Im Fichtelgebirge Faschingsprinzen am Ruder

Silke Meier

Feuer frei für die närrische Zeit in Schirnding! Die Hoheiten und ihre Gesellschaft freuen sich auf heiße Nächte.

 
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Wer hat schon die Chance, Brautkleid und Anzug eine Session lang zu tragen? Das Prinzenpaar! „Papa, des mach’ mer!“, sagte Sarah Sieder zu Manfred Sieder, seines Zeichens Präsident der Faschingsgesellschaft Rot-Weiß Schirnding. Der Papa hatte wohl nichts dagegen, und so kam es, dass Tochter Sarah und Schwiegersohn Sebastian im Juli heirateten und im November das schönste Amt im Fasching übernahmen. Sebastian I. und Sarah II. wurden Prinzenpaar. „28 Jahre habe ich auf dieses Amt gewartet“, lacht die junge Frau.

Poolparty bei Sieders

Ohne Fasching geht bei der Familie Sieder nicht viel. Die Hochzeit? Fand in der Turnhalle statt. Den Brautstrauß? Entführten die Mädchen der Prinzengarde. „Sie haben so viel für mich gemacht, sie sind sogar mit mir in die Halle einmarschiert!“, schwärmt die Prinzessin. Ein paar Sekunden blieb der Brautstrauß unbeobachtet. Dann war er weg. Als Auslöse waren viele Leberkäsesemmeln und eine Poolparty bei Sieders fällig. Streng wacht deshalb Sebastian Sieder über das Zepter. Die Narrenfigur ist kostbar und stammt aus dem Faschingsgesellschaft-Gründungsjahr 1964. Würde die Jugend das Zepter an sich nehmen, würde das Gummibärchen kosten. „Kiloweise“, sagt Prinz Sebastian I.

Ordenskanzler besorgt um Wohlergehen

Das junge Paar strotzt vor Freude über die ersten Session nach der Pandemie. Besonders stolz ist es auf Hofmarschall Ralf Wohlrab. Einer der wichtigsten Männer sei er als Ordenskanzler – stets besorgt um das Wohlergehen der Majestäten und Hüter des Ordenskoffers.

Der Elferrat gestaltet die Bühne wie die Requisiten und feiert mit dem Prinzenpaar auf der Bühne. „Wir stehen für die Geselligkeit, den Traditionserhalt und ein bisschen Abwechslung vom grauen Alltag“, sagt Sarah Sieder mit einem Lächeln und leuchtenden Augen.

Prinz Barmann beim Weiberfasching

„Feuer frei!“ heißt das Motto für den Fasching in Schirnding – und der Saal wird mit Feuerflammen für die heißen Nächte dekoriert. Zu feiern gibt es viel: Die Gala heute, Samstag, 21. Januar, den Seniorenfasching am 22. Januar, den Besuch von Partnergesellschaften, den Faschingsumzug, den Kinderfasching, den Rosenmontag und den Weiberfasching am 16. Februar. Es ist Tradition, dass der Prinz mit weißem Hemd und neonleuchtender Fliege beim Weiberfasching in der Bar ausschenkt.

Das Prinzenpaar in Marktredwitz

Daniela Kappauf hält den symbolischen Rathausschlüssel in der Hand. Martin Kappauf das Zepter. „Das Sagen im Fasching hat der Prinz“, meint der Rawetzer Faschingsprinz. Das sei ungewohnt, sagt er und lacht. Die Traditionen, die mit der fünften Jahreszeit verbunden sind, haben sich Prinz Martin II., Naturverbundener Fliesenbatscher vom Asamweg, und Prinzessin Daniela I., Tanzende E-Bikerin mit Reiselust, schnell angeeignet. Gestärkt durch den Elferrat der Dörflaser Faschingsgilde, die Vereinsmitglieder und einer großen Welle Sympathie, genießen die beiden die Session 2022/23.
Begonnen hat das Abenteuer am 1. November 2022, als Präsident Benjamin Schenk mit Mitgliedern aus dem Elferrat an der Haustür der Kappaufs klingelten. „Sie standen mit zwei Flaschen Sekt vor der Tür und fragten, ob wir das Prinzenpaar 2022/23 sein wollen.“ Die amtierende Prinzessin zögerte und Prinzen-Gemahl Martin war nicht zuhause. „Ich dachte, er lehnt ab“, erinnert sie sich. Doch es kam anders. Der Elferrat um Benni Schenk gab sich größte Mühe, die Lust von Daniela und Martin Kappauf auf das repräsentative Amt zu wecken.
„Der Zusammenhalt im Verein ist einfach das Größte“, sagt Martin Kappauf. In den Vorjahren war er „eher im Management“ der Gilde der Turnerschaft Marktredwitz-Dörflas tätig. Daniela Kappauf kennt alles von der Pike auf. Als Kind und Jugendliche tanzte sie schon. Mittlerweile ist sie bei den Damen, den Lucky Dancers (Ludas) aktiv.

