Hunde-Mamas erkennen ihren Nachwuchs am Winseln und reagieren besonders auf die Geräusche der Kleinsten. Das berichtet ein französisches Forschungsteam in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften.
Welpen fiepen und wimmern herzerweichend, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Hunde-Mutter ist dann schnell zur Stelle. Dabei hört sie offenbar recht genau hin. Und: Wenn Hundefreunde mit ihrem Vierbeiner sprechen, geht ihre Stimmlage oft in die Höhe – ähnlich wie beim Sprechen mit einem Baby. Warum passiert das und wie reagieren die Tiere darauf?
Hunde-Mamas erkennen ihren Nachwuchs am Winseln und reagieren besonders auf die Geräusche der Kleinsten. Das berichtet ein französisches Forschungsteam in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften.
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Die Forscher um Mathilde Massenet von der französischen Universität Saint-Etienne analysierten 4400 Aufnahmen 220 winselnder Beagle-Welpen aus 40 Würfen. Die Aufnahmen wurden in vier Zuchtstationen in Frankreich gemacht.
Sie spielten dann mithilfe kleiner Lautsprecher 16 Hündinnen Winseln ihres Nachwuchses sowie fremder Beagle-Welpen vor. Die Mütter reagierten jeweils stärker auf Geräusche ihrer eigenen Welpen, was sich unter anderem in mehr Fürsorge und Füttern ausdrückte. Einige Hunde-Mamas schleppten die Lautsprecher sogar in ihr Körbchen zu den anderen Welpen.
Beim eigenen Nachwuchs reagierten die Mütter zudem stärker auf hohe Töne. Diese werden eher von kleineren Welpen erzeugt. Die Gruppe um Massenet schließt daraus, dass ihr Fiepen Hündinnen besonders zu Fürsorge motiviert.
Wenn Hundebesitzer mit ihren Tieren sprechen, nutzen viele von ihnen unbewusst eine betontere, höhere Sprachmelodie. Warum das so ist und ob Hunde darauf stärker reagieren als auf normal akzentuiertes Sprechen, haben Forscher von der City University of New York in einer Studie untersucht.
Hundebesitzer sprechen dabei mit ihrem Haustier häufig wie mit einem Baby. Sie wechseln in eine piepsige Tonlage und reden besonders deutlich, berichten die Wissenschaftler. Das passiere bei Hunden aller Altersklassen, aber nur Welpen reagierten besonders aufmerksam darauf.
Die Forscher sind der Überzeugung, dass die Benutzung der Babysprache weniger eine Reaktion auf ein niedliches Welpen- oder Babygesicht ist. Stattdessen werde sie vor allem zur Verständigung mit einem Gegenüber genutzt, das nicht sprechen kann oder die Sprache nur schlecht versteht.
Das Team um Tobey Ben-Aderet von der City University in New York hatte 30 Frauen Bilder von Welpen, ausgewachsenen und alten Hunden gezeigt und sie gebeten, sich mit einem typischen Satz an die Foto-Gefährten zu wenden. Die Forscher zeichneten das Gesagte auf, um die Sprachmerkmale später analysieren zu können. Im zweiten Teil des Versuchs wurden die Aufnahmen dann Hunden unterschiedlichen Alters vorgespielt.
Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen Hunde aller Altersstufen so anredeten wie Babys. Bei Welpen war die Stimmlage dabei besonders hoch. Und: Es waren später vor allem die Welpen, die auf das kindgerechte Gesäusel aufmerksam reagierten.
Die jungen Hunde wendeten sich rascher den Lautsprechern zu, näherten sich ihnen schneller und widmeten ihnen länger ihre Aufmerksamkeit als ältere Hunde. Diese sprangen auf die Babysprache nicht besonders an.
Womöglich hätten sie im Laufe ihres Lebens gelernt, menschliche Laute, die nicht direkt von Herrchen oder Frauchen kommen, weitgehend zu ignorieren, schreiben die Wissenschaftler.
