In Arzberg Seit 15 Jahren da für Menschen mit wenig Geld

Christl Schemm

Die Arzberger Awo-Tafel feiert ihr kleines Jubiläum mit einem Fest auf der Straße. Bisher kann der Betrieb ausschließlich mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufrechterhalten werden. Was fehlt, sind Fahrer.

 
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Mit einer langen Tafel in der Thiersheimer Straße hat die Arzberger Awo-Tafel ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert. Unser Bild zeigt einige Gäste und am Tischende (links) Awo-Kreis- und Ortsverbandsvorsitzenden Alexander Wagner. Foto: pr.

Tafel: Das Wort hat viele Bedeutungen. Gemeint sein kann die Schultafel, eine Tafel mit Plakatanschlägen, ein schön gedeckter Tisch, der zum Essen einlädt. Seit gut 30 Jahren ist in Deutschland der Begriff „Tafel“ auch mit einer sozial-ökologischen Bewegung verbunden. Denn seither versorgen mittlerweile bundesweit über 970 Tafeln Menschen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, mit Lebensmitteln und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs – und retten nebenbei zudem Nahrungsmittel, die sonst weggeworfen würden.

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Die Geschichte der Tafeln in Deutschland beginnt im Jahr 1993. Damals gründete sich die erste deutsche Tafel. Diese wurde von der „Initiativgruppe Berliner Frauen“ ins Leben gerufen. Nach einem erschütternden Vortrag der damaligen Sozialsenatorin Ingrid Stahmer wollten die engagierten Berlinerinnen vor allem die Situation der Obdachlosen in der Stadt verbessern.

Anlaufstelle in der Stadt

In Arzberg öffnete die Arbeiterwohlfahrt (Awo) erstmals am 10. Oktober 2009 ihre Pforten, zu dieser Zeit noch in den Räumen eines früheren Ladens im Westen Arzbergs. Mittlerweile ist die Einrichtung in das Awo-Haus in der Thiersheimer Straße umgezogen und wurde so zur Anlaufstelle mitten in der Stadt. Mit einem Fest, zu dem in der Thiersheimer Straße eine lange Tafel aufgebaut wurde, hat die Awo kürzlich das 15-jährige Bestehen der Institution gefeiert. Laut Awo-Kreis- und Ortsverbandsvorsitzendem Alexander Wagner waren zu der Feier fast alle der 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gekommen.

„Zum ersten Mal waren auch Vertreterinnen und Vertreter aller Tafeln im Landkreis Wunsiedel, aus Selb, Marktredwitz und Wunsiedel, unserer Einladung gefolgt“, freut sich Wagner. Bei den Gesprächen mit den anderen Tafel-Organisatorinnen und -Organisatoren sei vereinbart worden, künftig zu kooperieren und mehr zusammenzuarbeiten. Damit könnten die Kosten für die Logistik, also das Abholen und Lagern der Waren, reduziert werden. Zurzeit werde zum Beispiel mit der Firma Houdek verhandelt, die Waren nur noch direkt an die Arzberger Tafel abzugeben, die anderen Tafeln könnten sich dann die Spenden dort abholen. Gleiches gelte für große Zuwendungen von Rewe. Auch für Fahrten zum Tafel-Zentrallager in Nürnberg könnten durch die Kooperation die Kosten reduziert werden.

Keine Engpässe bei Warenspenden

In diesem Jahr hat die Arzberger Tafel bislang rund 3100 Familien mit Lebensmitteln und anderen Waren, die gespendet wurden, versorgt, wie Wagner berichtet. Er schätzt, dass die Zahl bis zum Ende des Jahres auf rund 3700 anwachsen wird. Damit kämen rund 5500 Menschen in den Genuss des Tafel-Angebots. Engpässe bei den Warenspenden gibt es laut Wagner und seinem Stellvertreter Dietmar Bauer zurzeit nicht. Dies sei schon mal anders gewesen, aber aktuell könne die Tafel auf ausreichend Spenden zurückgreifen. „Wir werden vom Edeka-Lager in Marktredwitz und auch von Amazon in Gattenhof optimal versorgt“, bestätigt Wagner. Allerdings: „Was immer fehlt, sind Trockenwaren“, sagt er. Also zum Beispiel Nudeln. Das hängt damit zusammen, dass solche Waren nicht verderben.

Was den Awo-Leuten ein bisschen Sorgen macht, ist, dass mittlerweile zu wenige Fahrer zur Verfügung stünden. „Wir haben ja nicht nur an den Samstagen auf, sondern sind auch unter der Woche aktiv, um die Waren zu besorgen, zu sortieren und einzuräumen“, schildert der Vorsitzende die Situation. Deswegen würden – am besten – Männer gebraucht, die auch schwere Kartons heben könnten und auch bereit seien, sich hinter das Steuer des Awo-Transporters zu setzen. „Wir brauchen Männer, die unter der Woche Zeit haben. Ein besonderer Führerschein ist dafür nicht nötig.“ Seit 15 Jahren schaffe es die Awo, ausschließlich mit ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern den Betrieb aufrecht zu erhalten, so Wagner. „Die Alternative wäre: Wir bezahlen die Fahrer. Aber das können wir uns eigentlich nicht leisten. Und wir bekämen dies auch nicht gefördert.“

Geärgert haben sich Alexander Wagner und Dietmar Bauer darüber, dass zum Tafel-Jubiläum weder Bürgermeister Stefan Göcking, noch seine beiden Stellvertreter Marion Stowasser-Fürbringer und Michael Fuchs und außer Peter Gräf auch sonst kein Mitglied des Stadtrats gekommen sei. „Peter Gräf hat betont, dass er privat da ist“, sagt Bauer. „Die Ehrenamtlichen waren sehr traurig, weil sie das Gefühl hatten, dass das Ehrenamt in Arzberg nicht geschätzt wird. Aus Hohenberg und Thiersheim waren dagegen Vertreter der Kommune da.“