Hofer Symphoniker Stradivari nur zweite Wahl

Cellist Christian Poltéra spielt am Freitag mit den Hofer Symphonikern Prokofieffs Sinfonia concertante. Der Schweizer geht es locker an, auch wenn er nicht zu seinem weltberühmten Instrument greift.

 
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Christian Poltéra spielt am Freitag in Hof. Foto: /ene Zandel

Der Schweiß rinnt auf dem glänzenden Lack des Cellos hinunter, die Stirn von Brannon Cho glänzt. Der Solist gibt, das zeigt die Aufnahme von 2018, alles bei diesem Werk, es wird physisch. Der andere Cellist, der berühmtere, nämlich Mstislaw Rostropowitsch, kürte das Stück zum „Monster“. Es geht um Sergej Prokofieffs Sinfonia concertante in e-Moll. Auch Christian Poltéra hat mächtig Respekt. An dem Schweizer ist es, am Freitag mit den Hofer Symphonikern das Konzert zu meistern. Eine Aufgabe, an der man wachsen kann: „Da ist die technische Schwierigkeit und da ist die schiere Dimension, die Mächtigkeit.“

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Monströs

Poltéra, Jahrgang 1977, kennt das Konzert seit seinem Studium. Über die Jahre hat er es sich erarbeitet – „ich hoffe, dass da einiges hängengeblieben ist“. Es ist vogelwild, scheut keine groben Töne und verlangt Hingabe. „Aber dass es monströs wurde, daran ist Rostropowitsch selbst schuld“, erklärt Poltéra. Denn der russische Cellist hat das Konzert zusammen mit Prokofieff überarbeitet und tat dem Werk, das 1952 erstmals gespielt wurde, einen Gefallen. „Es ist verdaulicher als die Urfassung, aber nicht weniger schwierig“, sagt Poltéra über die Co-Produktion.

International gefragt

Der Cellist, Dozent an der Hochschule Luzern und erfahren mit Orchestern wie den Wiener Symphonikern oder den Münchner Philharmonikern, schätzt das 20. Jahrhundert. Arthur Honegger, Paul Hindemith oder sein Landsmann Frank Martin – die Liste seiner CD-Einspielungen liest sich interessant. Poltéra erklärt das nicht nur mit Neigung, sondern auch mit Jugend. Als junger Cellist habe er sich nicht gleich an Großes wie das Cello-Konzert in h-Moll von Dvořák getraut. Dann lieber seltener betretene Gefilde. Seinen Status als international gefragter Musiker hat er längst erreicht, der Dvořák ist jetzt auch eingespielt.

Klang zu gepflegt

Christian Poltéra hat sich einen Namen gemacht, und da gibt es einen weiteren Namen, der immer auftaucht, wenn von ihm die Rede ist: Antonio Stradivari. Poltéra ist im Besitz von „Mara“, eines von drei weltberühmten Celli aus der italienischen Manufaktur. Allerdings bleibt das Juwel bei Prokofieff im Kasten. Stattdessen greift der Schweizer in Hof zu einem Instrument von Antonio Casini aus dem Jahr 1675. „Mit ihm kann ich besser die rohen Töne spielen. Mit dem von Stradivari geht das nicht, sein Klang ist zu gepflegt.“

Den Wirbel um sein berühmteres Instrument versteht er aus künstlerischer Sicht, weil sein Klang einzigartig sei. Dass das Cello auf einen Wert im deutlichen siebenstelligen Bereich taxiert wird, kann er weniger nachvollziehen. „Das ist übertrieben, das steht in keinem Verhältnis.“

Konzert

Karten
Das achte Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker beginnt am Freitag, 21. April, um 19.30 Uhr im Festsaal der Freiheitshalle. Auf das Werk von Prokofieff folgt die elfte Symphonie von Dmitrij Schostakowitsch. Es dirigiert Hermann Bäumer. Es gibt noch Karten.