Hohe Kosten für Kita-Neubau Konradsreuth stellt für Kinder anderes zurück

Etwa 3,8 Millionen Euro lässt sich Konradsreuth Kita und Hort kosten. Der Gemeinderat hat nun einer Entwurfsplanung zum Neubau zugestimmt – auch wenn das im Haushalt Verzicht bedeutet.

 
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So sollen Hort und Kita aussehen. Foto: Architekturbüro Hermann Beyer

Konradsreuth - Auf dem Gelände der Konradsreuther Grundschule sollen eine Kindertagesstätte und ein Hort entstehen – dafür hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einen Planungsentwurf gebilligt. Das aktuelle Gebäude der Wilhelm-Löhe-Kindertagesstätte wäre dringend sanierungsbedürftig; außerdem hat eine Bedarfsabfrage ergeben, dass mehr Betreuungsplätze nötig sind. Mit dem Hort soll das Betreuungsangebot künftig deutlich flexibler werden. Allein: Das hat seinen Preis. Auf etwa 3,8 Millionen Euro schätzt Architekt Hermann Beyer, der dem Gremium seinen Entwurf in einer ausführlichen Präsentation vorstellte, die entstehenden Kosten. Für Konradsreuth, die am höchste verschuldete Kommune im Landkreis Hof, bedeutet das in den nächsten Jahren vor allem Verzicht. „Das war eine sehr schöne Präsentation“, sagte Bürgermeister Döhla – und merkte an: „Bis die Kosten kamen.“

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Kämmerer Bastian Schreiner kündigte an, beim Haushalt radikal den Rotstift ansetzen zu müssen. „Weiter große Projekte sind dann nicht mehr möglich.“ Müsse man unvorhergesehen ein neues Fahrzeug für den Bauhof anschaffen könne das zum Beispiel „schon schwierig“ werden. Bereits geplante Abrisse mit Zuschüssen aus dem Programm „Förderoffensive Nordostbayern“ werden durchgeführt – Neues wird auf absehbare Zeit kaum hinzukommen. Gerechnet hat Schreiner mit einem hypothetischen Fördersatz von 50 Prozent, denn die Förderhöhe für den Neubau steht noch nicht fest. Mit dem jüngsten Ratsbeschluss wird die Verwaltung hierzu weitere Gespräche mit der Regierung von Oberfranken führen. Gut möglich, dass die Förderung schlussendlich deutlich höher ausfalle, als im Rechen-Exempel angesetzt. Doch auch so lasse sich das Projekt peu à peu durch Entnahmen aus der Rücklage finanzieren.

Während der Hort unter anderem in – dann umgebauten – Räumen im Grundschul-Anbau unterkommen soll, die bereits für die offene Ganztagsschule im Einsatz sind, ist für Kindergarten und Kinderkrippe ein kompletter Neubau vonnöten. Hier plant Architekt Beyer mit einem eingeschossigen Anbau aus Holz, der sich optisch als eine Aneinanderreihung mehrer kleiner Häuschen darstellt. Während der Eingang des Horts mit dem der Grundschule in der Ringstraße identisch ist, ist der Eingang des Kindergartens rückwärtig in der Schulstraße eingeplant. In der Ringstraße sind 17 Stellplätze für Autos angedacht, ebenso wie eine zweite Bushaltestelle.

Konzeptionell ist die Kita so angelegt, dass sie sowohl offene Pädagogik ohne einzelne Kindergartengruppen als auch eine Unterteilung in einzelne Gruppen ermöglich. Das soll dem Träger überlassen bleiben – und sich je nach Situation, Stichwort Pandemie, anpassen lassen. Angedacht ist eine Art große Halle mit großzügigem Oberlicht, unterteilt in verschiedene Bereiche etwa zum Essen und für unterschiedliche Spielangebote. Hinzu kommen die Räume für das Personal, ein Mehrzweck-Raum und ein Raum für Kinderwagen. Die Außenbereiche für Kindergarten, Kinderkrippe und Hort sind voneinander getrennt. Fertig sein wird der Bau frühestens Ende 2022, wahrscheinlich eher Anfang 2023.

Künftig sollen so drei Krippengruppen mit insgesamt 45 Kindern und vier Kindergartengruppen mit insgesamt 100 Kindern auf einer Fläche von 491 Quadratmetern Platz finden. Die 60 Plätze für die Schülerbetreuung im Hort kommen auf 447 Quadratmetern unter. Zum Vergleich: Zurzeit gibt es zwei Krippengruppen mit jeweils zwölf Kindern und vier Kindergartengruppen mit je 25 Kindern auf einer Fläche von 373 Quadratmetern. Die offene Ganztagsschule betreut auch momentan etwa 60 Kinder; das auf einer Fläche von 187 Quadratmetern.

