Porzellanikon Selb „Klo & Co“: Die Geschichte vom stillen Örtchen

Die neue Sonderausstellung am Standort in Selb-Plößberg zeigt „Klo & Co“. Die Entwicklung eines Gegenstands, den jeder Mensch von Kind bis Greis täglich benutzt, ist hochinteressant und wird im Museum mit Humor dargeboten.

 
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Nur auf den ersten Blick ist die neue Sonderausstellung „Klo & Co. Sanitärkeramik vom Plumpsklo zur Hightech-Toilette“, die am Freitag, 12. Mai, im Porzellanikon in Selb eröffnet wird, ein thematisches Kontrastprogramm zur aktuellen Ausstellung „Luxus, Wellness, Porzellan“ am zweiten Standort in Hohenberg. Tatsächlich haben beide Schauen einiges gemeinsam, wie Museumsdirektorin Anna Dziwetzki vor der Presse sagte: die Themen Gesundheit, Wellness, Wasser – und nicht zuletzt die österreichische Kaiserin Elisabeth. Zu ihr aber später.

Vom Nacht-Topf zum Hightech-Klo

Die Ausstellung, die die Entwicklung der Toilette von Nacht-Topf und -Stuhl über das Wasserklosett bis zum Hightech-Klo unserer Tage nachzeichnet, legt einmal mehr großen Wert aufs Mitmachen. „Das ist eine Ausstellung, in der man viel tun kann“, sagte Museumspädagoge Christoph Neeb. So können kleine und große Besucher an einem großen Lego-Tisch Toiletten nach ihren Vorstellungen selbst bauen, und an einer Wand darf man – was sonst verboten ist – (Klo-)Sprüche verewigen. „Das“, so Neeb, „ist ein Exponat, das sich über die Zeit der Ausstellung entwickeln wird.“ Es gibt auch zahlreiche Angebote für Schulen, die sich mit dem bayerischen Grundschullehrplan der Klassen eins bis vier bestens ergänzen, einen Forschernachmittag, an dem die Teilnehmer herausfinden, wie ein Klärwerk funktioniert, verschiedene Angebote in den Pfingstferien und vieles mehr.

Die Ausstellung, die als Wanderausstellung vom Freilichtmuseum Detmold kommt und die die Selber Kuratorin Dr. Joana Mylek um zahlreiche Exponate aus dem Porzellanmuseum ergänzt hat, bietet erwachsenen Besuchern aber vor allem umfassende Informationen zu einem Thema, das alle angeht. Zu sehen ist ein Nacht-Stuhl, der wie ein gewöhnlicher Stuhl aussieht, aber durch Entfernen einer Scheibe zur Toilette wird. Verschiedenen Plumpsklos, die noch ohne Wasserspülung auskamen, folgt im 18. Jahrhundert das erste patentierte Wasserklosett. Die Ausstellung zeigt mehrere Beispiele in unterschiedlichsten – auch luxuriösen – Ausführungen bis hin zum ganz modernen Dusch-WC unserer Tage. Es ist allerdings nicht, wie man denken könnte, eine Erfindung jüngster Zeit; schon 1957 konstruierte ein Schweizer Maurer mit einfachsten Mitteln den Prototyp, und ab 1961 wurden Dusch-WCs schließlich in Serie hergestellt.

Sisis Bidet

Eine Brücke zur „Luxus“-Schau in Hohenberg schlägt die Kaiserin Sisi. Denn: Die Ausstellung zeigt auch ein Bidet aus Holz und kunstvoll verziertem Porzellan, das die berühmte Adlige aller Wahrscheinlichkeit nach benutzt hat.

Von klein auf benutzen wir die „stillen Örtchen“, doch dass die nicht immer so still sein müssen, zeigen verschiedene Töpfchen für Kleinkinder, die eine Melodie von sich geben, wenn das Geschäft verrichtet ist. Die Modelle dürfen – mit Ausnahme von zwei historischen – jederzeit berührt werden. Nebenan informieren verschiedene Windel-Arten über die Baby- und Kleinkind-Hygiene, und wer will – klein oder groß – kann sie an Puppen auf zwei eigens aufgestellten Wickeltischen ausprobieren.

Welt- und Tabu-Raum

Doch nicht nur zu Hause, auch unterwegs ist die Toilette unverzichtbar – ob man nun mit dem Camper auf Reisen geht oder im Flugzeug in ferne Länder, wo man oft genug noch Steh-Toiletten findet. Sogar im Weltraum mussten für die menschlichen Ausscheidungen spezielle Lösungen gefunden werden. All das ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen und bestens dokumentiert.

Zum Abschluss des aufschlussreichen Rundgangs können erwachsene Besucherinnen und Besucher noch hinter einen Vorhang blicken. Ein Schild „Zutritt ab 18“ weist schon darauf hin, dass sich der abgetrennte Raum mit den schwarzen Wänden mit Sex, Drogen und Menstruation befasst – Tabus, über die man öffentlich nicht (gerne) spricht, die aber nichtsdestotrotz im erweiterten Sinn zum Thema gehören.

Rahmenprogramm

Führungen
Neben den sechs eigentlichen Kuratorinnen-Führungen bietet Joana Mylek auch drei sogenannte Känguru-Führungen an. Das ist ein spezielles Angebot für Eltern mit Kindern bis ein Jahr, die noch auf dem Bauch getragen werden.

Vorträge
Zwei Leihgeber von Exponaten werden zu Vorträgen in Selb erwartet: am 15. Juni der Raumfahrt-Experte Tasillo Römisch, sein Thema ist das Weltraum-Urinal; am 21. September der Ingenieur Sebastian Tiveg von Diehl Aviation, der über Flugzeug-Toiletten referiert.

Dauer und Öffnungszeiten:
Die Ausstellung „Klo & Co. Sanitärkeramik vom Plumpsklo zur Hightech-Toilette“ ist vom 13. Mai bis zum 26. November im Porzellanikon in Selb zu sehen; geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags sowie feiertags jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Weitere Informationen
zur Ausstellung und den Führungsterminen gibt es unter www.porzellanikon.org.

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