Hof/Plauen DDR-Spionin zu Gast bei Filmtagen

Zum 14. Mal präsentieren die Partnerstädte Hof und Plauen die Deutsch-Deutschen Filmtage. Von 15. bis 20. November laufen bei kostenfreiem Eintritt mehrere Dokumentarfilme mit illustren Gästen.

 
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Nach Öffnung der Grenzübergänge – wie hier in Rudolphstein – rollten im Herbst 1989 Hundertausende Trabis ins Hofer Land. Der Auftaktfilm der Duetsch.Deutschen Filmtage beleuchtet, wie die Hofer damals mit dem Ansturm zurechtkamen. Foto: dpa/Frank Leonhardt

Ganz im Zeichen von 35 Jahren Grenzöffnung steht die Eröffnungsveranstaltung der Deutsch-Deutschen Filmtage am Freitag, 15. November, in Hof. Nach einer spektakulären Lasershow wird im Central-Kino der Film „Tor zum Westen - die Sachsen erobern Hof“ gezeigt. Die Dokumentation von Sven Böttger porträtiert den Ausnahmezustand im Hofer Stadtgebiet, als die Gäste aus dem Vogtland im Herbst 1989 ihr Begrüßungsgeld abholten und die Hofer Geschäfte nahezu leer kauften.

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Für die anschließende Diskussion konnten die Projektverantwortlichen Jürgen Stader und Steffi Behncke drei prominente Zeitzeugen gewinnen: Der ehemalige bayerischen Ministerpräsident Günther Beckstein, der frühere Staatsminister Georg von Waldenfels sowie der Hofer Journalist Werner Mergner werden mit Achim Hager die damalige Zeit Revue passieren lassen von persönlichen Erlebnissen erzählen. Auch bei anderen Filmen werden mit Markus Meckel, dem letzten DDR-Außenminister, Pierre Boom, dem Sohn des Kanzleramtsspions Günter Guillaume, sowie Lilli Pöttrich, einer langjährigen DDR-Spionin, außergewöhnliche Gesprächspartner anwesend sein. Das Festival findet von 15. bis 20 November im Hofer Central-Kino sowie im Plauener Capitol-Kino statt. Die Termine in Hof im Überblick.

Das Tor zum Westen – Die Sachsen erobern Hof (Doku 2009): Im Herbst 1989 war Hof das Ziel Hunderttausender DDR-Bürger. Viele wollten einfach mal rüber in den Westen. Die Reportage beschreibt den Ausnahmezustand aus dem Blickwinkel der Hofer und erinnert an die „Trabi-Kolonnen“, an Notunterkünfte und leer gefegten Regale in den Geschäften. Zu Gast sind unter anderem Günther Beckstein, Georg von Waldenfels und Regisseur Sven Böttger.

Vorstellung: Freitag, 15. November, 15 Uhr im Hofer Central-Kino.

Der letzte Diplomat – Markus Meckel und die DDR, Doku (2017): Als Pfarrer und Oppositioneller mischte Markus Meckel in der DDR-Friedensbewegung mit. Er war jahrelang im Visier der Stasi. Im Oktober 1989 gründete er die SDP, die bei der ersten und letzten freien Volkskammerwahl antrat. Er wurde letzter Außenminister der DDR. Später setzte er sich im Bundestag für die Aufarbeitung der SED-Diktatur ein. Markus Meckel ist bei der Vorstellung zu Gast.

Vorstellung: Samstag, 16. November, 11 Uhr, im Hofer Central-Kino

WM 1974 – Flucht aus der DDR, Doku (2024): Als die Bundesrepublik ins WM-Finale 1974 einzieht, wollen drei Männer aus der DDR fliehen: Bernd Herzog, Thomas von Fritsch, Thomas Röthig. Sie hoffen, dass während des Spiels die Grenzbeamten abgelenkt sind. Bei der WM trafen die Teams aus der BRD und der DDR aufeinander. Kurz vor dem Turnier kam es zu einem Skandal. Zunächst schienen sich beide Staaten durch die Ostpolitik Willy Brandts anzunähern. Doch dann wurde wenige Wochen vor der WM Günter Guillaume verhaftet, der Spion im Kanzleramt. Zu Gast ist unter anderem Pierre Boom, Sohn des Spionageehepaares Günter und Christel Guillaume.

