Hofer Symphoniker Live fetzt

Endlich wieder: die Foto: /Harald Dietz

Als wären sie nie weggewesen: Die Hofer Symphoniker bezaubern nach der Zwangspause wieder ihr Publikum. Die Wiedersehensfreude ist groß auf beiden Seiten

 
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Hof - „Nö, es ist echt nicht das Gleiche“, sagt ein Besucher im Großen Haus der Hofer Freiheitshalle. Er hatte es während des Lockdowns mit Beethoven auf Arte versucht – irgendwann zappte er weiter. Schon schön, nur keine Atmosphäre. Seit Oktober war jeder der über 200 Besucher im Saal auf Ton-Konserven, Radio und Streaming angewiesen. So trifft es einen wie ein Windstoß aus dem Nichts, wenn Geigerin Lea Birringer losstürmt in Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll. Hinter und neben ihr die hellwachen Symphoniker nach einem Pausenzeichen, das monatelang Geltung hatte.

Das macht die Zeit: Entbehrt man lange Gewohntes, verrieseln die Erinnerungen an Emotionen, die mit Livemusik verbunden sind. Jazz, Rock, Schlager, Klassik – live fetzt. Die Hofer Symphoniker unter ihrem Dirigenten Hermann Bäumer wissen das zu nutzen. Das Programm ist gute Choreografie. Eine Bläsergruppe setzt den Beginn mit dem Notturno von Mendelssohn. Eben die Bläser, die wegen gefährlicher Aerosole abgemeldet waren, eröffnen das Konzert. Das Stück wächst von bescheidener Ruhe mit dem Einsetzen des Blechs zu einem Weckruf an. Das Publikum hat verstanden. Es hatte gejuchzt, als die Musiker die Bühne betraten. Ein „Endlich!“ eint alle im Saal – maskenbewehrte Zuhörer wie Musiker.

Mit dem Programm des Abends lehnen sich die Symphoniker nicht weit aus dem Fenster. Mendelssohns Violinkonzert gehört zum musikalischen Kanon wie Schillers Räuber zum Literaturunterricht. Das Orchester bleibt aber bei der schönen Gewohnheiten, Partituren aus dem Schrank zu ziehen, die keine Spuren von Abnutzung tragen. „Consolation“ heißt das ruhig fließende Stück des Isländers Jón Leifs, der seine nordische Herkunft musikalisch nicht verleugnet; es lohnt, Weiteres vom 1968 gestorbenen Komponisten zu hören – und sei es nur aus der Konserve. Der Abend endet mit Christian Sinding. Die Symphoniker spielen das erste Violinkonzert des Norwegers und setzten mit der brillanten Solistin Lea Birringer mit der Romanze des Skandinaviers noch eins drauf. Selbst diese lange Zugabe stillt den Durst nicht. Das Klatschen und Fußgetrappel hört kaum auf an dem Abend. Wer das Ende des Konzertes gar nicht verschmerzen kann: Es wird auf einer CD zu hören sein, die die Hofer Symphoniker dieser Tage eingespielt haben.

Das nächste Konzert geben die Hofer Symphoniker am 1. und 2. Juli jeweils um 19.30 Uhr in der Hofer Michaeliskirche. Zu hören sind an den Abenden ausschließlich Werke von Mozart einschließlich der Symphonie 35. Solist ist Oboist Albrecht Mayer, der das Orchester auch dirigiert.

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