Im Fichtelgebirge 7,5 Tonnen Essen gerettet

Verwenden statt verschwenden heißt das Motto der Foodsharing-Bewegung, die heute zehn Jahre alt wird. Johanna Machala hat die Initiative vor zweieinhalb Jahren ins Fichtelgebirge geholt. Seitdem bewahrten die Retter Lebensmittel bei 1300 Einsätzen vor dem Abfall. Zum Jubiläum laden die Aktiven zum Kochen und Essen ein.

 
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Das freut die Foodsaverin Johanna Machala (vorne): Im Selber Familienzentrum FAM kümmert sich Barbara Schönberner (links) mit ihr zusammen um den Kühlschrank und das Regal des „Fairteiler­s“: Jeder kann hier Lebensmittel hinbringen und kostenlos abholen. Foto: Florian Miedl

Das Ziel ist so ehrgeizig wie ehrenwert: Bis 2030 soll sich die Menge unnötig entsorgter Lebensmittel halbieren – langfristig sogar bei null landen. Das will die Foodsharing-Bewegung erreichen, die sich heute vor zehn Jahren in Deutschland gegründet hat. Unter dem Motto „10 Jahre zu viel“ planen Aktive zum Jubiläum bundesweit verschiedene Aktionen.

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Schon 1300 Mal im Einsatz

Johanna Machala, Kreisgeschäftsstellenleiterin des Bunds Naturschutz in Wunsiedel, holte die Initiative 2019 ins Fichtelgebirge. Seitdem werden hier ebenfalls viel mehr Lebensmittel verwendet statt verschwendet. In zweieinhalb Jahren sind bei 1300 Einsätzen 7,5 Tonnen Lebensmittel in menschlichen Mägen statt im Abfall gelandet.

Kein rohes Fleisch, kein Alkohol

„Wir sind eine ökologische Bewegung mit starker sozialer Komponente. Jeder, der möchte, darf mitmachen“, erklärt Machala. Die Foodsaving Communitiy nimmt außer rohem Fisch und Fleisch sowie Alkohol alles an – im Gegensatz zu den Tafeln auch zubereitete Speisen. Allerdings verstehen sich die Lebensmittelretter als Ergänzung und keinesfalls als Konkurrenz zur Tafel. „Wenn die Tafel rettet, halten wir uns raus. Wir sind die letzte Instanz vor dem Mülleimer“, sagt Machala. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Tafel ihre Waren nur an Hilfsbedürftige verteilt. Foodsaver geben sie hingegen jedem, der dafür Verwendung hat.

Weiterverkaufen ist verboten

Was den Rettern verboten ist: Lebensmittel weiter zu verkaufen. „Es darf kein Geld im Spiel sein. Alles muss dem menschlichen Verzehr zugeführt werden“, erklärt Machala. Was den Ehrenamtlichen erlaubt ist: Gerettete Essen selbst zu konsumieren oder es weiter zu verschenken.

Viele Backwaren übrig

Aktuell würden im Fichtelgebirge vor allen zubereitete Lebensmittel und Backwaren gespendet, berichtet die Foodsaverin. Sie organisiert das Ganze über eine Website mit der Funktion Essenskorb. Privatleute, die ab und zu Lebensmittel verschenken wollen, können das angeben oder in der Facebook-Gruppe der Initiative posten.

Spendenbereitschaft groß

„Wir bekommen mehr Anfragen, als wir abarbeiten können“, sagt Machala. Aktuell gebe es etwa 25 Aktive im Fichtelgebirge, weitere Helfer seien dringend nötig. Denn längst spendeten neben Privatpersonen auch etliche Kooperationspartner, darunter in Marktredwitz eine Kindertagesstätte, eine Pizzeria, das Kino sowie der Dorfladen Lorenzreuth.

Raum in Marktredwitz fehlt

In Selb arbeitet die Foodsaverin mit dem Familienzentrum FAM zusammen. Hier gibt es einen „ Fairteiler“ mit Kühlschrank und Regal, wo jeder Lebensmittel hinbringen und holen kann. Für einen weiteren „Fairteiler“ sucht Machala einen passenden Raum in Marktredwitz – „mit langen Öffnungszeiten von Montag bis Samstag“. „Richtig froh“ ist die Initiatorin darüber, dass die Foodsharer nun die Lehrküche der Marktredwitzer Mittelschule für ihre Treffen nutzen dürfen.

Menü aus geretteten Lebensmitteln

Die Lebensmittelretter treffen sich ab sofort alle zwei Monate; erstmals am Donnerstag, 15. November, ab 18.30 Uhr in der Marktredwitzer Mittelschule. Aus geretteten Lebensmitteln wird gemeinsam ein Menü gekocht und verzehrt. Jeder Interessierte darf kostenlos teilnehmen. Mitzubringen sind ein Getränk und ein Reste-Behälter.