Hof Kostbarkeiten aus der Perlmuschel

Von Helmut Engel

Eine Ausstellung in Kleinlosnitz zeigt, welch schöne Stücke einst aus Perlmutt entstanden sind. Zugleich macht sie aufmerksam auf das Aussterben der Muscheln.

 
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Kleinlosnitz - Zeugen einer 300 Millionen Jahre alten Geschichte sind zum Auftakt des Museums-Jahres im oberfränkischen Bauernhofmuseum in Kleinlosnitz ausgestellt. Die Schau unter dem Titel "Perlmutt aus dem Dreiländereck" ist bis 16. Mai zu sehen. Die Flussperlmuschel, aus der die einmalig schönen Exponate hergestellt sind, gilt heute in Deutschland als so gut wie ausgestorben. Die irisierenden Kostbarkeiten, die je nach Perspektive ihre Oberfläche in anderen Farben erscheinen lassen, stammen aus der Privatsammlung von Nanne Wienands und Udo Benker-Wienands.

Bei der Eröffnung wies Museumsleiter Bertram Popp darauf hin, dass die Flussperlmuschel nur noch in den saubersten Bächen zu finden sei. "Viele Versuche, die Flussperlmuschel wieder anzusiedeln, sind leider misslungen", bedauert Udo Benker-Wienands, "so ist sie heute akut vom Aussterben bedroht." Udo Benker-Wienands war viele Jahre Vorsitzender der Kreisgruppe Hof des Bundes Naturschutz und hat sich in dieser Funktion unter anderem für den Schutz der Flussperlmuschel eingesetzt.

Dazu muss man wissen, dass ihre Larven eine Zeit lang in den Kiemen von Bachforellen leben und sich anschließend für einige Jahre als junge kleine Flussperlmuscheln bis zu einem halben Meter tief im Bachgrund vergraben, um dort in Ruhe wachsen zu können. Bei einer Länge von etwa 16 Millimetern arbeiten sich die Muscheln wieder an die Oberfläche des Bachgrundes. Dort könnten sie im Idealfall ein Alter von rund 120 Jahren erreichen. Bis zu 1000 Flussperlmuscheln können sich bei guten Bedingungen auf einem Quadratmeter drängen. Die Flussperlmuschel ist die einzige heimische Süßwasser-Muschel, die eine Perle ausbilden kann. Aber nur in etwa jeder 10 000. Muschel hat man eine Perle gefunden, die 20 bis 50 Jahre zum Wachsen gebraucht hatte.

Schuld am Aussterben der Flussperlmuschel hat der Mensch. Das herrliche Perlmutt und die Perlen, die in einzelnen Muscheln ausgebildet werden, hatten bei den Menschen Begierden geweckt und zu einem gnadenlosen Raubbau der Bestände geführt.

Bertram Popp erinnerte daran, dass von 1732 bis 1952 im Perlenbach zwischen Schönwald und Rehau unter staatlicher Aufsicht Perlen gefischt wurden. Dazu sei extra ein Perlenförster eingesetzt worden, der durfte die Perlmuschel untersuchen und gefundene Perlen dem Markgrafen bringen. 1732 habe der Förster nahe Eulenhammer ein Forsthaus bekommen, das 1763 abgebrochen wurde. Dafür wurde dann das sogenannte Perlenhaus errichtet, das heute nahe der Abzweigung der Straße von Rehau nach Selb steht. Zu dieser Zeit wurde der Bach Grüna in Perlenbach umbenannt.

Die schillernden Oberflächen der Muschelschalen seien zu einem begehrten Werkstoff geworden, erklärte der Museumsleiter. Im Vogtland und in Böhmen hätten sich aus Manufakturen kleine Fabriken zur Verarbeitung von Perlmutt entwickelt. Eine einzige Fabrik in Adorf habe jährlich 150 000 Muscheln verarbeitet, darunter auch Seemuscheln aus fernen Meeren.

Seit der Intensivierung der Landwirtschaft und der Industrialisierung seien große Bestände der Flussperlmuschel dramatisch zusammengebrochen. Die zunehmende Verschmutzung der Fließgewässer, deren Begradigung und der Eintrag von feinen Sedimenten hätten das Ökosystem zerstört, welches einst die Lebensgrundlage für die Flussperlmuschel bildete. Der Wassermangel in trockenen Jahren und die zu hohen Wassertemperaturen hätten den ohnehin schwachen Beständen weiter zugesetzt.

In der Ausstellung im Kabinett des Bauernhofmuseums zeigen Nanne Wienands und Udo Benker-Wienands einen großen Fundus an Artikeln aus Perlmutt aus dem Dreiländereck. Von kunstvoll gestaltetem Schmuck wie Ketten, Ohr- und Fingerringe über reich verzierte Handtaschen, mit Perlmutt beschlagene Besteckgriffe, Nippesfiguren, Intarsienarbeiten auf Schmuck- oder Pillendosen bis hin zu dem damaligen Alltagsartikel Perlmuttknopf. Ein Highlight der Ausstellung ist sicherlich die letzte Perle, die 1952 gefischt wurde.

Für Nanne Wienands und Udo Benker-Wienands bleibt "die bescheidene Schönheit unserer heimischen Flussperlmuschel unübertroffen", wie es die Ausstellung an vielen Beispielen zeige. "Stücke für arme und reiche, für kleine und große Leute. Der Bogen spannt sich von kostbaren Perlmuttknöpfen am Sonntagsstaat bis hin zur Pracht der Bayerischen Frauenkrone", fasst Nanne Wienands zusammen.

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Die Schau "Perlmutt aus dem Dreiländereck" im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz ist bis 16. Mai im Kabinett zu sehen.

Versuche, die Flussperl muschel wieder anzusiedeln, sind leider misslungen.

Sammler Udo Benker-Wienands

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