Bürgermeister Matthias Döhla zeigte sich von dem Entwurf sehr angetan und relativierte die Kosten von 3,8 Millionen Euro: „Man muss auch bedenken, dass wir hier für die nächsten 50 Jahre bauen. 23,75 Euro pro Einwohner sollten uns das im Jahr wert sein.“ Um das Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, müsse man allerdings eng mit der Rechtsaufsicht zusammenarbeiten. Schließlich wisse niemand, wie es in den nächsten Jahren finanziell weitergehe. Bereits im vergangenen Jahr habe die Kommune massive Einbußen bei der Gewerbesteuer hinnehmen müssen. Zudem könnten staatliche Zuschüsse in Gefahr geraten, würde die Gemeinde mehr als die benötigte und förderfähige Fläche bebauen. Aus diesem Grund sei es auch nicht möglich gewesen, allen Wünschen der Kirchengemeinde als Kita-Trägerin und des Kindergarten-Personals gerecht zu werden. So wird es im Kita-Neubau etwa, obwohl von der Leiterin gewünscht, keine Mensa geben.

Der Hort sei, obgleich es aktuell schon die offene Ganztagsschule gibt, notwendig, um den Eltern etwa flexiblere Abholzeiten und eine Betreuung auch in den Ferien zu ermöglichen – das dann allerdings gegen eine Gebühr. Hierfür könne es allerdings eventuell Zuschüsse geben, wenn im Jahr 2025 der gesetzliche Anspruch auf Ganztagsbetreuung in Kraft tritt.

Auch Pfarrer Norbert Preibusch, als Gast in der Sitzung anwesend, erhielt zur Entwurfsplanung das Wort. Er betonte mit Nachdruck, dass der Kita-Neubau nun wirklich kommen müsse. Schon als er vor zwei Jahren die Pfarrstelle in Konradsreuth angetreten habe, sei der Wilhelm-Löhe-Kindergarten baulich in prekärem Zustand gewesen. „Da hieß es, die Kita kann übernächstes Jahr in Betrieb gehen.“ Dass es anders kommen sollte, liegt etwa an der Grundschulsanierung, die sich aufwendiger gestaltete als zunächst gedacht. Da bei den Arbeiten asbesthaltiger Kleber zum Vorschein kam, mussten die Schüler auf Container ausweichen. Preibusch lobte das Konzept, das Raum für offene Pädagogik lässt. Dennoch sei es schade, dass aus Gründen der Förderfähigkeit nicht alle Wünsche des Personal berücksichtigt werden konnten.

Ratsmitglied Mario Weber (SPD) bemängelte in der sich anschließenden Diskussion, dass sich der Eingang der Kita in der Schulstraße befindet. Dazu könne es zu ungünstigen Verkehrssituationen kommen. Thomas Stelzer (SPD-Fraktionsvorsitzender) hielt dem später entgegen, dass so die Räume für die Kinder auf der Sonnenseite liegen. Somit sei diese Entscheidung nachvollziehbar. Er lobte das Konzept als „absolut schlüssig“. Dass sich alles auf einer Ebene ohne Treppen befinde, komme Kindern und Personal entgegen.

Franz Plettner (CSU) erkundigte sich, ob in der Kostenschätzung bereits Lüftungsanlagen eingerechnet seien, wie sie nun in der Corona-Pandemie verstärkt zum Einsatz kommen. Das sei nicht der Fall, entgegnete Architekt Beyer. „Das ist aber sicher auch eine Diskussion wert.“ Bürgermeister Döhla verwies darauf, dass es hierfür in der jetzigen Situation sogar Fördergelder gebe. Hierüber könne man sich noch unterhalten.

Wolfram Eckardt (CSU) fragte nach einem Plan B: „Was ist, wenn wir das jetzt beschließen und dann feststellen, dass wir uns das doch nicht leisten können?“ Hierzu machte der Rathauschef deutlich, dass das letzte Wort zu dem Projekt auch nach einem positiven Beschluss noch nicht gesprochen ist. Zuerst müsse man sich über die Förderkriterien klar werden. „Wenn der Freistaat zum Beispiel sagt: Wir zahlen aktuell so viele Corona-Hilfen, dass wir euch nur zehn Prozent geben können, ist die Sache eh gestorben.“ Mit dem Beschluss könne die Gemeinde allerdings ein Zeichen setzen: „Wir gehen das jetzt an.“