Auch die Töchter, Collien, 18 Jahre, und Mia, 12 Jahre, tanzen in der Prinzengarde und bei den Junioren. Die Qualifizierung für die Süddeutsche Meisterschaft steht. Der Fasching liegt der Familie Kappauf also im Blut.
Bis zum ersten Auftritt am 12. November wurde das Geheimnis um das neue Prinzenpaar streng gehütet. „Wir gingen auf die Tribüne und saßen schon da oben, bevor die Gäste kamen“, sagt Daniela Kappauf. Gut eine Stunde lang beobachtete das Prinzenpaar in spe gut versteckt das Treiben im Saal. Dann kam der erste Einmarsch. „Es war Gänsehaut“, beschreibt Daniela I. den Moment. „Der große Nervenkitzel war die Rede“, ergänzt der Prinz. Wie erwähnt, ist der Prinz Regent im Fasching. „Wenn ich aufstehe und applaudiere, steht der Elferrat mit mir.“ Dieser Zusammenhalt habe ihm das anfängliche Unwohlsein genommen. „Der Applaus und die Rückmeldungen zeigen: Wir haben das ganz gut gemacht“, stellt Martin Kappauf fest.
Die Session lassen sich die Prinzen etwas kosten und genießen dafür Privilegien wie einen vereinsinternen Chauffeur. „Wir werden abgeholt und wieder nach Hause gebracht, damit wir anstoßen können“, lacht Daniela I.
Das optimistische Rawetzer Prinzenpaar lässt sich gerne treiben vom Rückhalt und dem Applaus aus den eigenen Reihen und trägt die Sympathien zu anderen Gesellschaften hinaus. Prinzentreffen in Töpen, Tirschenreuth und bei ihnen in Dörflas zählen wie Besuche bei befreundeten Vereinen zu den Highlights. Natürlich werden auch Orden verteilt. Und, wie sollte es beim „Fliesenbatscher“ anders sein: Der Orden des Rawetzer Prinzenpaares 2022/23 ist eine sechseckige Fliese mit einem Bild von Martin II. und Daniela I. Rawetz, Helau! 

Das Höchstädter Prinzenpaar

Blau ist die Farbe der Turngemeinschaft Höchstädt. Im dunkelblauen Kleid und mit samtblauem Umhang präsentieren sich auch das Prinzenpaar Sophia I. und Fabio I. Kennengelernt haben sich die beiden in der Berufsschule. Beide absolvieren eine Ausbildung zum technischen Produktdesigner für Maschinen- und Anlagenkonstruktion – Sophia Hönig bei der Firma Rapa, Fabio Frass bei Vishay in Erkersreuth.
 Den Fasching in Höchstädt und Umgebung kennt Fabio Frass seit der Kindheit. „Da ist die ganze Familie dabei“, sagt er. Er schneidet die Musik für die Garde- und Showtänze, bastelt die Schwerter für die Piraten und ist aktiv im Männerballett.
Sophia Hönig ist in Fichtenhammer geboren und hat das närrische Treiben in Kirchenlamitz kennengelernt. Die erste Session als Prinzenpaar ist „schon stressig, aber macht sehr viel Spaß“ sind sich die Hoheiten einig: „Die Leute passen!“
Zu den Höhepunkten zählen das Prinzentreffen am Dreikönigstag in Marktredwitz-Dörflas und der Galaabend, der noch aussteht. Am Samstag, 28. Januar, heißt in der Turnhalle in Thierstein „Helau bei TG-TV“. Einlass ist um 18 Uhr. Im bunten Programm sind auch Gastvereine angekündigt. Die Karten sind bereits ausverkauft.
Gunda Schikora, Leiterin der Tanzabteilungen, freut sich auf den närrischen Nachmittag am Sonntag, 12. Februar, ebenfalls in der Turnhalle Thierstein. Einlass ist ab 13 Uhr, und der Eintritt ist frei. Gezeigt wird ein buntes Programm. Es gibt Kaffee und Kuchen. Besonders Familien und Senioren sind eingeladen. Um Spenden wird gebeten.

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