In den Unternehmen fehlt Nachwuchs Zu viel Studierende, zu wenig Azubis

Junge Menschen tun sich bei der Berufsorientierung oft schwer. Statt eine Ausbildung zu beginnen, ziehen immer mehr Foto: dpa/Armin Weigel

Immer mehr junge Menschen wollen an die Hochschule. Das führt dazu, dass Unternehmen zu wenig Lehrlinge bekommen. Was können Schulen zur Stärkung der beruflichen Bildung beitragen?

 
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Hof/Coburg/Bayreuth - Noch sind – wie berichtet – rund 3 500 Ausbildungsplätze für das neue Ausbildungsjahr in Oberfranken unbesetzt. Gleichzeitig entscheiden sich coronabedingt immer mehr Schulabsolventen für eine weiterführende Schule oder ein Studium. Beim von der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken/Bayreuth initiierten ersten oberfränkischen Schulgipfel stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Vorteile der beruflichen Bildung besser transportiert werden können. Dazu tauschten sich Vertreter der Wirtschaftskammern, der Arbeitsagenturen, des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft sowie der Gymnasien und Real- und Mittelschulen aus.

Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken, sagte, dass die gesamte deutsche Wirtschaft mit mit einem spürbaren Rückgang bei den Ausbildungszahlen kämpfe. Coronabedingt entscheiden sich nach ihren Worten deutlich mehr junge Menschen für ein Studium oder eine weiterführende Schule. Dabei sei die duale Berufsausbildung für die Unternehmen von herausragender Bedeutung. Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Coburg, fügte hinzu: „Die berufliche Bildung ist aber trotz allem das Mittel der Wahl zur Behebung des Fachkräftemangels.“

Große Sorgen um Standort Oberfranken

Wie wichtig neue Ideen in Sachen Ausbildung sind, fasst DGB-Regionsgeschäftsführer Mathias Eckardt zusammen: „Mir wird himmelangst um den Standort Oberfranken, wenn es nicht gelingt, Nachwuchs für die Ausbildung zu gewinnen. Irgendwann droht sonst wegen des Fachkräftemangels eine Abwanderung der Unternehmen.“

Gerade auch in der Politik sei die herausragende Bedeutung der Ausbildung noch nicht überall verankert, klagte Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Sie gehört im Parlament dem Ausschuss für Bildung und Kultus an. So sehr die Investitionen im Hochschulbereich den Standort Oberfranken stärken würden, sie vermisse Ähnliches auf der Ausbildungsebene.

Intensiviert werden soll die Berufsorientierung in den Schulen, waren sich die Gipfelteilnehmer einig. Sei es in Form einer persönlichen Beratung, über die Eltern oder über Ausbildungsmessen. Die Jahre 2020 und 2021 hätten klar gezeigt, welche herausragende Rolle Ausbildungsmessen in Präsenz spielen. Das digitale Pendant könne diese Rolle allenfalls ansatzweise ausfüllen, so der Tenor. Bausteine wie Berufspraktika oder Speed-Datings in einem neuen Format sollen ausgebaut werden.

Michael Pfitzner vom AK Schule-Wirtschaft hob hervor, dass der Karriereweg über die Ausbildung deutlich an Attraktivität gewonnen habe. Höhere Einkommen, eine bessere Arbeitsplatzsicherheit und deutlich attraktivere Karrieremöglichkeiten sprächen heute für eine Ausbildung – auch im Vergleich zum Studium. red

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