Hof Städte kämpfen für Modernisierung der Bahn

Kathrin Zeilmann und Elmar Schatz
Ist die Elektrifizierung nicht wirtschaftlich genug? Diese Aussage will man in der Region nicht so hinnehmen. Foto: /dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Stopp-Signal aus Berlin: Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale soll nicht kommen. Sie rechne sich nicht, erklärt das Haus von FDP-Verkehrsminister Volker Wissing. Alte Dieselloks rollen weiter. Die betroffene Region will das auf keinen Fall hinnehmen.

 
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Den Plänen zur Modernisierung der Franken-Sachsen-Magistrale droht auf bayerischer Seite das Aus, da nach Berechnungen des Bundesverkehrsministeriums das Projekt nicht wirtschaftlich genug ist. Doch das wollen Staatsregierung und die betroffenen Kommunen nicht akzeptieren. Die Elektrifizierung der Strecke sei „verkehrlich, strukturpolitisch und ökologisch dringend notwendig“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Er kritisierte die Ampel-Koalition: „Der Bund muss hier schnell nachsteuern, das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen.“ An diesem Dienstag soll in Bernreiters Haus eine entsprechende Resolution unterzeichnet werden.

„Der Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale hat eine Bedeutung, die weit über Bayern hinausgeht“, sagte Bernreiter. „Nicht umsonst gehört die Strecke zum Kernnetz der EU; denn sie verbindet Süddeutschland mit Tschechien und ist letztendlich auch die Voraussetzung für durchgehende Güterverkehre nach Polen.“ Seit vielen Jahren wird in der Region die Elektrifizierung gefordert: Von Nürnberg über Marktredwitz nach Hof beziehungsweise Schirnding sollen mehr als 30 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs keine Dieselloks mehr fahren, die Elektrifizierungslücke nach Sachsen und Tschechien sollte geschlossen werden. Aus dem Berliner Verkehrsministerium heißt es jedoch aktuell: Das Vorhaben stelle sich „trotz der Ausschöpfung aller identifizierten Optimierungspotenziale“ derzeit als nicht wirtschaftlich dar.

Eine wichtige Stadt entlang der Magistrale ist Bayreuth – als Festspiel- und Universitätsstadt ist sie auf eine gute Bahnanbindung angewiesen. Die Elektrifizierungslücke hier im EU-Kernnetz zu schließen, „wäre ein starkes politisches Signal für die verstärkte Westanbindung der osteuropäischen Mitgliedstaaten der EU sowie der Ukraine“, sagte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Das Bundesverkehrsministerium hätte diese überregionalen Potenziale jedoch ignoriert. „Überdies wurden sämtliche Bewertungsprämissen systematisch zum Nachteil der Franken-Sachsen-Magistrale ausgelegt.“ Ebersberger sagte weiter: „Wir fordern sowohl eine sofortige Revision der tendenziösen Nutzen-Kosten-Untersuchung als auch eine baldige politische Entscheidung zur Weiterplanung.“ Der Raum zwischen Hof, Nürnberg und Regensburg gelte als die größte „Dieselinsel“ in Mitteleuropa, die Franken-Sachsen-Magistrale als die meist frequentierte Dieselstrecke in Deutschland, betonte der Bayreuther OB. „Da hier veraltetes Lok- und Zugmaterial mit besonders hohen Diesel-Verbräuchen und Emissionen eingesetzt wird, ist sie auch die schmutzigste Bahnstrecke in Deutschland.“

Ähnlich äußerte sich die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD): „Auch aus ökologischen Gründen ist es eine Farce, an einer Dieselinsel festzuhalten.“ Die kommunalen Gebietskörperschaften entlang der Strecke stünden zusammen und kämpften gemeinsam, hieß es weiter. Hinter der Elektrifizierung stünden die Bevölkerung und die Wirtschaft der gesamten Region.

Seit Jahren macht sich auch die Stadt Marktredwitz für die Elektrifizierung stark. „Unsere Region darf keine Dieselinsel innerhalb des Bahnnetzes bleiben, sondern die Elektrifizierung muss aus unserer Sicht mit höchster Priorität vorangetrieben werden, auch wenn die Kosten-Nutzen-Rechnung das nach aktuellsten Prognosen noch nicht aussagt“, betont Oberbürgermeister Oliver Weigel (CSU): „Wenn wir jetzt den Anschluss verpassen, wird das in Zukunft dramatische Folgen haben. Wir wollen in unserer Region nicht von der Zukunft abgehängt werden!“

Auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) steht an der Seite der Oberbürgermeister: „Klimaschutz braucht gute Zuganbindungen. Wer Güterverkehr auf die Schiene bringen will, muss auch Frankens Zugverkehr elektrifizieren.“

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