In Arzberg Genossenschaft auf gesunden Füßen

Christl Schemm

Trotz nicht einfacher Umstände blickt die WG Arzberg auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Weitere Investitionen in modernen Wohnraum sind geplant.

 
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Mehr als 270 Wohnungen, wie hier in der Lehmannstraße, unterhält die Wohnungsgenossenschaft Arzberg. Foto: pr.

Trotz aller möglichen Unwägbarkeiten im Bau- und Wohnungssektor sowie im Energiebereich ist die Welt bei der Wohnungsgenossenschaft (WG) Arzberg in Ordnung. „Die Finanz- und Vermögenslage ist bei umsichtiger Finanzdisposition geordnet“, sagte Geschäftsführer Thorsten Tschöpel am Donnerstag in der Generalversammlung im Schützenhaus, bei der das Resümee für das Geschäftsjahr 2023 im Mittelpunkt stand. Das Vermögen sei vollständig durch Eigenmittel und langfristiges Fremdkapital finanziert. Die Bilanzsumme gab Tschöpel mit rund 7,1 Millionen Euro an. „2023 war ein erfolgreiches Jahr. Auch für 2024 schaut es gut aus. Wir können unseren erfolgreichen Weg fortsetzen“, kündigte er an.

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Rückläufige Investitionen

Seinen Rechenschaftsbericht bettete der Geschäftsführer auch in Betrachtungen der gesamtwirtschaftlichen Situation ein. Die Investitionen in den Wohnungsbau seien stark zurückgegangen, nicht zuletzt wegen der Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank. „Die Gemengelage für den Wohnungsbau ist äußerst schwierig. Ein historischer Preisanstieg bei den Bauleistungen trifft auf deutlich gestiegene Bauzinsen und eine durch die Haushaltslage bedingte Unklarheit bezüglich der gültigen Förderkonditionen“, sagte der Geschäftsführer. Im Jahresmittel seien die Baupreise um 8,5 Prozent gestiegen. Vergangenes Jahr seien bundesweit rund 255 000 Wohneinheiten fertig gestellt worden. Damit setze sich der Abwärtstrend fort. Und die Entwicklung entferne sich immer deutlicher vom Ziel der gerade in die Brüche gegangenen Bundesregierung, rund 400 000 Wohnungen pro Jahr neu zu bauen.

Krise auf Wohnungsmarkt

„Die Wohnungsnot wird größer“, betonte Tschöpel. Denn aufgrund der weiterhin hohen Zuwanderung und einer wachsenden Bevölkerung bleibe der Bedarf an Wohnraum groß. Die „Ampel“-Regierung hat nach Meinung des Geschäftsführers einen erheblichen Anteil an der Krise auf dem Wohnungsmarkt. „Wir brauchen belastbare Aussagen und nicht heute hü und morgen hott“, sagte er. „So funktioniert Wohnungswirtschaft nicht.“ In der Region kämpften viele Menschen darum, ihre Miete bezahlen zu können. „Und die zweite Miete sind die Nebenkosten.“ Diese seien ebenfalls höher als früher. Trotzdem habe es nur wenige hohe Nachzahlungen gegeben. Den Nettomieterlös für Wohnungen der Genossenschaft gab Tschöpel mit 3,94 Euro pro Monat und Quadratmeter an. „Die Durchschnittsmiete wie in ganz Bayern werden wir hier nie erreichen“, meinte er. Mitte des Jahres seien die Mieten um 7,5 Prozent erhöht worden.

30 Leerstände

Den aktuellen Wohnungsbestand gab der Geschäftsführer mit 276 an. Dazu kämen ein Büro sowie vier Werkstätten und Lager, 80 Garagen und 61 Stellplätze mit einer Gesamtwohn- und Nutzfläche von knapp 16 000 Quadratmetern. Von den 30 Leerständen sei etwa die Hälfte als längerfristig einzustufen, denn dort bestehe ein großer Renovierungs- und Modernisierungsbedarf. 2023 seien fast 100 000 Euro in die Modernisierung von Wohnungen investiert worden. In diesem Zusammenhang dankte Tschöpel den Mitarbeitern des Regiebetriebs, Armin Weid und Nicholas Thomas. Die Wohnungen in den Häusern Bauvereinstraße 17 und 19 würden renoviert. „Damit sind wir einen großen Schritt weiter, modernen Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, sagte der Geschäftsführer. Rund 70 Prozent des Wohnungsbestands entsprächen einem neueren Standard. Die große Frage sei stets, welche Art von Heizung eingebaut werden solle, sagte Tschöpel mit einem Seitenhieb auf Wirtschaftsminister Robert Habeck. Und: „Würden wir all die unrealistischen Forderungen der bisherigen Bundesregierung umsetzen, wären wir in Kürze pleite.“ Dennoch seien für die Zukunft zur Sicherung einer längerfristigen Vermietbarkeit weitere Investitionen geplant. „Hinsichtlich der Dienstleistungen für unsere Mieterinnen und Mieter machen wir vielleicht manchmal zu viel, aber wir können uns am Abend in den Spiegel schauen“, sagte Tschöpel.

Keine Mängel

Den Bericht über das Prüfungsergebnis und des Aufsichtsrats gab dessen Vorsitzender, Bürgermeister Stefan Göcking. Mängel seien nicht festgestellt worden. Göcking dankte dem Vorstand mit Thorsten Tschöpel und Uwe Kropf, den Aufsichtsratsmitgliedern, der Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Bettina Heil, sowie den beiden Mitarbeitern des Regiebetriebs. Die Zusammenarbeit bezeichnete er als „erquicklich“. Die Schuld an der Misere im Wohnungsbau könne aber nicht generell der „Ampel“-Regierung angelastet werden, sagte Göcking. Die Gründe für den lahmenden Wohnungsbau seien nicht nur in der jüngsten Vergangenheit zu suchen, wenn auch manches der „Ampel“-Regierung handwerklich nicht gut gewesen sei. „Die Ursachen haben schon früher begonnen“, sagte der Bürgermeister und verwies auf die Energiekrise und den Ukrainekrieg. In die Überlegungen müssten auch die Gesamtsituation in der Welt und der Klimawandel einbezogen werden. „Wenn wir mit der Energie weiterhin so umgehen wie bisher, wird’s eng.“

Dem Jahresabschluss und dem Beschluss über die Gewinnausschüttung stimmten die anwesenden Mitglieder zu. Eine Dividende wird demnach nicht ausbezahlt. Der Überschuss von rund 80 000 Euro wird der freien Rücklage zugeführt.

Wahlen und Zahlen

Aufsichtsrat
 Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Stefan Göcking, Winfried Geppert, Manfred Pfeiffer, Reinhard Schramm und Mario Reissau bestätigt.

Anlagevermögen
 Die Wohnungsgenossenschaft Arzberg verfügt über ein Anlagevermögen von rund 5,4 Millionen Euro. 

Flüssige Mittel
 Die flüssigen Mittel belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro.