Musikalisches Multitalent Horst Beier ist tot

red
Horst Beier mit seiner Harmonika. Foto: privat

Der Begründer des Mundharmonika-Trios „Siebenstern“ und der Band „Los Amigos“, ist gestorben. Noten hat er nie gelernt, doch sein Können ist legendär.

 
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Kirchenlamitz/Schwarzenbach an der Saale - Eine Musiklegende der 50er- und 60er- Jahre ist gestorben: Horst Beier, Begründer des Mundharmonika-Trios „Siebenstern“ und der Band „Los Amigos“. Er starb 86-jährig in seinem „Berghaus“ in der Odenwald-Gemeinde Kirchzell. Mit seinen Musikkameraden Werner Hörl, Weißenstadt, Heinz „Tünnes“ Trautmann, Habnith, Peter Schneider, ehemaliger Bürgermeister von Schwarzenbach an der Saale, und dem Kirchenlamitzer Otto Zürner waren die 1959 gegründeten „Los Amigos“ zu ihrer Zeit eine der bekanntesten Bands der Region. Wo sie auftrat, gab es kaum freie Plätze.

Horst Beier war in mehrfacher Hinsicht ein Ausnahmetalent. Auch musikalisch. Ohne jemals Noten gelernt zu haben, machte er sich mit nahezu allen Musikinstrumenten in kürzester Zeit derart vertraut, dass er sie wie routiniert spielen konnte – allein nach seinem Gehör und seiner raschen Auffassungsgabe.

Bei den Deutschen Mundharmonika-Meisterschaften in Trossingen belegte er bereits in jungen Jahren einen dritten Platz. Im Bayerischen Rundfunk trat er ebenso auf wie auf zahlreichen Bühnen. Musik und Unterhaltung bot er noch bis ins hohe Alter bei allen möglichen Anlässen in seiner Wahlheimat Amorbach (Odenwald).

Ob im ehemaligen Café Rheingold in Schwarzenbach an der Saale, in den Gasthöfen „Deutsches Haus“ in Kirchenlamitz und Weißenstadt, im Café Schobert in Marktleuthen oder in vielen weiteren Sälen in der näheren Umgebung wie auch über die Region hinaus – Beier und seine „Los Amigos“ waren die Publikumsmagneten für Tanz und Stimmung. Die Instrumente seiner Mundharmonikasammlung reichten von sechs bis sechzig Zentimeter Breite. Das Orgelspiel beherrschte das „notenlose“ musikalische Multitalent ebenso wie Akkordeon, Gitarre, Bass, Mandoline, Banjo sowie Ulk- und weitere Instrumente.

Horst Beier war der älteste von vier Söhnen einer aus dem niederschlesischen Lauban stammenden Familie. Sie verschlug es als Heimatvertriebene in die Kirchenlamitzer Teilgemeinde Reicholdsgrün. Diesem Dorf und dem Fichtelgebirge blieb er sein ganzes Leben lang verbunden. Bei der damaligen Gärtnerei Gotsch in Marktleuthen lernte er das Gärtnerhandwerk, wurde Meister seines Fachs und führte in Amorbach (Landkreis Miltenberg) bis zu seinem Ruhestand die dortige Fürstlich-Leiningensche Hofgärtnerei.

Motorroller, Natur und Tiere

Außer Musik aller Art und Instrumente hatte Horst Beier weitere Vorlieben. Dazu gehörten nostalgische Motorroller ebenso wie Pkw-Oldtimer. Er schuf Aquarelle, reparierte und tüftelte, erfand praktische Alltagshilfen, schweißte und war stets zu Späßchen aufgelegt. Es gab kaum was, das er nicht konnte. Ein großes Anliegen waren ihm auch Natur und Tiere, alles, was grünt, blüht und lebt. So erweckte er alte Kartoffelsorten zu neuem Leben, züchtete sie für den Eigenbedarf und zum Verschenken an Freunde.

In und um sein „Berghaus“ oberhalb von Kirchzell blühte und sprießte, was ihm die Natur lieferte. Den lebendigen Rahmen bildeten Ziegen, Hühner und Gänse.

Der Tierschutzverein Miltenberg hat nun kurzfristig Fütterung und Pflege übernommen und bemühte sich erfolgreich um artgerechte Unterbringung.

Wenige Stunden nach dem plötzlichen Tod von Horst Beier starb auch seine Ehefrau Christa, geb. Weih, nach längerer Krankheit im Pflegeheim Amorbach. Sie wuchs ín Schwarzenbach an der Saale auf. red

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