Vorstellung: Sonntag, 17. November, 13.30 Uhr, im Hofer Central-Kino

Schwarze Geschäfte – Honeckers Technologieschmuggler, Doku (2018): Im Laufe der Jahrzehnte war fast die Hälfte der im „Operationsgebiet“ tätigen DDR-Spione mit der Beschaffung wissenschaftlicher und technischer Spitzenprodukte beschäftigt. Der SED-Führung ging es ums wirtschaftliche Überleben, doch westliches Know-how wurde auch für den Machterhalt genutzt. So wurde Mielkes Überwachungsimperium mit westlicher Spitzentechnologie hochgerüstet.

Vorstellung: Samstag, 16. November, 17 Uhr, im Hofer Central-Kino.

Terra X History: DDR-Herbst 89 – Stimmen der Revolution, Doku (2024): Eine besondere Doku über den Herbst 1989 – von der Prager Botschaft über den noch mit großem Pomp begangenen 40. Jahrestag der DDR bis hin zur Leipziger Montagsdemo am 9. Oktober. Unkommentiert, nur mit Originalfilm- und Tonmaterial. Zu Gast ist unter anderem Regisseur Mario Sporn.

Vorstellung: Sonntag 17. November, 17 Uhr, im Hofer Central-Kino

Tod im Stasiknast – Warum starb Matthias Domaschk? Doku (2006): Am 12. April 1981 starb Matthias Domaschk unter ungeklärten Umständen in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Gera. Sein Tod verunsicherte die Oppositionsbewegung der DDR, radikalisierte aber auch die Bereitschaft zu politischem Widerstand. In der Dokumentation erzählen Freunde und Weggefährten.

Vorstellung: Montag, 17. November, 11 Uhr, im Hofer Central-Kino

Nach drüben – Oststars wechseln die Seiten, Doku (2019): Die Dokumentation konzentriert sich auf den Bereich Rock- und Popmusik und rückt beispielhaft die Biografien von drei Zeitzeugen in den Mittelpunkt. Sängerin Veronika Fischer, Sänger, Schauspieler und Musicalstar Reiner Schöne, sowie Dietrich Kesslers Gruppe „Magdeburg“ Der Film greift außerdem die Geschichte der Gruppe „Renft“ sowie die Ausbürgerung von Wolf Biermann und Nina Hagen auf. Dietrich Kessler und Eberhard Klunker sind zu Gast und umrahmen die Veranstaltung auch musikalisch.

Vorstellung: Montag, 18. November, 17 Uhr, im Hofer Central-Kino

Die Spioninnen im Dienst der DDR, Doku (2023): Lilli Pöttrich ist mitten im Jurastudium, als von der Stasi angeworben wurde. Für die 22-Jährige änderte sich ihr komplettes Leben – sie richtet es vollständig auf die Agentinnentätigkeit aus. Sie beginnt mit Berichten über ihre Kommilitonen, 1983 startet ihre Diplomatinnen-Laufbahn im Auswärtigen Amt in Bonn. Alles wird von der Staatssicherheit minutiös geplant. Sogar bis 1993 kann sie ihre Diplomatinnentätigkeit aufrechterhalten. Erst dann wird sie enttarnt. Heute lebt die 70-Jährige in Wien – und sie kommt zu den Deutsch-Deutschen Filmtagen.

Vorstellung: Dienstag, 19. November, 17 Uhr, im Hofer Central-Kino red

Joachim Gauck in Plauen

Freiheit
m Rahmen der Deutsch-Deutschen Filmtage findet am 20. November, 17 Uhr, im Plauener Kino eine Gesprächsrunde mit dem früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und dem aus Hof stammenden ehemaligen ARD-Chefredakteur Thomas Baumann statt. Thema: „Was haben wir aus der Freiheit gemacht?“

Zur Person
Joachim Gauck kommt 1940 in Rostock zur Welt. Nach dem Abitur studiert er Theologie. 25 Jahre steht er im Dienst der evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitet viele Jahre als Pastor. Schon als Jugendlicher tritt er in Opposition zur Diktatur in der DDR. Während der Friedlichen Revolution ist er Mitinitiator der kirchlichen und politischen Protestbewegung in Rostock. Nach der Wende wird er Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen. Von 2012 bis 2017 war er Bundespräsident.