Hoher Krankenstand Arbeitsausfälle in Bayern häufen sich

Sarah Jakob und Elke Richter
Bei Covid-19-Anzeichen ist die Krankschreibung per Telefon möglich. Foto: IMAGO//Daniel Ingold

Im ersten Halbjahr ist die Zahl der coronabedingten Krankschreibungen in die Höhe geschnellt. Um Ansteckungsgefahren in Arztpraxen zu reduzieren, fordert die DAK die Krankschreibung per Telefon als dauerhafte Lösung. Das wünschen sich auch Ärzte aus der Region.

 
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Die Arbeitnehmer in Bayern waren im ersten Halbjahr so häufig krank wie in keinem anderen Halbjahr seit Beginn der Corona-Pandemie. Dabei gab es einen deutlichen Anstieg bei Erkältungen und Covid-19 als Ursache. Dies geht aus einer Auswertung der Krankenkasse DAK Bayern hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Insgesamt lag der Krankenstand für Januar bis Juni bei 4,1 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte höher als im Vorjahreshalbjahr.

„Parallel zu der schrittweisen Lockerung der Corona-Einschränkungen im März 2022 konnte sich eine ausgeprägte Erkältungs- und Grippewelle entwickeln“, erläuterte die DAK-Landeschefin Sophie Schwab. Diese sei von der hoch ansteckenden Omikron-Variante begleitet worden, die so viel Arbeitsausfall bewirkt habe wie keine Corona-Variante zuvor. Hinzu komme, dass der Freistaat mit Blick auf Covid-19-Erkrankungen deutlich über dem Bundesdurchschnitt gelegen habe. „Die Omikron-Welle hat in Bayern für doppelt so viele Corona-Fehltage gesorgt wie in Hamburg oder Bremen.“ Im Bundesschnitt gingen 64 Fehltage je 100 Versicherten auf Corona zurück, in Bayern waren es 84. Das sind mehr als sechsmal so viele wie im Vorjahreszeitraum, als es im Schnitt knapp 13 Fehltage wegen Corona gab. Fast jeder fünfte Fehltag im Job (18,4 Prozent) ging auf das Konto einer Atemwegserkrankung. Husten und Schnupfen waren weit verbreitet: Wurden im Vorjahreszeitraum deswegen noch 40 Fehltage je 100 Versicherten registriert, schnellte die Zahl im ersten Halbjahr auf rund 137 Tage hoch.

Insgesamt kam jeder Beschäftigte statistisch auf 7,45 Fehltage, 1,36 Tage mehr als im Vorjahresvergleich. Damit ist wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Atemwegserkrankungen waren im ersten Halbjahr 2022 vor Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen die häufigste Ursache für Krankschreibungen.

„Deshalb fordern wir, dass die Krankschreibung per Telefon zu einer dauerhaften Lösung wird, um die Ansteckungsgefahr in den Arztpraxen zu reduzieren“, betont Schwab. „Unmittelbar nach der politischen Sommerpause muss für eine Dauerlösung die gesetzliche Grundlage geschaffen werden.“ Die Vorteile einer solchen Krankschreibung sieht auch der Vorsitzende des Ärztlichen Bezirksverbands Oberfranken, Otto Beifuß. Schließlich unterbricht die Krankschreibung auf Distanz Infektionsketten: „Wer einen Infekt hat, der trägt ihn zuerst in die Arztpraxis, wo Mitarbeiter und Patienten sind.“ Der Mediziner bestätigt auf Nachfrage, dass es seiner Meinung nach derzeit vermehrt zu Krankmeldungen kommt. Diese machen sich vor allem auch in den Praxen und Krankenhäusern bemerkbar. Teilweise müssen dort Stationen wegen des Personalausfalls geschlossen werden. Die Krankschreibung per Telefon ist jedoch vorerst nur bis Ende November 2022 möglich.

Der Bezirksverbandsvorsitzende betont, dass die Politik eine eindeutige Entscheidung treffen müsse. Das Hin und Her zwischen Erlaubnis und Verbot verunsichere sowohl Kollegen, als auch Patienten. Für diese Entscheidung sollten außerdem dringend Einrichtungen wie Ärztekammer oder Kassenärztliche Vereinigung befragt werden, die die Notwendigkeit der Telefonkrankschreibung durch ihre Expertise einschätzen können. Zudem weist er darauf hin, dass das Angebot nur für Atemwegsinfekte mit Verdacht auf eine mögliche Coronainfektion vorgesehen ist. Patienten mit anderen gesundheitlichen Problemen sind dazu angehalten, bei einem Arzt vorstellig zu werden.

Die Krankenkasse hat für die Daten alle Krankschreibungen des ersten Halbjahrs 2022 der ihrer versicherten Beschäftigten – das sind rund 351 000 Menschen – aus Bayern ausgewertet. Die Zahlen gelten deshalb als repräsentativ.

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