In Bayern Grüne fordern Aktionsplan fürs Handwerk

Jürgen Umlauft
Arbeit an der Werkbank Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Landtagsfraktion spricht sich für die Gleichstellung akademischer und beruflicher Abschlüsse aus – und nennt weitere Ideen.

 
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Die Grünen haben eine umfassende Initiative zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im Handwerk gefordert. Dieser entwickle sich immer mehr zum Hauptproblem der Betriebe und gefährde wichtige politische Ziele wie den Klimaschutz, erklärte Fraktionschefin Katharina Schulze in einer Aktuellen Stunde des Landtags. Ohne ausreichende Handwerker sei in vielen Bereichen die Nahversorgung der Bürger in Gefahr, es fehlten zudem Fachkräfte, um Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen für die Energiewende zu installieren.

Kernpunkt des von Schulze vorgetragenen Aktionsplans war die Gleichstellung beruflicher und akademischer Abschlüsse. Dazu müsse die Meisterausbildung für die Bewerber kostenlos werden, betonte Schulze. Um Jugendliche schon frühzeitig auf Handwerksberufe hinzuweisen, schlug sie vor, ab der 7. Klasse an allen Schularten zwei Pflichtpraktika in Ausbildungsberufen einzuführen. Damit könne auch das große Potenzial an Gymnasiasten und Realschülern für Handwerksberufe besser erschlossen werden.

Nachholbedarf erkannte Schulze bei der Anstellung von Frauen. Nur ein Fünftel der im Handwerk Beschäftigten sei heute weiblich. Nötig sei die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Handwerk. Weitere Chancen sah Schulze in einer Quereinsteigerkampagne aus anderen Berufsfeldern und der schnellere Integration ausländischer Fachkräfte.

Martin Mittag (CSU) sprach den Grünen die Kompetenz ab, in der Sache fundiert über die Bedürfnisse des Handwerks zu sprechen. Die Partei habe über Jahrzehnte einer Akademisierung der Gesellschaft das Wort geredet und immer wieder das Handwerk unterstützende Initiativen abgelehnt. „Das Handwerk braucht keine Ideologie, es braucht unternehmerische Freiheit“, betonte Mittag. Die Grünen stünden dagegen für Bevormundung und Regulierung. Seine Fraktionskollegin Barbara Regitz räumte ein, dass die berufliche Bildung bei allen Erfolgen für junge Menschen als Karrieremodell „noch sichtbarer“ gemacht werden müsse.

Unterstützung für die Grünen kam von der SPD. Ergänzend zu deren Forderungen der Grünen plädierte die Abgeordnete Annette Karl für eine strikte Tarifbindung im Handwerk. Dies sorge für attraktive Löhne und schütze ordentlich bezahlende Handwerksbetriebe vor der unlauteren Konkurrenz von „Billigheimern“. Um Hürden bei den vor allem auf dem Land zunehmend langen Fahrten in die Berufsschulen abzubauen, brachte Karl den Bau von Lehrlingswohnheimen an Berufsschulstandorten ins Gespräch.

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