einen Radweg Felsraine wegzunehmen, wie es am Schrecksberg geplant ist. "Wir können Natur nicht einfach verbrauchen und Elemente zerstören, die unsere Gegend charakterisieren." Besser sei es, diesen Straßenabschnitt den Radfahrern zu überlassen.

Radfahrer Markus Schnabel aus Regnitzlosau kennt alle Wege und Strecken und ist vor allem davon überzeugt, dass es unnötig ist, alle Radwege zu asphaltieren. "Wassergebundene Wege sind völlig ausreichend. Sie fügen sich harmonischer ins Landschaftsbild und haben einen weitaus geringeren Versiegelungs-Effekt." Es sei zu erwarten, dass immer mehr Radler elektrisch unterstützt fahren werden. Daher müsse man Radwege nicht unbedingt ohne Steigungen bauen. "Wer sich sportlich betätigen will, nimmt Höhen und Täler in Kauf."

Die Naturschützer weisen darauf hin, dass es aufgrund der geförderten Erhaltungsmaßnahmen für die Flussperlmuschel erforderlich ist, die Regnitz vor allen Eingriffen zu schützen. "Die Regnitz ist ein Perlmuschelgewässer und sollte mit ihren Ufer- und Randbereichen als Gesamtbiotop erhalten bleiben. Sonst erweisen sich alle Muschelschutzmaßnahmen als absurde Augenwischerei." red

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