In Hof Junger Bierbrauer wird Altenpfleger

Der 20-jährige Erik Glaser aus Hof schult um: „Früher habe ich mit Maschinen gearbeitet, heute arbeite ich mit Menschen.“

 
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Erik Glaser, neuer Azubi beim BRK-Seniorenwohnen in Hof. Foto: Rödel/BRK-Seniorenwohnen

Eigentlich könnte Erik Glaser jeden Tag zur Arbeit gehen und stolz auf das sein, was er schon alles erreicht hat: Bald legt der 20-Jährige seine letzten beiden Prüfungen ab – und ist dann Meister im Brauer- und Mälzerhandwerk. Doch der gebürtige Hofer schlägt einen ganz anderen Weg ein: „Ich habe gemerkt, dass der Beruf des Bierbrauers zwar ganz nett ist, mich aber nicht ausfüllt“, erklärt der junge Mann.

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Im vergangenen Winter durchforstete er das Internet nach regionalen Stellenangeboten; denn durch den Besuch der Meisterschule ist er ortsgebunden. So wurde er auf das BRK-Seniorenwohnen Hof aufmerksam.

Ein Praktikum sollte Klarheit bringen, ob ein Branchenwechsel in Frage kommt. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich einmal in der Altenpflege arbeiten werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, schildert Erik Glaser seine damaligen Gedanken. Wie viele Menschen kennt er die Pflege vor allem aus den Medien. Das dort vorherrschende Bild vermittelt oft, dass die Altenpflege stressig ist; viele kehren dem Beruf den Rücken, weil sie ausgebrannt sind.

Doch im BRK-Haus machte der junge Mann schöne Erfahrungen, schon wegen der dort herrschenden freundlichen Atmosphäre. Und sowohl Einrichtungsleiterin Simone Rödel als auch Praxisanleiterin Sarah Ritter lernten den engagierten neuen Helfer während der Praktikumswoche zu schätzen.

Und weil man in der Pflege auch ohne Ausbildung arbeiten kann, fing Glaser im März dieses Jahres als Pflegehelfer im BRK-Seniorenwohnen Hof an. Nebenbei büffelte er weiter, um die Meisterschule erfolgreich abzuschließen.

Nach einem halben Jahr stand fest: Erik Glaser beginnt eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Da der Beruf generalistisch angelegt ist, wird er auch im Krankenhaus und in der Geriatrie ausgebildet – eine Basis bleibt aber das Seniorenwohnen.

Vom Bierbrauer zur Pflegefachkraft – was sagen da die Familie und Freunde? „Meine Mutter konnte es anfänglich nicht verstehen“, berichtet Glaser. Doch nachdem nun alles gefestigt ist und er die Ausbildung begonnen hat, unterstütze sie ihren Sohn. Von Freunden bekomme er für den Schritt vor allem Anerkennung.

„Die Leute wissen, wie wichtig die Pflege ist – aber kaum einer redet darüber“, fasst Erik Glaser die komplexe Situation zusammen. Ihm selbst gebe der Beruf jedoch das Gefühl und die Sicherheit, etwas Sinnvolles zu tun. Ebenso sei es ihm wichtig, in einer krisensichern Branche zu arbeiten, betont der 20-Jährige, der in seiner Freizeit beim Technischen Hilfswerk engagiert ist. Auch finanziell will er es schaffen. „Ich habe ganz gut verdient und etwas zurückgelegt“, sagt er. Keines der vielen Förderprogramme, die es für Pflege-Quereinsteiger gibt, greift bei ihm. Sein Standpunkt lautet aber: „Wenn ich etwas will, dann schaffe ich es auch.“

Früher habe er mit Maschinen gearbeitet – „heute arbeite ich mit Menschen“, sagt Glaser. Wenn Maschinen ausfallen, dauere es auch mal eine Woche, bis sie wieder laufen. Bei Menschen sei das anders – aber das sei genau der Punkt, der ihm in seiner neuen Arbeit so gut gefalle. „Von Maschinen gibt es kein Feedback“, sagt der neue Azubi. „Die Senioren schätzen meine Arbeit. Sie sind froh, dass ich sie unterstütze.“