Restposten der Insekten-Pasta vertreibt er online
Eigentlich waren Nahrungsmittel, die jene Würmer enthalten, in der EU zu diesem Zeitpunkt noch nicht zugelassen, für sie galt bis zur Zulassung eine Übergangsregelung. Das Mehl importierte Mohr aus den Niederlanden, da es in Deutschland noch keine zugelassenen Insektenfarmen gab. Zehn Prozent Insektenschredder sollten die Nudeln mit dem „leicht nussigen Geschmack“ laut Hersteller enthalten. Schnell stellten sich erste Erfolge ein: Metro nahm die Nudel von Plumento-Foods ins Sortiment auf, weitere Supermarktketten folgten. 3,99 Euro kostete die Packung. Auch andere Gründer witterten ihre Chance: Das Start-up Bugfoundation aus Osnabrück setzte auf Insektenburger, Swarm Nutrition aus Köln stellte Riegel her.
Fünf Jahre nach Gründung von Plumento-Foods sind Insekten-Pasta aus den Supermarktregalen verschwunden. Auch die Produkte von Bugfoundation und Swarm Nutrition sind nirgends mehr erhältlich. Plumento-Foods-Gründer Mohr hat die Produktion eingestellt, Restposten vertreibt er online. „Ich muss zugeben, dass ich ein Stück weit naiv war“, sagt er. „Wahrscheinlich war die Zeit noch nicht reif, und von der Politik kam keinerlei Unterstützung.“ Ein halbe Million Euro habe er verloren, sagt er. Inzwischen arbeite er wieder als Ingenieur.
Professor: Insektennahrung bringt keine gesellschaftlichen Benefits
War also alles nur ein Hype? Laut Michael Ahlheim, Professor für Umweltökonomie an der Uni Hohenheim, spricht vieles dafür. „Ich kann in der Produktion von Insektennahrung wenige gesellschaftliche Benefits erkennen. Schließlich gibt es genügend andere Nahrungsmittel, die viele Proteine enthalten.“ In asiatischen Ländern würden Insekten meist gegrillt und als Ganzes verspeist. Bei den Nudeln von Plumento-Foods würden die Insekten hingegen nur beigemischt, das Geschmackserlebnis unterscheide sich nicht wesentlich von herkömmlicher Pasta. Hinzu komme, dass die Herstellung von Insektennahrung durchaus energieintensiv sei, da die Würmer zur Abtötung von Bakterien stark erhitzt werden müssten. Staatlichen Handlungsbedarf, etwa in Form von Subventionen, sieht Ahlheim deshalb nicht.
Laut der Bayreuther Ernährungssoziologin Tina Bartelmeß gelten Insekten hierzulande bisher nicht als Lebensmittel. „Damit ein neues Nahrungsmittel angenommen wird, müssen sowohl die rechtlichen als auch die normativen und kognitiv-kulturellen Voraussetzungen gegeben sein“, sagt sie. Die EU habe die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. „Ob sich in Zukunft auch die normativen und kulturellen Voraussetzungen in Bezug auf den Verzehr von Insekten wandeln, bleibt abzuwarten.“