Warum aber säuseln Hundefreunde auch ältere Tiere in hoher Tonlage und mit deutlicher Aussprache an? Die Forscher vermuten, dass dies ein genereller Impuls ist, wenn es darum geht, sich mit Tieren zu verständigen, da diese mehr auf Intonation und Rhythmus des Gesprochenen und weniger auf dessen Inhalt reagieren.
Freundschaft
Wer sagt eigentlich, dass Freunde immer auf zwei Beinen gehen müssen und nur Menschen zu echter, tiefer Freundschaft fähig sind? „Freunde sind Individuen, die viel Zeit miteinander verbringen. Es geht bei Freundschaft um soziale Verträglichkeit, Toleranz und das Aktivieren des Beruhigungssystems“, erklärt Kurt Kotrschal, emeritierter Biologe und Verhaltensforscher an der Universität Wien. Nach seiner Definition macht es überhaupt keinen Unterschied, ob der Freund dicht behaart ist, maunzt, bellt oder wiehert, wenn er sich freut und Liebesbekundungen einfordert.
Kumpane
Unsere Stresssysteme würden durch angenehme soziale Kontakte deaktiviert, berichtete der frühere Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Ethologie in Grünau. Es gebe keinen signifikanten Unterschied zwischen menschlichen Freunden und Tieren, den sogenannten Kumpan-Tieren. „Wenn die Beziehung okay ist, entfalten sie bei beiden dieselben positiven Wirkungen auf Psyche und Physiologie. Gelegentlich sogar noch bessere, etwa weil man sich bei menschlichen Freunden davor hütet, sich zu blamieren.“
Empfindungen
Tiere können, denken, fühlen und empfinden. Zumindest höhere Säugetiere verfügen über all das, was originäre Intelligenz ausmacht: Emotionalität, Erkenntnisvermögen, ein komplexes soziales Zusammenleben sowie echte Lernfähigkeit. Sie empfinden Freude und Trauer, sie nehmen Zuwendung und Schmerzen wahr, sie können Liebe empfangen und Liebe schenken.
Fürsorge
„Alle Säugetiere sind wie der Mensch hauthungrig. Miteinander etwas tun, tolerant sein, das Ankurbeln von wechselseitiger Fürsorge – das machen Hunde und Katzen auch gegenüber dem Menschen. Da wird geleckt und geschleckt“, erklärt Kotrschal. Wenn eine Katze nach dem Putzen bei ihrem Herrchen gleich damit weitermacht, ist das eine „kätzische“ Art zu sagen: „Ich hab’ dich zum Schlecken gern. Du bist mein Freund.“
Beziehung
Hunde und Katzen hätten ein fast identisches soziales Gehirn wie der Mensch, betont der Biologe. Die grundlegenden Mechanismen zwischen den Spezies seien gleich. Deshalb sei auch anzunehmen, dass sie ähnlich wahrnehmen wie wir. „Wenn der Mensch einen Hund streichelt, gibt es bei beiden einen Ausstoß des Bindungshormons Oxytocin. Es handelt sich um eine sehr symmetrische Beziehung. Ich denke, das ist bei Katzen und Hunden nicht anders.“ Aus biologischer Sicht sei das Verhältnis von Tier und Mensch eine echte Sozialpartnerschaft und Freundschaft. Und wie in einer menschlichen Freundschaft sei es ein Geben und Nehmen. „Wenn in einer menschlichen Beziehung der eine nur gibt und der andere nur nimmt, dann wird die Beziehung nicht ewig halten.“
Freundschaft
„Jede Freundschaft ist einmalig“, betont Kotrschal. „Sie besteht nicht nur aus den Eigenschaften der beiden Partner, sondern darin, was zwischen den beiden entsteht. Jede Partnerbeziehung ist einzigartig – sowohl bei Tieren als auch bei Menschen.“ Irgendwann kommt der Tag, an dem man von seinem tierischen Freund Abschied nehmen muss. „Das ist so, wie wenn man einen Menschen verliert“, weiß der Hundebesitzer aus eigener Erfahrung. Und wie in menschlichen Beziehungen sei es nicht sehr klug, sich gleich danach den nächsten Partner auszusuchen, um die verlorene Partnerschaft mit einem neuen Partner zu leben. „Das läuft meistens schief.“