In der Stadtbücherei Bücherleihen leicht gemacht

Oberbürgermeister Oliver Weigel testete die Station auf Herz und Nieren. Foto: Sascha Fuchs

Eine neue Selbstverbucher-Station in der Stadtbücherei Marktredwitz soll Kunden und auch Personal das Leben erleichtern. Das System funktioniert selbsterklärend.

 
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Die SB-Kassen in Supermärkten, an denen man die Ware selbst abkassieren kann, dürften mittlerweile bekannt sein. In Büchereien hingegen klingt ein solches System noch recht ungewöhnlich. Die Stadtbücherei Marktredwitz wagt nun aber einen ersten Schritt in diese Richtung. Schon seit September gibt es dort eine sogenannte Station zum Selbstverbuchen. Ein wenig hinkt der Vergleich zu den SB-Kassen im Supermarkt – bezahlen kann man dort nämlich nicht – aber so in etwa kann man es sich vorstellen. Mit der Selbstverbucher-Station sollen Kunden unkompliziert und unabhängig vom Personal ihre Bücher, Filme und ähnliche Medien selbst ausleihen und auch wieder zurückgeben können.

Einfaches Ausleihen und Zurückgeben

Dass die neue Station gut funktioniert, davon überzeugte sich der Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel auch selbst schon. Sein Fazit: „Es ist schon faszinierend, wie einfach das klappt.“ Denn so kompliziert die Technik hinter dem Ganzen auch sein mag, so simpel und selbsterklärend ist die Bedienung für den Kunden. Man geht in die Bücherei, sucht sich seine Bücher, Spiele, Filme und Co. aus und geht damit dann an die Station. Dort wählt man auf dem Touch-Bedienfeld aus, was man tun möchte: Medien ausleihen oder eben zurückgeben. Man hält den Büchereiausweis bereit, den ein Scanner an der Station erfasst, legt die gewünschten Bücher auf die Ablage und schon erkennt das Gerät ganz automatisch, um welche Werke es sich handelt. Die Bücher erscheinen auf dem Monitor und schon ist der Leihvorgang abgeschlossen. Will man die Bücher wieder zurückgeben, ist es dasselbe Prozedere und man legt sie anschließend in das Regal neben der Station.

Diese hilft auch weiter, wenn man einmal nicht mehr genau wissen sollte, was man aktuell alles ausgeliehen und vielleicht noch bei sich zuhause liegen hat. Man hält den Büchereiausweis an den Scanner und schon listet das System alle geliehenen Medien auf. Man kann über die Station auch die Leihe von Büchern verlängern.

Zeitersparnis auf beiden Seiten

„Die Station spart nicht nur den Kunden, sondern auch uns Zeit, die wir wiederum in Beratung und Veranstaltungen stecken können“, erklärt Angelika Stammel, die Leiterin der Stadtbücherei. Angst, dass die Station bald das Bücherei-Personal ersetzt, hat sie nicht: „Die Bücher muss ja nach wie vor jemand einräumen, prüfen und sortieren. Die Station ist für uns eine Bereicherung.“ Vor allem in Stoßzeiten sei die Station eine willkommene Hilfe: „Teilweise kommen die Leute mit Wäschekörben und leihen sich haufenweise Bücher aus. Das freut uns selbstverständlich sehr, und mit dem neuen System läuft die Leihe schneller ab.“

Die Verbuchung funktioniert über die sogenannte RFID-Technik. Das RFID-System besteht aus einem Transponder – einem unscheinbaren Funketikett, das sich in allen Büchern und anderen Medien der Bücherei befindet. Die Selbstverbucher-Station erkennt die Etiketten und weiß so, um welches Buch es sich gerade handelt.

Die Technik dahinter

Bis so ein RFID-System funktioniert, bedarf es viel Vorbereitung. Irgendjemand muss die Etiketten schließlich erst einmal in die Bücher kleben. Bei 32 300 ausleihbaren Medien in der Sammlung der Stadtbücherei ist das ein hoher Aufwand. „Wir hatten eine externe Firma, die uns hier geholfen hat. Rund 6000 Bücher, Spiele und Filme mussten wir selbst bekleben“, sagt Angelika Stammel. Sollte trotzdem einmal ein Medium nicht richtig abgescannt sein, ertönt ein Signal über die elektronische Sicherung an der Eingangstür der Bücherei.

Billig ist so eine Selbstverbucher-Station jedoch nicht. Etwa 45 000 Euro hat das Projekt gekostet. „Das Ganze wurde aber zu 90 Prozent vom Förderprogramm ‚Wissenswandel’ unterstützt“ betont Stammel.

In einigen skandinavischen Ländern gibt es übrigens bereits sogenannte „open libraries“, Bibliotheken, die 24 Stunden geöffnet sind und in denen man sich Medien ganz ohne Personal ausleihen kann. In Marktredwitz ist das noch reine Zukunftsmusik. Dass man dank der neuen Station aber irgendwann vielleicht auch außerhalb der Zeiten, in denen Personal vor Ort ist, öffnen könnte, kann sich Angelika Stammel durchaus vorstellen.

Bei seinem Besuch war Oliver Weigel jedenfalls begeistert: „Wir können auf jeden Fall stolz darauf sein, so ein modernes System in unserer Stadtbücherei zu haben. Das ist in einer kleinen Stadt wie Marktredwitz nicht selbstverständlich.“ Er sprach auch ein Lob an das Bücherei-Team aus, das vorbildliche Arbeit leiste.

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