In Arzberg Wasser auch bei Stromausfall

Christl Schemm
Auf den Stand der neuesten Technik bringt die Stadt Arzberg derzeit ihre Trinkwasserversorgung. Herzstück dabei ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) Oschwitz. Was dort zurzeit an technischen und baulichen Veränderungen passiert, besichtigten die Mitglieder des Bauausschusses und einige weitere Stadträte. Unser Bild zeigt sie mit Bürgermeister Stefan Göcking (Vierter von rechts), Planer Richard Steppan (Fünfter von rechts), Ingenieur Günter Kerling (Siebter von rechts), Bauamtsleiter Andreas Martin (Dritter von rechts) und Vorarbeiter Holger Hummer (Zweiter von rechts). Foto: Christl Schemm

Die Stadt Arzberg baut derzeit ihre Trinkwasserversorgung aus. Herzstück ist die Aufbereitungsanlage bei Oschwitz. Ein Notstromaggregat soll gewährleisten, dass das Wasser auch im Katastrophenfall aus den Hähnen fließt.

 
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Von außen sieht das neue Gebäude eher unscheinbar aus. Was jedoch im Inneren des schlichten Holzhauses und im bestehenden Gebäude der Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) Oschwitz passiert, ist nichts weniger als die komplette Neuausrichtung der Wasserversorgung für Arzberg. Am Donnerstag besichtigten Mitglieder des Bauausschusses und weitere Stadträte die Baumaßnahmen und die Anlagen in dem neuen Haus. Diese sollen laut Planer Richard Steppan im April in Betrieb gehen.

In dem neuen Gebäude beeindrucken vor allem drei 4,5 Meter hohe blaue Filter- und zwei ebenso große Reinwasserbehälter aus Edelstahl, die bis unter die Deck reichen. Dicke Rohre, Pumpen und Leitungen verbinden die Kolosse. Durch einen Tunnel zum neuen Haus ist die Technik beider Gebäude verbunden. Wenn Teile der neuen Anlage in Betrieb gehen, werden die alten Anlagen im bestehenden Gebäude ersetzt. Laut Planer Richard Steppan wird die gesamte TWA technisch und hydraulisch aufgerüstet und mit EMSR-Technik (Elektrische Mess-, Steuer- und Regelungstechnik) auf den neuesten Stand gebracht. Es gebe dann nur noch eine Steuerung, die vollautomatisch arbeite. Auch eine Ultrafiltration, eine UV-Anlage, eine Entsäuerung und weitere technische Systeme werden eingebaut. Ausgestattet werde die TWA zudem mit Photovoltaikanlagen auf beiden Gebäuden.

Fertig im Herbst

Die gesamte neue TWA soll im Herbst fertig sein. Probleme können auftreten, wenn der Strom ausfällt. In Zeiten von Energiekrise und Krieg in der Ukraine muss daher die Stadt vorbauen und dafür sorgen, dass auch bei Stromausfall die Wasserversorgung möglich ist. Dies soll mit einem großen Notstromaggregat geschehen. Planer Steppan und Günter Kerling, dessen Planungsbüro für die Verfahrenstechnik zuständig ist, erläuterten die technischen Details. Wichtig sei, dass mit dem Notstromaggregat der Hochbehälter II gefüllt und somit 70 Prozent Wasserversorgung aufrechterhalten werden könnten.

Dass ein solches Notstromaggregat dringend nötig ist, ist anscheinend unter den Bauausschussmitgliedern unstrittig. Diskutiert wurde aber über den Standort und die Kosten für das Gebäude, in dem das Aggregat vor Wind und Wetter geschützt werden soll und in dem auch eine Ölauffangwanne installiert werden muss. Für die Notstromversorgung, die bei Stromausfall automatisch anspringen würde, stehen insgesamt Kosten von rund 250 000 Euro im Raum, die aber noch nicht geprüft sind. UPW-Fraktionssprecher Roland Werner meinte: „Wir sind eine Konsolidierungsgemeinde, haben kein Geld und suchen uns immer die umfangreichsten Lösungen.“ Auch dritter Bürgermeister Michael Fuchs fragte: „Muss es denn so ein Riesending sein, geht das nicht auch kleiner?“ Man solle nach einer kostengünstigeren Lösung suchen.

Sehr viel Technik

Die Stadt Arzberg müsse auch an die Industrie denken und die Wasserversorgung auf jeden Fall aufrechterhalten, betonte Stadtwerkevorarbeiter Holger Hummer. Im Falle einer Katastrophe sei neben der Wasserversorgung die Entsorgung des Abwassers das größte Problem. „Bereits nach drei Tagen können Seuchen entstehen“, warnte er.

Jeder habe bei der Ortsbesichtigung gesehen, wie viel Technik in die neue TWA eingebaut werde – und zwar am „offenen Herzen“, ohne die Anlage abzuschalten. Der Aus- und Umbau sei nicht seine Idee oder die Idee der Stadtwerke, sondern ein Erfordernis nach wasserwirtschaftlichen Vorgaben und Vorschriften des Gesundheitsamts, betonte Bürgermeister Stefan Göcking bei der Nachbesprechung im Rathaus. „Das ist keine Planung ins Blaue, sondern nach klaren Vorgaben“, sagte er und deutete an, dass er mit dieser Aussage dem im Stadtrat schon mehrmals erhobenen Vorwurf begegnen wolle, die Stadt baue sich eine Luxuswasserversorgung.

Nicht vergleichbar

„Wir sind viele Schritte weiter als andere Kommunen, die jetzt zahlreiche Probleme haben und nachrüsten müssen“, erläuterte der Bürgermeister. Daher seien auch die Wasserpreise zwischen einzelnen Städten und Gemeinden nicht vergleichbar. „Ich bin froh, dass wir so aufgestellt sind, dass wir unsere Wasserversorgung erhalten können, auch für die Industrie“, sagte Göcking. „Zu dem, was wir machen, gibt es keine Alternative. Das ist kein Luxus, und das sind keine goldenen Wasserhähne.“ Entscheiden wird der Stadtrat in einer der nächsten Sitzungen.

Alles zentral

Effektiver
Ziel des Ausbaus der TWA Oschwitz für rund vier Millionen Euro ist es, aus den drei getrennten Trinkwasseraufbereitungen im Stadtgebiet eine zentrale Aufbereitung zu bauen. Die Rohwässer kommen aus dem Tiefbrunnen I in Oschwitz, dem Tiefbrunnen II in Fischern und aus dem Quellgebiet Lindig-Täfelein im Kohlwald. Dazu kommt das Wasser aus dem Hochbehälter Raithenbach. Insgesamt soll so die Trinkwasserversorgung effektiver, sicherer und leichter zu überwachen sein. Dies ermöglicht, schnell zu reagieren, falls Probleme im Leitungsnetz auftreten.

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